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Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

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Bericht von der Pest.
so schön/ als wenn er von den gesundesten
Menschen kommen wäre: die Ursach hievon
schreibet Thom. Jordan. de Pest. phaen. tr. 1.
Es begibt sich aber/ daß manchmal der Kran-
cke von dem Gifft überwunden wird/ und
stirbt/ ehe eine starcke empfindliche Fäulung
entstehen kan: dieweil dieses Gifft specifica
quadam malitia
aus angebohrner Feind-
schafft den Spititibus cordis zuwider ist/ und
offt weniger mit den visceribus zu schicken
hat; daher auch der Urin geringe Anzeigung
geben kan.

Fürnemlich aber gibt sich die Pest durchDie drey
Haupt-
stück/ wo-
mit sich die
Pest zu er-
kennen
gibt.

3. Haupt-Characteres zu erkennen/ als durch
Beulen/ Blattern und Flecken. Die Beu-
len sind nichts anders als rothlechte Ge-
schwulsten/ mit einer Entzündung/ so hart
in der Haut zu sitzen pflegen/ spannen/ und
wenn man darauff drückt/ wiederbauschen/
halten sich sehr in Glandulis, als unter den
Achseln/ hinter den Ohren/ am Halß/
Brust etc. je höher und scheinbarer solche aber
seyn/ je besser ist es. Sonst werden sie auch
Drüsen oder Pestilentz-Drüsen genennet.
Woher es aber komme/ daß die Bubones
und Beulen meistens unter den Achseln und
Heil-Drüsen erscheinen/ und sich herfür thun/
wird für die Ursach gehalten/ 1. weil diese
Oerter des Leibs vor andern so herauswärts
liegen/ weich und feucht. 2. Weilen sie ei-
ne scharffe Hitz/ oder mordacem ardorem &

pro-
B 3

Bericht von der Peſt.
ſo ſchoͤn/ als wenn er von den geſundeſten
Menſchen kommen waͤre: die Urſach hievon
ſchreibet Thom. Jordan. de Peſt. phæn. tr. 1.
Es begibt ſich aber/ daß manchmal der Kran-
cke von dem Gifft uͤberwunden wird/ und
ſtirbt/ ehe eine ſtarcke empfindliche Faͤulung
entſtehen kan: dieweil dieſes Gifft ſpecificâ
quadam malitiâ
aus angebohrner Feind-
ſchafft den Spititibus cordis zuwider iſt/ und
offt weniger mit den viſceribus zu ſchicken
hat; daher auch der Urin geringe Anzeigung
geben kan.

Fuͤrnemlich aber gibt ſich die Peſt durchDie drey
Haupt-
ſtuͤck/ wo-
mit ſich die
Peſt zu er-
kennen
gibt.

3. Haupt-Characteres zu erkennen/ als durch
Beulen/ Blattern und Flecken. Die Beu-
len ſind nichts anders als rothlechte Ge-
ſchwulſten/ mit einer Entzuͤndung/ ſo hart
in der Haut zu ſitzen pflegen/ ſpannen/ und
wenn man darauff druͤckt/ wiederbauſchen/
halten ſich ſehr in Glandulis, als unter den
Achſeln/ hinter den Ohren/ am Halß/
Bruſt ꝛc. je hoͤher und ſcheinbarer ſolche aber
ſeyn/ je beſſer iſt es. Sonſt werden ſie auch
Druͤſen oder Peſtilentz-Druͤſen genennet.
Woher es aber komme/ daß die Bubones
und Beulen meiſtens unter den Achſeln und
Heil-Druͤſen erſcheinen/ und ſich herfuͤr thun/
wird fuͤr die Urſach gehalten/ 1. weil dieſe
Oerter des Leibs vor andern ſo herauswaͤrts
liegen/ weich und feucht. 2. Weilen ſie ei-
ne ſcharffe Hitz/ oder mordacem ardorem &

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B 3
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[21/0043] Bericht von der Peſt. ſo ſchoͤn/ als wenn er von den geſundeſten Menſchen kommen waͤre: die Urſach hievon ſchreibet Thom. Jordan. de Peſt. phæn. tr. 1. Es begibt ſich aber/ daß manchmal der Kran- cke von dem Gifft uͤberwunden wird/ und ſtirbt/ ehe eine ſtarcke empfindliche Faͤulung entſtehen kan: dieweil dieſes Gifft ſpecificâ quadam malitiâ aus angebohrner Feind- ſchafft den Spititibus cordis zuwider iſt/ und offt weniger mit den viſceribus zu ſchicken hat; daher auch der Urin geringe Anzeigung geben kan. Fuͤrnemlich aber gibt ſich die Peſt durch 3. Haupt-Characteres zu erkennen/ als durch Beulen/ Blattern und Flecken. Die Beu- len ſind nichts anders als rothlechte Ge- ſchwulſten/ mit einer Entzuͤndung/ ſo hart in der Haut zu ſitzen pflegen/ ſpannen/ und wenn man darauff druͤckt/ wiederbauſchen/ halten ſich ſehr in Glandulis, als unter den Achſeln/ hinter den Ohren/ am Halß/ Bruſt ꝛc. je hoͤher und ſcheinbarer ſolche aber ſeyn/ je beſſer iſt es. Sonſt werden ſie auch Druͤſen oder Peſtilentz-Druͤſen genennet. Woher es aber komme/ daß die Bubones und Beulen meiſtens unter den Achſeln und Heil-Druͤſen erſcheinen/ und ſich herfuͤr thun/ wird fuͤr die Urſach gehalten/ 1. weil dieſe Oerter des Leibs vor andern ſo herauswaͤrts liegen/ weich und feucht. 2. Weilen ſie ei- ne ſcharffe Hitz/ oder mordacem ardorem & pro- Die drey Haupt- ſtuͤck/ wo- mit ſich die Peſt zu er- kennen gibt. B 3

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Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/43>, abgerufen am 02.05.2024.