Brandes, Heinrich Wilhelm: Vorlesungen über die Naturlehre. Bd. 1. Leipzig, 1830.Schwere dadurch geändert wird, sehr geringe ist, so hat man ihn Man hat die Kraft der Schwere noch auf eine andre Weise *) Gehlers Wörterb. Art. Erde. S. 944. 949.
Schwere dadurch geaͤndert wird, ſehr geringe iſt, ſo hat man ihn Man hat die Kraft der Schwere noch auf eine andre Weiſe *) Gehlers Woͤrterb. Art. Erde. S. 944. 949.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0107" n="85"/> Schwere dadurch geaͤndert wird, ſehr geringe iſt, ſo hat man ihn<lb/> doch, namentlich bei den ausdruͤcklich zu dieſem Zwecke an dem<lb/> Berge <hi rendition="#g">Shehallien</hi> angeſtellten Beobachtungen, wahrnehmen<lb/> koͤnnen. Dieſe Wahrnehmung findet naͤmlich dadurch ſtatt, daß<lb/> wir am Himmel ſehr genau beſtimmen koͤnnen, wie weit die nach<lb/> dem Mittelpuncte der Erde gehenden Richtungen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">AC, GC,</hi></hi> bei<lb/> bekannter Entfernung der Beobachtungs-Orte <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A, G,</hi></hi> von einan-<lb/> der abweichen muͤſſen, und nun an den in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">A</hi></hi> und in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">G</hi></hi> durch<lb/> das Zenith gehenden Sternen ſehen, ob die beiden Verticallinien<lb/> dieſe Richtungen haben. Die bei dieſer Beobachtung ſich ergebende<lb/> Abweichung bietet ein Mittel dar, die Dichtigkeit der ganzen Erde<lb/> zu beſtimmen, wenn man die Dichtigkeit des die Ablenkung bewir-<lb/> kenden Berges kennt. Waͤre die Mitte dieſes Berges, wo man ſich<lb/> ſeine Maſſe vereinigt denken kann, ein Tauſendtel ſo weit, als der<lb/> Mittelpunct der Erde, von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">G</hi></hi> entfernt, ſo wuͤrde eine Maſſe in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">E</hi></hi><lb/> eine Million mal ſo ſtark als eine gleiche in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi> wirken, betruͤge alſo<lb/> der Berg ein Tauſend-Milliontel der ganzen Erde, ſo zoͤge eine<lb/> tauſendfache Kraft nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">C</hi></hi> und eine einfache nach <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">E,</hi></hi> woraus die<lb/> Richtung der Mittelkraft, als die Richtung des Lothes, hervorginge.<lb/> Kennt man umgekehrt dieſe aus Beobachtungen und weiß zum<lb/> Beiſpiel, daß die Erde 2000 Millionen mal ſo ſtark wirkt, obgleich<lb/> ihr Volumen nur 1000 Millionen mal ſo groß als der Berg waͤre,<lb/> ſo wuͤrde man ihr eine doppelt ſo große Dichtigkeit, als dem Berge<lb/> zuſchreiben. Die Berechnungen jener Verſuche am <hi rendition="#g">Shehallien</hi><lb/> geben die Dichtigkeit der Erde ungefehr 5 mal ſo groß als die Dich-<lb/> tigkeit des Waſſers, und die auf dem <hi rendition="#g">Mont Cenis</hi> angeſtellten<lb/> Verſuche, welche die Schnelligkeit der Pendelſchwingungen zum<lb/> Gegenſtande hatten, haben <hi rendition="#g">Carlini</hi> die Dichtigkeit beinahe 4½<lb/> mal ſo groß, als die des Waſſers, angegeben <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Gehlers</hi> Woͤrterb. Art. <hi rendition="#g">Erde</hi>. S. 944. 949.</note>.</p><lb/> <p>Man hat die Kraft der Schwere noch auf eine andre Weiſe<lb/> mit der Anziehungskraft kleiner Koͤrper zu vergleichen geſucht. <hi rendition="#g">Ca</hi>-<lb/><hi rendition="#g">vendiſh</hi> bediente ſich hiezu der Drehwaage. Ein leichter Waage-<lb/> balken, an beiden Enden mit Bleimaſſen beſchwert, haͤngt an<lb/> einem ſehr feinen Faden, und koͤmmt in der Stellung zur Ruhe,<lb/> wo der Faden ganz ungedreht iſt. Naͤhert man nun mit aller Vor-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [85/0107]
Schwere dadurch geaͤndert wird, ſehr geringe iſt, ſo hat man ihn
doch, namentlich bei den ausdruͤcklich zu dieſem Zwecke an dem
Berge Shehallien angeſtellten Beobachtungen, wahrnehmen
koͤnnen. Dieſe Wahrnehmung findet naͤmlich dadurch ſtatt, daß
wir am Himmel ſehr genau beſtimmen koͤnnen, wie weit die nach
dem Mittelpuncte der Erde gehenden Richtungen AC, GC, bei
bekannter Entfernung der Beobachtungs-Orte A, G, von einan-
der abweichen muͤſſen, und nun an den in A und in G durch
das Zenith gehenden Sternen ſehen, ob die beiden Verticallinien
dieſe Richtungen haben. Die bei dieſer Beobachtung ſich ergebende
Abweichung bietet ein Mittel dar, die Dichtigkeit der ganzen Erde
zu beſtimmen, wenn man die Dichtigkeit des die Ablenkung bewir-
kenden Berges kennt. Waͤre die Mitte dieſes Berges, wo man ſich
ſeine Maſſe vereinigt denken kann, ein Tauſendtel ſo weit, als der
Mittelpunct der Erde, von G entfernt, ſo wuͤrde eine Maſſe in E
eine Million mal ſo ſtark als eine gleiche in C wirken, betruͤge alſo
der Berg ein Tauſend-Milliontel der ganzen Erde, ſo zoͤge eine
tauſendfache Kraft nach C und eine einfache nach E, woraus die
Richtung der Mittelkraft, als die Richtung des Lothes, hervorginge.
Kennt man umgekehrt dieſe aus Beobachtungen und weiß zum
Beiſpiel, daß die Erde 2000 Millionen mal ſo ſtark wirkt, obgleich
ihr Volumen nur 1000 Millionen mal ſo groß als der Berg waͤre,
ſo wuͤrde man ihr eine doppelt ſo große Dichtigkeit, als dem Berge
zuſchreiben. Die Berechnungen jener Verſuche am Shehallien
geben die Dichtigkeit der Erde ungefehr 5 mal ſo groß als die Dich-
tigkeit des Waſſers, und die auf dem Mont Cenis angeſtellten
Verſuche, welche die Schnelligkeit der Pendelſchwingungen zum
Gegenſtande hatten, haben Carlini die Dichtigkeit beinahe 4½
mal ſo groß, als die des Waſſers, angegeben *).
Man hat die Kraft der Schwere noch auf eine andre Weiſe
mit der Anziehungskraft kleiner Koͤrper zu vergleichen geſucht. Ca-
vendiſh bediente ſich hiezu der Drehwaage. Ein leichter Waage-
balken, an beiden Enden mit Bleimaſſen beſchwert, haͤngt an
einem ſehr feinen Faden, und koͤmmt in der Stellung zur Ruhe,
wo der Faden ganz ungedreht iſt. Naͤhert man nun mit aller Vor-
*) Gehlers Woͤrterb. Art. Erde. S. 944. 949.
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