Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.Das XX. Capitel. an dem geschicktest- und gelehrtesten Mediconicht ermangelt/ und gleichwol sterben müs- sen. Es dienet aber zu wissen/ daß kein Me- dicus unter allen Menschen zu finden ist/ der allen Krancken helffen möge/ sintemal allein zu helffen ein Reservatum Dei ist/ oder ein solches Ding/ welches GOtt seiner Macht vorbehalten hat/ daher er auch sagt: Ich bin der HErr dein Artzt; als wolt er sagen: Ich bin der rechte perfecte und vollkommeneste Medicus, der/ wenn er will/ allein helffen kan. So sind die Medici Menschen/ das ist/ solche/ an welchen dergleichen Perfection vom Fall Adams her keines weges zu finden. So halten sich nicht alle Patienten wie sie sollen/ wie solte denn ein Medicus (ob er schon mit solchem Verstand von GOtt be- gabet wäre) alle erretten können. Item so administriren die Kranckenwärter/ welche dar- zu verordnet seyn/ ihr Ampt gar unfleissig/ und leben des Medici Verordnung sehr schlecht nach/ daß sie den Krancken die Artz- neyen ordentlich reichen sollen. Dann auch übereylet offtermal die Kranckheit den Pati- enten und Medicum, also daß die praescri- birten Mittel nicht bald oder geschwind ge- nug gereichet/ und ihre gehörige Würckung verrichten kan. Insonderheit weil viel/ die die Pest bekommen/ solches verhälen/ biß das Hertz und Spiritus allzusehr eingenommen/ daß keine Rettung mehr zu finden ist. Ist also
Das XX. Capitel. an dem geſchickteſt- und gelehrteſten Mediconicht ermangelt/ und gleichwol ſterben muͤſ- ſen. Es dienet aber zu wiſſen/ daß kein Me- dicus unter allen Menſchen zu finden iſt/ der allen Krancken helffen moͤge/ ſintemal allein zu helffen ein Reſervatum Dei iſt/ oder ein ſolches Ding/ welches GOtt ſeiner Macht vorbehalten hat/ daher er auch ſagt: Ich bin der HErr dein Artzt; als wolt er ſagen: Ich bin der rechte perfecte und vollkommeneſte Medicus, der/ wenn er will/ allein helffen kan. So ſind die Medici Menſchen/ das iſt/ ſolche/ an welchen dergleichen Perfection vom Fall Adams her keines weges zu finden. So halten ſich nicht alle Patienten wie ſie ſollen/ wie ſolte denn ein Medicus (ob er ſchon mit ſolchem Verſtand von GOtt be- gabet waͤre) alle erretten koͤnnen. Item ſo adminiſtriren die Kranckenwaͤrter/ welche dar- zu verordnet ſeyn/ ihr Ampt gar unfleiſſig/ und leben des Medici Verordnung ſehr ſchlecht nach/ daß ſie den Krancken die Artz- neyen ordentlich reichen ſollen. Dann auch uͤbereylet offtermal die Kranckheit den Pati- enten und Medicum, alſo daß die præſcri- birten Mittel nicht bald oder geſchwind ge- nug gereichet/ und ihre gehoͤrige Wuͤrckung verrichten kan. Inſonderheit weil viel/ die die Peſt bekommen/ ſolches verhaͤlen/ biß das Hertz und Spiritus allzuſehr eingenommen/ daß keine Rettung mehr zu finden iſt. Iſt alſo
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Das XX. Capitel.
an dem geſchickteſt- und gelehrteſten Medico
nicht ermangelt/ und gleichwol ſterben muͤſ-
ſen. Es dienet aber zu wiſſen/ daß kein Me-
dicus unter allen Menſchen zu finden iſt/ der
allen Krancken helffen moͤge/ ſintemal allein
zu helffen ein Reſervatum Dei iſt/ oder ein
ſolches Ding/ welches GOtt ſeiner Macht
vorbehalten hat/ daher er auch ſagt: Ich bin
der HErr dein Artzt; als wolt er ſagen: Ich
bin der rechte perfecte und vollkommeneſte
Medicus, der/ wenn er will/ allein helffen
kan. So ſind die Medici Menſchen/ das
iſt/ ſolche/ an welchen dergleichen Perfection
vom Fall Adams her keines weges zu finden.
So halten ſich nicht alle Patienten wie ſie
ſollen/ wie ſolte denn ein Medicus (ob er
ſchon mit ſolchem Verſtand von GOtt be-
gabet waͤre) alle erretten koͤnnen. Item ſo
adminiſtriren die Kranckenwaͤrter/ welche dar-
zu verordnet ſeyn/ ihr Ampt gar unfleiſſig/
und leben des Medici Verordnung ſehr
ſchlecht nach/ daß ſie den Krancken die Artz-
neyen ordentlich reichen ſollen. Dann auch
uͤbereylet offtermal die Kranckheit den Pati-
enten und Medicum, alſo daß die præſcri-
birten Mittel nicht bald oder geſchwind ge-
nug gereichet/ und ihre gehoͤrige Wuͤrckung
verrichten kan. Inſonderheit weil viel/ die
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