Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom Aderlassen in Pest etc.
darneben die Erfahrung bezeuget/ daß nicht
allein in dem mittelsten/ sondern auch ersten
und letzten Monat eine Aderlaß sehr ersprieß-
lich gewesen. Derowegen ob schon das
Pest-Gifft an und vor sich selbst kein Ader-
laß erforderte/ so kan sie so wohl bey den
Pest-Suchtigen als bey andern Schwan-
gern in denen Fällen zugelassen werden.

Auf was Art aber solches Aderlassen ge-Wie oft
das
Aderlas-
sen gesche-
ben soll.

schehen soll/ darüber fallen wiederum unter-
schiedene Meynungen/ wie nemlich man auf
einmal nicht so viel Blut lauffen lassen solle/
und besser wäre/ man verrichtete die Ader-
laß auf etliche mal. Diesem entgegen aber
lehren andere/ daß man es nicht auf vielmal/
sondern auf einmal thun solte. Denn was
man auf einmal thun könne/ wäre nicht von-
nöthen/ auf zwey- oder dreymal zu verrichten.
Zudem so endigte sich vielmehr eine
Schwachheit und verhalte ein und ander
Symptoma, wannn ihr die Causa auf einmal
benommen wurde. Aber dieses mag wohl in
praeservatione,
und wo keine Hindernüß ge-
spüret wird/ zugelassen werden. Sonst
aber/ wenn die Schwachheit eine grosse
Aderlaß erfordert/ die Kräffte aber schwach
sind/ eine lassitudo phlegmonosa vorhanden
ist/ der Patient bald ohnmächtig wird/ und
die Aderlaß der revulsion nicht aber der
schlechten vacuation halber vorgenommen
worden/ ist rathsamer/ daß man partitis

vici-

Vom Aderlaſſen in Peſt ꝛc.
darneben die Erfahrung bezeuget/ daß nicht
allein in dem mittelſten/ ſondern auch erſten
und letzten Monat eine Aderlaß ſehr erſprieß-
lich geweſen. Derowegen ob ſchon das
Peſt-Gifft an und vor ſich ſelbſt kein Ader-
laß erforderte/ ſo kan ſie ſo wohl bey den
Peſt-Suchtigen als bey andern Schwan-
gern in denen Faͤllen zugelaſſen werden.

Auf was Art aber ſolches Aderlaſſen ge-Wie oft
das
Aderlaſ-
ſen geſche-
ben ſoll.

ſchehen ſoll/ daruͤber fallen wiederum unter-
ſchiedene Meynungen/ wie nemlich man auf
einmal nicht ſo viel Blut lauffen laſſen ſolle/
und beſſer waͤre/ man verrichtete die Ader-
laß auf etliche mal. Dieſem entgegen aber
lehren andere/ daß man es nicht auf vielmal/
ſondern auf einmal thun ſolte. Denn was
man auf einmal thun koͤnne/ waͤre nicht von-
noͤthen/ auf zwey- oder dreymal zu verrichten.
Zudem ſo endigte ſich vielmehr eine
Schwachheit und verhalte ein und ander
Symptoma, wannn ihr die Cauſa auf einmal
benommen wurde. Aber dieſes mag wohl in
præſervatione,
und wo keine Hindernuͤß ge-
ſpuͤret wird/ zugelaſſen werden. Sonſt
aber/ wenn die Schwachheit eine groſſe
Aderlaß erfordert/ die Kraͤffte aber ſchwach
ſind/ eine laſſitudo phlegmonoſa vorhanden
iſt/ der Patient bald ohnmaͤchtig wird/ und
die Aderlaß der revulſion nicht aber der
ſchlechten vacuation halber vorgenommen
worden/ iſt rathſamer/ daß man partitis

vici-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0245" n="223"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Vom Aderla&#x017F;&#x017F;en in Pe&#x017F;t &#xA75B;c.</hi></fw><lb/>
darneben die Erfahrung bezeuget/ daß nicht<lb/>
allein in dem mittel&#x017F;ten/ &#x017F;ondern auch er&#x017F;ten<lb/>
und letzten Monat eine Aderlaß &#x017F;ehr er&#x017F;prieß-<lb/>
lich gewe&#x017F;en. Derowegen ob &#x017F;chon das<lb/>
Pe&#x017F;t-Gifft an und vor &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t kein Ader-<lb/>
laß erforderte/ &#x017F;o kan &#x017F;ie &#x017F;o wohl bey den<lb/>
Pe&#x017F;t-Suchtigen als bey andern Schwan-<lb/>
gern in denen Fa&#x0364;llen zugela&#x017F;&#x017F;en werden.</p><lb/>
        <p>Auf was Art aber &#x017F;olches Aderla&#x017F;&#x017F;en ge-<note place="right">Wie oft<lb/>
das<lb/>
Aderla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en ge&#x017F;che-<lb/>
ben &#x017F;oll.</note><lb/>
&#x017F;chehen &#x017F;oll/ daru&#x0364;ber fallen wiederum unter-<lb/>
&#x017F;chiedene Meynungen/ wie nemlich man auf<lb/>
einmal nicht &#x017F;o viel Blut lauffen la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olle/<lb/>
und be&#x017F;&#x017F;er wa&#x0364;re/ man verrichtete die Ader-<lb/>
laß auf etliche mal. Die&#x017F;em entgegen aber<lb/>
lehren andere/ daß man es nicht auf vielmal/<lb/>
&#x017F;ondern auf einmal thun &#x017F;olte. Denn was<lb/>
man auf einmal thun ko&#x0364;nne/ wa&#x0364;re nicht von-<lb/>
no&#x0364;then/ auf zwey- oder dreymal zu verrichten.<lb/>
Zudem &#x017F;o endigte &#x017F;ich vielmehr eine<lb/>
Schwachheit und verhalte ein und ander<lb/><hi rendition="#aq">Symptoma,</hi> wannn ihr die <hi rendition="#aq">Cau&#x017F;a</hi> auf einmal<lb/>
benommen wurde. Aber die&#x017F;es mag wohl <hi rendition="#aq">in<lb/>
præ&#x017F;ervatione,</hi> und wo keine Hindernu&#x0364;ß ge-<lb/>
&#x017F;pu&#x0364;ret wird/ zugela&#x017F;&#x017F;en werden. Son&#x017F;t<lb/>
aber/ wenn die Schwachheit eine gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Aderlaß erfordert/ die Kra&#x0364;ffte aber &#x017F;chwach<lb/>
&#x017F;ind/ eine <hi rendition="#aq">la&#x017F;&#x017F;itudo phlegmono&#x017F;a</hi> vorhanden<lb/>
i&#x017F;t/ der Patient bald ohnma&#x0364;chtig wird/ und<lb/>
die Aderlaß der <hi rendition="#aq">revul&#x017F;ion</hi> nicht aber der<lb/>
&#x017F;chlechten <hi rendition="#aq">vacuation</hi> halber vorgenommen<lb/>
worden/ i&#x017F;t rath&#x017F;amer/ daß man <hi rendition="#aq">partitis</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">vici-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0245] Vom Aderlaſſen in Peſt ꝛc. darneben die Erfahrung bezeuget/ daß nicht allein in dem mittelſten/ ſondern auch erſten und letzten Monat eine Aderlaß ſehr erſprieß- lich geweſen. Derowegen ob ſchon das Peſt-Gifft an und vor ſich ſelbſt kein Ader- laß erforderte/ ſo kan ſie ſo wohl bey den Peſt-Suchtigen als bey andern Schwan- gern in denen Faͤllen zugelaſſen werden. Auf was Art aber ſolches Aderlaſſen ge- ſchehen ſoll/ daruͤber fallen wiederum unter- ſchiedene Meynungen/ wie nemlich man auf einmal nicht ſo viel Blut lauffen laſſen ſolle/ und beſſer waͤre/ man verrichtete die Ader- laß auf etliche mal. Dieſem entgegen aber lehren andere/ daß man es nicht auf vielmal/ ſondern auf einmal thun ſolte. Denn was man auf einmal thun koͤnne/ waͤre nicht von- noͤthen/ auf zwey- oder dreymal zu verrichten. Zudem ſo endigte ſich vielmehr eine Schwachheit und verhalte ein und ander Symptoma, wannn ihr die Cauſa auf einmal benommen wurde. Aber dieſes mag wohl in præſervatione, und wo keine Hindernuͤß ge- ſpuͤret wird/ zugelaſſen werden. Sonſt aber/ wenn die Schwachheit eine groſſe Aderlaß erfordert/ die Kraͤffte aber ſchwach ſind/ eine laſſitudo phlegmonoſa vorhanden iſt/ der Patient bald ohnmaͤchtig wird/ und die Aderlaß der revulſion nicht aber der ſchlechten vacuation halber vorgenommen worden/ iſt rathſamer/ daß man partitis vici- Wie oft das Aderlaſ- ſen geſche- ben ſoll.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/245
Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/245>, abgerufen am 18.05.2024.