Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714.Das X. Capitel. weilen sie vielfältig der Verstopffung desweiblichen Flusses unterworffen/ da alsdenn solch verstopfftes Geblüt gar leichtlich eine böse Natur gewinnet/ und von dem Pesti- lentzischen Gifft inficirt wird. Letztens auch/ weil sie wie die Kinder den Gemüths-Affe- cten/ als Furcht/ Zorn etc. mehr als erwach- sene Manns-Personen ergeben/ und andern mehrern Schwachheiten unterworffen seyn. Schwan- gere sind der Pest auch son- derlich unter- worffen/So werden die schwangern Weiber auch leichter als die andern mit der Pest inficirt/ Ursach/ weilen sie von wegen schwerer Leibs- bürde schwächer und matter seyn: auch weil es über die halbe Zeit kommet/ und das Kind wächset/ dero Athem je länger je schwacher/ das Einhauchen der Lufft aber grösser wird/ da denn zugleich mit der grossen Menge der in sich gezogenen Lufft viel böses in Leib kom- men kan. Auch weilen wegen Verhaltung des monatlichen Geblüts die böse Materien und Feuchtigkeiten im Leib gleichsam fer- mentiren/ ebuliren oder jähren und auffwal- len. Bey den schwangern Weibern ist auch wie auch Leibs- frucht.die Frucht selbst ein Theil/ und sagt Galen. 1. aphor. 4. daß die Leibsfrucht ihrer Mutter also anhange/ wie eine Frucht dem Baum/ und dieses bezeuget auch die Vernunfft. Ist derowegen kein Wunder/ wann eine Mutter oder schwangere Frau mit der Pest überfal- len wird/ daß gleichsam auch die Frucht im Leib part davon habe/ und in nicht geringe Ge-
Das X. Capitel. weilen ſie vielfaͤltig der Verſtopffung desweiblichen Fluſſes unterworffen/ da alsdenn ſolch verſtopfftes Gebluͤt gar leichtlich eine boͤſe Natur gewinnet/ und von dem Peſti- lentziſchen Gifft inficirt wird. Letztens auch/ weil ſie wie die Kinder den Gemuͤths-Affe- cten/ als Furcht/ Zorn ꝛc. mehr als erwach- ſene Manns-Perſonen ergeben/ und andern mehrern Schwachheiten unterworffen ſeyn. Schwan- gere ſind der Peſt auch ſon- derlich unter- worffen/So werden die ſchwangern Weiber auch leichter als die andern mit der Peſt inficirt/ Urſach/ weilen ſie von wegen ſchwerer Leibs- buͤrde ſchwaͤcher und matter ſeyn: auch weil es uͤber die halbe Zeit kommet/ und das Kind waͤchſet/ dero Athem je laͤnger je ſchwacher/ das Einhauchen der Lufft aber groͤſſer wird/ da denn zugleich mit der groſſen Menge der in ſich gezogenen Lufft viel boͤſes in Leib kom- men kan. Auch weilen wegen Verhaltung des monatlichen Gebluͤts die boͤſe Materien und Feuchtigkeiten im Leib gleichſam fer- mentiren/ ebuliren oder jaͤhren und auffwal- len. Bey den ſchwangern Weibern iſt auch wie auch Leibs- frucht.die Frucht ſelbſt ein Theil/ und ſagt Galen. 1. aphor. 4. daß die Leibsfrucht ihrer Mutter alſo anhange/ wie eine Frucht dem Baum/ und dieſes bezeuget auch die Vernunfft. Iſt derowegen kein Wunder/ wann eine Mutter oder ſchwangere Frau mit der Peſt uͤberfal- len wird/ daß gleichſam auch die Frucht im Leib part davon habe/ und in nicht geringe Ge-
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Das X. Capitel.
weilen ſie vielfaͤltig der Verſtopffung des
weiblichen Fluſſes unterworffen/ da alsdenn
ſolch verſtopfftes Gebluͤt gar leichtlich eine
boͤſe Natur gewinnet/ und von dem Peſti-
lentziſchen Gifft inficirt wird. Letztens auch/
weil ſie wie die Kinder den Gemuͤths-Affe-
cten/ als Furcht/ Zorn ꝛc. mehr als erwach-
ſene Manns-Perſonen ergeben/ und andern
mehrern Schwachheiten unterworffen ſeyn.
So werden die ſchwangern Weiber auch
leichter als die andern mit der Peſt inficirt/
Urſach/ weilen ſie von wegen ſchwerer Leibs-
buͤrde ſchwaͤcher und matter ſeyn: auch weil
es uͤber die halbe Zeit kommet/ und das Kind
waͤchſet/ dero Athem je laͤnger je ſchwacher/
das Einhauchen der Lufft aber groͤſſer wird/
da denn zugleich mit der groſſen Menge der
in ſich gezogenen Lufft viel boͤſes in Leib kom-
men kan. Auch weilen wegen Verhaltung
des monatlichen Gebluͤts die boͤſe Materien
und Feuchtigkeiten im Leib gleichſam fer-
mentiren/ ebuliren oder jaͤhren und auffwal-
len. Bey den ſchwangern Weibern iſt auch
die Frucht ſelbſt ein Theil/ und ſagt Galen.
1. aphor. 4. daß die Leibsfrucht ihrer Mutter
alſo anhange/ wie eine Frucht dem Baum/
und dieſes bezeuget auch die Vernunfft. Iſt
derowegen kein Wunder/ wann eine Mutter
oder ſchwangere Frau mit der Peſt uͤberfal-
len wird/ daß gleichſam auch die Frucht im
Leib part davon habe/ und in nicht geringe
Ge-
Schwan-
gere ſind
der Peſt
auch ſon-
derlich
unter-
worffen/
wie auch
Leibs-
frucht.
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Zitationshilfe: | Bräuner, Johann Jacob: Pest-Büchlein. Frankfurt (Main), 1714, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeuner_pest_1714/120>, abgerufen am 22.07.2024. |