Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.Bericht von der Pest. die Gestalt/ Grösse/ und das Fieber/ wel-ches meistentheils mit ihnen ist. 3. Von den Flöhflecken/ welche meistentheils ein Pünctlein in der Mitten haben/ da die Flöh hin gebissen/ seynd sie auch zu unterscheiden/ denn so man den Flecken gleich drücket/ er sich doch nicht verliehret/ so auch erscheinen Flöhflecken im Angesicht. Warum aber sol- che Pestflecken nicht sowol am Angesicht als auff der Brust und Rucken gesehen werden/ wird für die Ursach gehalten/ weil das Hertz/ so mit dem Pestilentz-Gifft am meisten bela- den/ die böse Materi in die nächst angelege- ne Oerter des Leibs treibet/ welches vornen die Brust und der Rücken seyn; daß solche aber nicht ins Angesicht kommen/ verhindert naturae debilitas & distantia loci. Mercuria- lis cap. 7. tr. de maculis. Es folget aber auch nicht/ daß ein jeder soSind ge B 5
Bericht von der Peſt. die Geſtalt/ Groͤſſe/ und das Fieber/ wel-ches meiſtentheils mit ihnen iſt. 3. Von den Floͤhflecken/ welche meiſtentheils ein Puͤnctlein in der Mitten haben/ da die Floͤh hin gebiſſen/ ſeynd ſie auch zu unterſcheiden/ denn ſo man den Flecken gleich druͤcket/ er ſich doch nicht verliehret/ ſo auch erſcheinen Floͤhflecken im Angeſicht. Warum aber ſol- che Peſtflecken nicht ſowol am Angeſicht als auff der Bruſt und Rucken geſehen werden/ wird fuͤr die Urſach gehalten/ weil das Hertz/ ſo mit dem Peſtilentz-Gifft am meiſten bela- den/ die boͤſe Materi in die naͤchſt angelege- ne Oerter des Leibs treibet/ welches vornen die Bruſt und der Ruͤcken ſeyn; daß ſolche aber nicht ins Angeſicht kommen/ verhindert naturæ debilitas & diſtantia loci. Mercuria- lis cap. 7. tr. de maculis. Es folget aber auch nicht/ daß ein jeder ſoSind ge B 5
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Bericht von der Peſt.
die Geſtalt/ Groͤſſe/ und das Fieber/ wel-
ches meiſtentheils mit ihnen iſt. 3. Von
den Floͤhflecken/ welche meiſtentheils ein
Puͤnctlein in der Mitten haben/ da die Floͤh
hin gebiſſen/ ſeynd ſie auch zu unterſcheiden/
denn ſo man den Flecken gleich druͤcket/ er
ſich doch nicht verliehret/ ſo auch erſcheinen
Floͤhflecken im Angeſicht. Warum aber ſol-
che Peſtflecken nicht ſowol am Angeſicht als
auff der Bruſt und Rucken geſehen werden/
wird fuͤr die Urſach gehalten/ weil das Hertz/
ſo mit dem Peſtilentz-Gifft am meiſten bela-
den/ die boͤſe Materi in die naͤchſt angelege-
ne Oerter des Leibs treibet/ welches vornen
die Bruſt und der Ruͤcken ſeyn; daß ſolche
aber nicht ins Angeſicht kommen/ verhindert
naturæ debilitas & diſtantia loci. Mercuria-
lis cap. 7. tr. de maculis.
Es folget aber auch nicht/ daß ein jeder ſo
die Peſt bekommet/ etwas von dieſen dreyen
Stuͤcken haben muͤſſe/ denn es geſchiehet
offtmalen/ daß der von der Peſt erkranckete
Patient von uͤbereyletem Gewalt des Giffts
dahin ſtirbt/ ehe noch ſolche Zeichen ausbre-
chen: oder es iſt auch wol der Natur Krafft
und Staͤrcke bey den Krancken ſo gering/ daß
ſie das Gifft auff ſolche Weiſe nicht auszu-
treiben vermag; auch ſchreibt Paracelſus tr.
de Peſte cap. 1. alſo: Mercke/ daß zwey Pe-
ſtilentzen ſeyn/ eine die ſich inwendig vollen-
det/ die ander dringet heraus; die inwendi-
ge
Sind
nicht alle-
mal Pe-
ſtis.
Peſtilentz
iſt zweyer-
ley.
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Zitationshilfe: | Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/47>, abgerufen am 22.07.2024. |