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Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.

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Das XI. Capitel.
haben/ wenn er alles verbinden/ und die Händ
an garstige stinckende faule Schäden oder in
Pestzeiten selbst anlegen wolte.

Wie der
Medicus
des Lohns
halber sich
bey Nei-
chen und
Armen zu
verhalten.

Noch ist auch an den Medicum die Frage
zu thun/ wenn er zweyerley Pestkrancke Pa-
tienten hat/ davon einige arm/ und nicht zah-
len können/ die andern aber vermögend/ und
ihm guten Lohn geben können/ ob er die er-
sten verlassen und um des Lohns willen al-
lein zu den Reichen gehen darff? Diese
Frage beantwortet ihm sein Gewissen; Ob
wol nicht ein jeglicher vergebens zum Kran-
cken gehet/ wenn die Kranckheit schon weder
gefährlich noch ansteckend ist/ zu geschwei-
gen wo allererst die Pest zum Fenster heraus
siehet: Aber nicht allein die Christliche Lie-
be/ sondern auch sein Ampt/ darein ihn Gott
gesetzet/ erfordert von ihm/ daß er Hülffe/
Gunst und Kunst geniessen lasse/ allen die de-
rer benöthiget/ sie seyen arm oder reich. Es
ist auch die Billigkeit/ daß er das Leben ei-
nes krancken Menschen errette/ als Geld oder
Gelds werth allein zu gewinnen suche/ gibt
ihm auch ein grössern Ruhm/ den Armen ver-
gebens zu dienen/ als dem Reichen ums
Geld; denn es soll bey dem Medico kein An-
sehen der Person seyn/ denn sonst verbergen
sie das ihnen von GOtt verliehene Talen-
tum:
und wenn sie solches den Armen zu
thun sich weigern/ können sie von der Obrig-
keit darzu angehalten werden. Vor allen

aber

Das XI. Capitel.
haben/ wenn er alles verbinden/ und die Haͤnd
an garſtige ſtinckende faule Schaͤden oder in
Peſtzeiten ſelbſt anlegen wolte.

Wie der
Medicus
des Lohns
halber ſich
bey Nei-
chen und
Armen zu
verhalten.

Noch iſt auch an den Medicum die Frage
zu thun/ wenn er zweyerley Peſtkrancke Pa-
tienten hat/ davon einige arm/ und nicht zah-
len koͤnnen/ die andern aber vermoͤgend/ und
ihm guten Lohn geben koͤnnen/ ob er die er-
ſten verlaſſen und um des Lohns willen al-
lein zu den Reichen gehen darff? Dieſe
Frage beantwortet ihm ſein Gewiſſen; Ob
wol nicht ein jeglicher vergebens zum Kran-
cken gehet/ wenn die Kranckheit ſchon weder
gefaͤhrlich noch anſteckend iſt/ zu geſchwei-
gen wo allererſt die Peſt zum Fenſter heraus
ſiehet: Aber nicht allein die Chriſtliche Lie-
be/ ſondern auch ſein Ampt/ darein ihn Gott
geſetzet/ erfordert von ihm/ daß er Huͤlffe/
Gunſt und Kunſt genieſſen laſſe/ allen die de-
rer benoͤthiget/ ſie ſeyen arm oder reich. Es
iſt auch die Billigkeit/ daß er das Leben ei-
nes krancken Menſchen errette/ als Geld oder
Gelds werth allein zu gewinnen ſuche/ gibt
ihm auch ein groͤſſern Ruhm/ den Armen ver-
gebens zu dienen/ als dem Reichen ums
Geld; denn es ſoll bey dem Medico kein An-
ſehen der Perſon ſeyn/ denn ſonſt verbergen
ſie das ihnen von GOtt verliehene Talen-
tum:
und wenn ſie ſolches den Armen zu
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[118/0140] Das XI. Capitel. haben/ wenn er alles verbinden/ und die Haͤnd an garſtige ſtinckende faule Schaͤden oder in Peſtzeiten ſelbſt anlegen wolte. Noch iſt auch an den Medicum die Frage zu thun/ wenn er zweyerley Peſtkrancke Pa- tienten hat/ davon einige arm/ und nicht zah- len koͤnnen/ die andern aber vermoͤgend/ und ihm guten Lohn geben koͤnnen/ ob er die er- ſten verlaſſen und um des Lohns willen al- lein zu den Reichen gehen darff? Dieſe Frage beantwortet ihm ſein Gewiſſen; Ob wol nicht ein jeglicher vergebens zum Kran- cken gehet/ wenn die Kranckheit ſchon weder gefaͤhrlich noch anſteckend iſt/ zu geſchwei- gen wo allererſt die Peſt zum Fenſter heraus ſiehet: Aber nicht allein die Chriſtliche Lie- be/ ſondern auch ſein Ampt/ darein ihn Gott geſetzet/ erfordert von ihm/ daß er Huͤlffe/ Gunſt und Kunſt genieſſen laſſe/ allen die de- rer benoͤthiget/ ſie ſeyen arm oder reich. Es iſt auch die Billigkeit/ daß er das Leben ei- nes krancken Menſchen errette/ als Geld oder Gelds werth allein zu gewinnen ſuche/ gibt ihm auch ein groͤſſern Ruhm/ den Armen ver- gebens zu dienen/ als dem Reichen ums Geld; denn es ſoll bey dem Medico kein An- ſehen der Perſon ſeyn/ denn ſonſt verbergen ſie das ihnen von GOtt verliehene Talen- tum: und wenn ſie ſolches den Armen zu thun ſich weigern/ koͤnnen ſie von der Obrig- keit darzu angehalten werden. Vor allen aber

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Zitationshilfe: Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/140>, abgerufen am 22.11.2024.