Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.Vom Schröpffen in Pest etc. daß ein jeder beyzeiten/ ehe er mit dieser Pla-ge angegriffen/ wo er blutreich/ aderlassen/ wo er aber sonsten im Leib gar unrein/ sich pur- giren solte. Und im Fall der Gifft solchen praeservirten Personen noch mals zusetzen wür- de/ so achte ich dafür/ daß schröpffen bey- des im Anfang/ sowol auch wenn ein giffti- ges Zeichen auffgeschossen/ am bequemsten sey: besonders wenn die Haut desto tieffer eröffnet/ möchte es die Aderläß wol vertret- ten/ und müsse die übermässige Hitze durch andere Mittel/ wenn hier das Schröpffen zu sch wach/ benommen werden. Und obwol ein hefftiger Schmertz an dem presthafften Glied oder um dasselbe gefühlet würde/ wel- ches den Laßkopff nicht zulassen möchte/ so kan solches an dem nächsten Ort dabey ge- schehen/ damit das verderbte Blut ausgezo- gen werde. Und dieses Mittel wäre umb dreyerley Ursachen willen vorzuschlagen: 1. Weil schröpffen nicht so sehr schwächen kan/ als Aderlassen. 2. Weil durch schröpf- fen das Blut nicht so hefftig kan beweget/ und also dessen Menge sanffter als durch A- derlassen abgeholffen werden/ die Bewegung aber/ wie oben gedacht/ zugleich das Blut von dem Gifft beweget/ und weiter ausge- sireuet. 3. Auch weil die Laßköpfflein diese Art haben/ daß sie an sich ziehen/ so kan da- durch der Gifft neben dem Blut ausgezogen/ oder zum wenigsten heraus gegen die Haut ge- P 4
Vom Schroͤpffen in Peſt ꝛc. daß ein jeder beyzeiten/ ehe er mit dieſer Pla-ge angegriffen/ wo er blutreich/ aderlaſſen/ wo er aber ſonſten im Leib gar unrein/ ſich pur- giren ſolte. Und im Fall der Gifft ſolchen præſervirten Perſonen noch mals zuſetzen wuͤr- de/ ſo achte ich dafuͤr/ daß ſchroͤpffen bey- des im Anfang/ ſowol auch wenn ein giffti- ges Zeichen auffgeſchoſſen/ am bequemſten ſey: beſonders wenn die Haut deſto tieffer eroͤffnet/ moͤchte es die Aderlaͤß wol vertret- ten/ und muͤſſe die uͤbermaͤſſige Hitze durch andere Mittel/ wenn hier das Schroͤpffen zu ſch wach/ benommen werden. Und obwol ein hefftiger Schmertz an dem preſthafften Glied oder um daſſelbe gefuͤhlet wuͤrde/ wel- ches den Laßkopff nicht zulaſſen moͤchte/ ſo kan ſolches an dem naͤchſten Ort dabey ge- ſchehen/ damit das verderbte Blut ausgezo- gen werde. Und dieſes Mittel waͤre umb dreyerley Urſachen willen vorzuſchlagen: 1. Weil ſchroͤpffen nicht ſo ſehr ſchwaͤchen kan/ als Aderlaſſen. 2. Weil durch ſchroͤpf- fen das Blut nicht ſo hefftig kan beweget/ und alſo deſſen Menge ſanffter als durch A- derlaſſen abgeholffen werden/ die Bewegung aber/ wie oben gedacht/ zugleich das Blut von dem Gifft beweget/ und weiter ausge- ſireuet. 3. Auch weil die Laßkoͤpfflein dieſe Art haben/ daß ſie an ſich ziehen/ ſo kan da- durch der Gifft neben dem Blut ausgezogen/ oder zum wenigſten heraus gegen die Haut ge- P 4
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Vom Schroͤpffen in Peſt ꝛc.
daß ein jeder beyzeiten/ ehe er mit dieſer Pla-
ge angegriffen/ wo er blutreich/ aderlaſſen/ wo
er aber ſonſten im Leib gar unrein/ ſich pur-
giren ſolte. Und im Fall der Gifft ſolchen
præſervirten Perſonen noch mals zuſetzen wuͤr-
de/ ſo achte ich dafuͤr/ daß ſchroͤpffen bey-
des im Anfang/ ſowol auch wenn ein giffti-
ges Zeichen auffgeſchoſſen/ am bequemſten
ſey: beſonders wenn die Haut deſto tieffer
eroͤffnet/ moͤchte es die Aderlaͤß wol vertret-
ten/ und muͤſſe die uͤbermaͤſſige Hitze durch
andere Mittel/ wenn hier das Schroͤpffen
zu ſch wach/ benommen werden. Und obwol
ein hefftiger Schmertz an dem preſthafften
Glied oder um daſſelbe gefuͤhlet wuͤrde/ wel-
ches den Laßkopff nicht zulaſſen moͤchte/ ſo
kan ſolches an dem naͤchſten Ort dabey ge-
ſchehen/ damit das verderbte Blut ausgezo-
gen werde. Und dieſes Mittel waͤre umb
dreyerley Urſachen willen vorzuſchlagen:
1. Weil ſchroͤpffen nicht ſo ſehr ſchwaͤchen
kan/ als Aderlaſſen. 2. Weil durch ſchroͤpf-
fen das Blut nicht ſo hefftig kan beweget/
und alſo deſſen Menge ſanffter als durch A-
derlaſſen abgeholffen werden/ die Bewegung
aber/ wie oben gedacht/ zugleich das Blut
von dem Gifft beweget/ und weiter ausge-
ſireuet. 3. Auch weil die Laßkoͤpfflein dieſe
Art haben/ daß ſie an ſich ziehen/ ſo kan da-
durch der Gifft neben dem Blut ausgezogen/
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