Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.Das XVII. Capitel. hero auch Menandus lib. 13. epist. 1. dieje-nige lieber höret/ welche ehe im Anfang der Pest/ so bald immer nur geschehen kan/ al- lerley evacuationes an Hand zu nehmen. Je- dennoch aber so will die böse Materie nach Hippocr. Meynung zuvor praeparirt/ und von der Natur zahm gemachet seyn. Hinge- gen wenn man gleich von Anfang der Kranckheit purgiren wolte/ so würde die na- tura regitiva zu sehr niedergeworffen. Sin- temal ihr ohne daß der Pest-Gifft so hart zu- setzet. Man soll aber die Natur mehr stär- cken als schwächen. Hierauf folget nun der Schweiß/ daß wofern der inficirte Leib voller überflüssiger böser Feuchtigkeit steckt/ und solche an der empfangenen Pest Ursach sind/ soll man auf die Concoction und Prae- paration derselben nicht warten; Im Fall aber keine so grosse Menge besagter Materie vorhanden/ das Gifft auch etwa anderwert- lichen herkommen/ und der Medicus nicht alsobald geruffen worden/ soll man das Purgiren so lange aufschieben/ bis der Gifft durch Krafft der Gifft-treibenden Artzneyen gantz gedämpffet/ zumalen weil auch der ge- ringste Pest-Gifft durch purgirende Artzneyen auffgerüttelt werden kan/ daß der Patient/ welcher zuvor noch hätte können davon kom- men/ alsdann allererst recht erkrancket/ und den Geist auffgeben wird. Endli-
Das XVII. Capitel. hero auch Menandus lib. 13. epiſt. 1. dieje-nige lieber hoͤret/ welche ehe im Anfang der Peſt/ ſo bald immer nur geſchehen kan/ al- lerley evacuationes an Hand zu nehmen. Je- dennoch aber ſo will die boͤſe Materie nach Hippocr. Meynung zuvor præparirt/ und von der Natur zahm gemachet ſeyn. Hinge- gen wenn man gleich von Anfang der Kranckheit purgiren wolte/ ſo wuͤrde die na- tura regitiva zu ſehr niedergeworffen. Sin- temal ihr ohne daß der Peſt-Gifft ſo hart zu- ſetzet. Man ſoll aber die Natur mehr ſtaͤr- cken als ſchwaͤchen. Hierauf folget nun der Schweiß/ daß wofern der inficirte Leib voller uͤberfluͤſſiger boͤſer Feuchtigkeit ſteckt/ und ſolche an der empfangenen Peſt Urſach ſind/ ſoll man auf die Concoction und Præ- paration derſelben nicht warten; Im Fall aber keine ſo groſſe Menge beſagter Materie vorhanden/ das Gifft auch etwa anderwert- lichen herkommen/ und der Medicus nicht alſobald geruffen worden/ ſoll man das Purgiren ſo lange aufſchieben/ bis der Gifft durch Krafft der Gifft-treibenden Artzneyen gantz gedaͤmpffet/ zumalen weil auch der ge- ringſte Peſt-Gifft durch purgirende Artzneyen auffgeruͤttelt werden kan/ daß der Patient/ welcher zuvor noch haͤtte koͤnnen davon kom- men/ alsdann allererſt recht erkrancket/ und den Geiſt auffgeben wird. Endli-
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Das XVII. Capitel.
hero auch Menandus lib. 13. epiſt. 1. dieje-
nige lieber hoͤret/ welche ehe im Anfang der
Peſt/ ſo bald immer nur geſchehen kan/ al-
lerley evacuationes an Hand zu nehmen. Je-
dennoch aber ſo will die boͤſe Materie nach
Hippocr. Meynung zuvor præparirt/ und
von der Natur zahm gemachet ſeyn. Hinge-
gen wenn man gleich von Anfang der
Kranckheit purgiren wolte/ ſo wuͤrde die na-
tura regitiva zu ſehr niedergeworffen. Sin-
temal ihr ohne daß der Peſt-Gifft ſo hart zu-
ſetzet. Man ſoll aber die Natur mehr ſtaͤr-
cken als ſchwaͤchen. Hierauf folget nun der
Schweiß/ daß wofern der inficirte Leib
voller uͤberfluͤſſiger boͤſer Feuchtigkeit ſteckt/
und ſolche an der empfangenen Peſt Urſach
ſind/ ſoll man auf die Concoction und Præ-
paration derſelben nicht warten; Im Fall
aber keine ſo groſſe Menge beſagter Materie
vorhanden/ das Gifft auch etwa anderwert-
lichen herkommen/ und der Medicus nicht
alſobald geruffen worden/ ſoll man das
Purgiren ſo lange aufſchieben/ bis der Gifft
durch Krafft der Gifft-treibenden Artzneyen
gantz gedaͤmpffet/ zumalen weil auch der ge-
ringſte Peſt-Gifft durch purgirende Artzneyen
auffgeruͤttelt werden kan/ daß der Patient/
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men/ alsdann allererſt recht erkrancket/ und
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