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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.

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der beßte oder schlimmste unter ihnen gewesen -- aber
gewiß ein purer Narr gegen die andern -- bis auf
einen, der ein gutes Bürschgen war. Einmal die
übrigen alle gaben uns leider kein gutes Exempel.
Ich wurde ein Bißlein witziger, aber desto schlim-
mer. Auch sah's mein Vater gar nicht gern, daß
ich mit ihnen laichte; und sagte mir, ich sollte lie-
ber allein hüten, und alle Tag auf eine andre Ge-
gend treiben. Aber Gesellschaft war mir zu neu und
zu angenehm; und wenn ich auch etwa einen Tag
den Rath befolgte, und hörte dann die andern hüpen
und jolen, so war's, als wenn mich ein Paar beym
Rock zerrten, bis ich sie erreicht hatte. Bisweilen
gab's Zänkereyen; dann fuhr ich wieder einen Mor-
gen allein, oder mit dem guten Jacoble; von dem
hab' ich selten ein unnützes Wort gehört, aber die
andern waren mir kurzweiliger. Ich hätte noch viele
Jahre für mich können Gaissen hüten, eh' ich den
Zehntheil von dem allem inne worden wäre, was ich
da gar in Kurzem vernahm. Sie waren alle grös-
ser und älter als ich -- fast aufgeschossene Bengel,
bey denen schon alle argen Leidenschaften aufgewacht.
Schmutzige Zotteu waren alle ihre Reden, und un-
züchtig alle ihre Lieder; bey deren Anhören ich frey-
lich oft Maul und Augen aufthat, oft aber auch
aus Schaamröthe niederschlug. Ueber meinen bis-
herigen Zeitvertrieb lachten sie sich die Haut voll.
Späne und junge Vögel galten ihnen gleich viel,
aussert wenn sie glaubten Geld aus einem zu lösen;
sonst schmissen sie dieselben samt den Nestern fort.

der beßte oder ſchlimmſte unter ihnen geweſen — aber
gewiß ein purer Narr gegen die andern — bis auf
einen, der ein gutes Buͤrſchgen war. Einmal die
uͤbrigen alle gaben uns leider kein gutes Exempel.
Ich wurde ein Bißlein witziger, aber deſto ſchlim-
mer. Auch ſah’s mein Vater gar nicht gern, daß
ich mit ihnen laichte; und ſagte mir, ich ſollte lie-
ber allein huͤten, und alle Tag auf eine andre Ge-
gend treiben. Aber Geſellſchaft war mir zu neu und
zu angenehm; und wenn ich auch etwa einen Tag
den Rath befolgte, und hoͤrte dann die andern huͤpen
und jolen, ſo war’s, als wenn mich ein Paar beym
Rock zerrten, bis ich ſie erreicht hatte. Bisweilen
gab’s Zaͤnkereyen; dann fuhr ich wieder einen Mor-
gen allein, oder mit dem guten Jacoble; von dem
hab’ ich ſelten ein unnuͤtzes Wort gehoͤrt, aber die
andern waren mir kurzweiliger. Ich haͤtte noch viele
Jahre fuͤr mich koͤnnen Gaiſſen huͤten, eh’ ich den
Zehntheil von dem allem inne worden waͤre, was ich
da gar in Kurzem vernahm. Sie waren alle groͤſ-
ſer und aͤlter als ich — faſt aufgeſchoſſene Bengel,
bey denen ſchon alle argen Leidenſchaften aufgewacht.
Schmutzige Zotteu waren alle ihre Reden, und un-
zuͤchtig alle ihre Lieder; bey deren Anhoͤren ich frey-
lich oft Maul und Augen aufthat, oft aber auch
aus Schaamroͤthe niederſchlug. Ueber meinen bis-
herigen Zeitvertrieb lachten ſie ſich die Haut voll.
Spaͤne und junge Voͤgel galten ihnen gleich viel,
auſſert wenn ſie glaubten Geld aus einem zu loͤſen;
ſonſt ſchmiſſen ſie dieſelben ſamt den Neſtern fort.

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[36/0052] der beßte oder ſchlimmſte unter ihnen geweſen — aber gewiß ein purer Narr gegen die andern — bis auf einen, der ein gutes Buͤrſchgen war. Einmal die uͤbrigen alle gaben uns leider kein gutes Exempel. Ich wurde ein Bißlein witziger, aber deſto ſchlim- mer. Auch ſah’s mein Vater gar nicht gern, daß ich mit ihnen laichte; und ſagte mir, ich ſollte lie- ber allein huͤten, und alle Tag auf eine andre Ge- gend treiben. Aber Geſellſchaft war mir zu neu und zu angenehm; und wenn ich auch etwa einen Tag den Rath befolgte, und hoͤrte dann die andern huͤpen und jolen, ſo war’s, als wenn mich ein Paar beym Rock zerrten, bis ich ſie erreicht hatte. Bisweilen gab’s Zaͤnkereyen; dann fuhr ich wieder einen Mor- gen allein, oder mit dem guten Jacoble; von dem hab’ ich ſelten ein unnuͤtzes Wort gehoͤrt, aber die andern waren mir kurzweiliger. Ich haͤtte noch viele Jahre fuͤr mich koͤnnen Gaiſſen huͤten, eh’ ich den Zehntheil von dem allem inne worden waͤre, was ich da gar in Kurzem vernahm. Sie waren alle groͤſ- ſer und aͤlter als ich — faſt aufgeſchoſſene Bengel, bey denen ſchon alle argen Leidenſchaften aufgewacht. Schmutzige Zotteu waren alle ihre Reden, und un- zuͤchtig alle ihre Lieder; bey deren Anhoͤren ich frey- lich oft Maul und Augen aufthat, oft aber auch aus Schaamroͤthe niederſchlug. Ueber meinen bis- herigen Zeitvertrieb lachten ſie ſich die Haut voll. Spaͤne und junge Voͤgel galten ihnen gleich viel, auſſert wenn ſie glaubten Geld aus einem zu loͤſen; ſonſt ſchmiſſen ſie dieſelben ſamt den Neſtern fort.

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Zitationshilfe: Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/52>, abgerufen am 03.12.2024.