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Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

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Allerhand erörterte Umständ etc.
Gut nicht höher als seine Gesundheit oder
Leib und Leben achte: seine Kranckheit auch
nicht 2. oder 3. Tage verheele/ wie von man-
chen muthwillig zu ihrer eigenen Verwahr-
losung zu geschehen pflegt/ auch zugleich mit
sich andere Leut ins Verderben bringet: Denn
es gibt vielerley Leut/ die solches thun/ und
wenden ihre grosse Noth für/ wegen Abgang
der Nahrung und Lebens-Erhaltung. An-
dere meynen/ daß ihr Ausgehen nichts zu be-
deuten habe/ und mischen sich trotziglich in
die Kirch und unter andere Leut: Etliche stel-
len sich frisch/ in Meynung es heimlich zu
halten/ lachen/ und sind frölich/ trincken mit
andern einen guten Trunck Wein/ damit es
ja niemand mercken soll/ daß sie so hart dar-
nieder gelegen haben/ oder daß sie wol gar
noch nicht an ihrem Schaden geheylet seyn/
sagen wol/ wer es nicht wisse/ dem schade
es auch nicht. Andere gehen muthwillig un-
ter die Leut/ selbigen nur ihren Schaden an-
zuhencken/ damit sie derselben desto eher ledig
werden wollen/ oder vi transplantationis loß
werden können. D. Johann Ewig im Buch
vom Ampt der Obrigkeit cap. 9. schreibt:
So einer vor der bestimmten Zeit ohne Er-Krancke
sollen ohn
Erlaub-
nuß nicht
aus den
Pesthäu-
sern ge-
hen.

laubnuß aus dem Hause gehen wird/ und
sich unter den Hauffen anderer Leut mischen/
der soll von neuem wiederum im Hauß ver-
schlossen bleiben/ als ihme zuvor die Zeit des
Innenbleibens anbefohlen worden/ und soll

über
K 2

Allerhand eroͤrterte Umſtaͤnd ꝛc.
Gut nicht hoͤher als ſeine Geſundheit oder
Leib und Leben achte: ſeine Kranckheit auch
nicht 2. oder 3. Tage verheele/ wie von man-
chen muthwillig zu ihrer eigenen Verwahr-
loſung zu geſchehen pflegt/ auch zugleich mit
ſich andere Leut ins Verderben bringet: Deñ
es gibt vielerley Leut/ die ſolches thun/ und
wenden ihre groſſe Noth fuͤr/ wegen Abgang
der Nahrung und Lebens-Erhaltung. An-
dere meynen/ daß ihr Ausgehen nichts zu be-
deuten habe/ und miſchen ſich trotziglich in
die Kirch und unter andere Leut: Etliche ſtel-
len ſich friſch/ in Meynung es heimlich zu
halten/ lachen/ und ſind froͤlich/ trincken mit
andern einen guten Trunck Wein/ damit es
ja niemand mercken ſoll/ daß ſie ſo hart dar-
nieder gelegen haben/ oder daß ſie wol gar
noch nicht an ihrem Schaden geheylet ſeyn/
ſagen wol/ wer es nicht wiſſe/ dem ſchade
es auch nicht. Andere gehen muthwillig un-
ter die Leut/ ſelbigen nur ihren Schaden an-
zuhencken/ damit ſie derſelben deſto eher ledig
werden wollen/ oder vi transplantationis loß
werden koͤnnen. D. Johann Ewig im Buch
vom Ampt der Obrigkeit cap. 9. ſchreibt:
So einer vor der beſtimmten Zeit ohne Er-Krancke
ſollen ohn
Erlaub-
nuß nicht
aus den
Peſthaͤu-
ſern ge-
hen.

laubnuß aus dem Hauſe gehen wird/ und
ſich unter den Hauffen anderer Leut miſchen/
der ſoll von neuem wiederum im Hauß ver-
ſchloſſen bleiben/ als ihme zuvor die Zeit des
Innenbleibens anbefohlen worden/ und ſoll

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[147/0169] Allerhand eroͤrterte Umſtaͤnd ꝛc. Gut nicht hoͤher als ſeine Geſundheit oder Leib und Leben achte: ſeine Kranckheit auch nicht 2. oder 3. Tage verheele/ wie von man- chen muthwillig zu ihrer eigenen Verwahr- loſung zu geſchehen pflegt/ auch zugleich mit ſich andere Leut ins Verderben bringet: Deñ es gibt vielerley Leut/ die ſolches thun/ und wenden ihre groſſe Noth fuͤr/ wegen Abgang der Nahrung und Lebens-Erhaltung. An- dere meynen/ daß ihr Ausgehen nichts zu be- deuten habe/ und miſchen ſich trotziglich in die Kirch und unter andere Leut: Etliche ſtel- len ſich friſch/ in Meynung es heimlich zu halten/ lachen/ und ſind froͤlich/ trincken mit andern einen guten Trunck Wein/ damit es ja niemand mercken ſoll/ daß ſie ſo hart dar- nieder gelegen haben/ oder daß ſie wol gar noch nicht an ihrem Schaden geheylet ſeyn/ ſagen wol/ wer es nicht wiſſe/ dem ſchade es auch nicht. Andere gehen muthwillig un- ter die Leut/ ſelbigen nur ihren Schaden an- zuhencken/ damit ſie derſelben deſto eher ledig werden wollen/ oder vi transplantationis loß werden koͤnnen. D. Johann Ewig im Buch vom Ampt der Obrigkeit cap. 9. ſchreibt: So einer vor der beſtimmten Zeit ohne Er- laubnuß aus dem Hauſe gehen wird/ und ſich unter den Hauffen anderer Leut miſchen/ der ſoll von neuem wiederum im Hauß ver- ſchloſſen bleiben/ als ihme zuvor die Zeit des Innenbleibens anbefohlen worden/ und ſoll uͤber Krancke ſollen ohn Erlaub- nuß nicht aus den Peſthaͤu- ſern ge- hen. K 2

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Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/169>, abgerufen am 18.05.2024.