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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.

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ihrer Jahren in's Gras beissen, die witzigsten ausser
Lands ihr Brodt suchen mußten, und andre sonst ihr
Glück verwahrloset haben, die übriggebliebenen aber
das seltsamste Gemisch von curjosen Köpfen, alten
Pastoren, dann wieder jungen Herren mit grossen
Hüten und weiten Hosen, ausmachen, und itzt gar,
wie ich höre, mit einander uneins geworden sind.
Wahrlich, eine herrliche Verbrüderung! Gelt, gelt,
ich weiß es -- --

Paul. Ja, ja! und Ich weiß es auch, daß sol-
che Spinnen, wie du, aus den schönsten Bluhmen,
wo die Biene nur Honig findet, das Gift saugen.
Wo ist ein Acker, auf dem nach Verlauf vieler Jah-
re, nicht auch in irgend einem Winkel Unkraut
wächst? Und wenn der beßte, reinste Saamen dar-
ein gesäet wird, so ruhet der böse Feind um so viel
minder, bis er -- und sollt' er die Nacht dazu neh-
men -- auch etwas von jenem drunter gestreut hat.
Und war es nicht auch gerad' so einer, wie du, der
den ersten Zunder zu jenem Zwist anblies, der
aber, Trotz deiner Schadenfreud', von keinen erheb-
lichen Folgen seyn wird, so daß bald wieder alles
in's alte Gleis kommen soll. Indessen, noch einmal:
Bey euch, Herren! ist das Vermögen immer die
Hauptsach'. Wem das Geld fehlt, der ist in euern
Augen schon per se ein unnützer Knecht. Aus der
Nähe und Ferne zergliedert ihr die Glücksumständ'
eines jeden, den ihr kennt oder nicht kennt, und zählt
ihm seine Batzen in der Tasche. Da heißt's bey euch
bald alle Tag: Huchhey! Dort liegt auch wieder ein
Kalb auf dem Schragen -- A. liegt schon in den letz-
ten Zügen -- B. pfeift ebenfalls auf dem letzten Löch-
lin -- und C. muß wenigstens capituliren. Doch habt
ihr eben auch schon manchem längst zu Grabe geläu-

ihrer Jahren in’s Gras beiſſen, die witzigſten auſſer
Lands ihr Brodt ſuchen mußten, und andre ſonſt ihr
Gluͤck verwahrloſet haben, die uͤbriggebliebenen aber
das ſeltſamſte Gemiſch von curjoſen Koͤpfen, alten
Paſtoren, dann wieder jungen Herren mit groſſen
Huͤten und weiten Hoſen, ausmachen, und itzt gar,
wie ich hoͤre, mit einander uneins geworden ſind.
Wahrlich, eine herrliche Verbruͤderung! Gelt, gelt,
ich weiß es — —

Paul. Ja, ja! und Ich weiß es auch, daß ſol-
che Spinnen, wie du, aus den ſchoͤnſten Bluhmen,
wo die Biene nur Honig findet, das Gift ſaugen.
Wo iſt ein Acker, auf dem nach Verlauf vieler Jah-
re, nicht auch in irgend einem Winkel Unkraut
waͤchst? Und wenn der beßte, reinſte Saamen dar-
ein geſaͤet wird, ſo ruhet der boͤſe Feind um ſo viel
minder, bis er — und ſollt’ er die Nacht dazu neh-
men — auch etwas von jenem drunter geſtreut hat.
Und war es nicht auch gerad’ ſo einer, wie du, der
den erſten Zunder zu jenem Zwiſt anblies, der
aber, Trotz deiner Schadenfreud’, von keinen erheb-
lichen Folgen ſeyn wird, ſo daß bald wieder alles
in’s alte Gleis kommen ſoll. Indeſſen, noch einmal:
Bey euch, Herren! iſt das Vermoͤgen immer die
Hauptſach’. Wem das Geld fehlt, der iſt in euern
Augen ſchon per ſe ein unnuͤtzer Knecht. Aus der
Naͤhe und Ferne zergliedert ihr die Gluͤcksumſtaͤnd’
eines jeden, den ihr kennt oder nicht kennt, und zaͤhlt
ihm ſeine Batzen in der Taſche. Da heißt’s bey euch
bald alle Tag: Huchhey! Dort liegt auch wieder ein
Kalb auf dem Schragen — A. liegt ſchon in den letz-
ten Zuͤgen — B. pfeift ebenfalls auf dem letzten Loͤch-
lin — und C. muß wenigſtens capituliren. Doch habt
ihr eben auch ſchon manchem laͤngſt zu Grabe gelaͤu-

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[298/0314] ihrer Jahren in’s Gras beiſſen, die witzigſten auſſer Lands ihr Brodt ſuchen mußten, und andre ſonſt ihr Gluͤck verwahrloſet haben, die uͤbriggebliebenen aber das ſeltſamſte Gemiſch von curjoſen Koͤpfen, alten Paſtoren, dann wieder jungen Herren mit groſſen Huͤten und weiten Hoſen, ausmachen, und itzt gar, wie ich hoͤre, mit einander uneins geworden ſind. Wahrlich, eine herrliche Verbruͤderung! Gelt, gelt, ich weiß es — — Paul. Ja, ja! und Ich weiß es auch, daß ſol- che Spinnen, wie du, aus den ſchoͤnſten Bluhmen, wo die Biene nur Honig findet, das Gift ſaugen. Wo iſt ein Acker, auf dem nach Verlauf vieler Jah- re, nicht auch in irgend einem Winkel Unkraut waͤchst? Und wenn der beßte, reinſte Saamen dar- ein geſaͤet wird, ſo ruhet der boͤſe Feind um ſo viel minder, bis er — und ſollt’ er die Nacht dazu neh- men — auch etwas von jenem drunter geſtreut hat. Und war es nicht auch gerad’ ſo einer, wie du, der den erſten Zunder zu jenem Zwiſt anblies, der aber, Trotz deiner Schadenfreud’, von keinen erheb- lichen Folgen ſeyn wird, ſo daß bald wieder alles in’s alte Gleis kommen ſoll. Indeſſen, noch einmal: Bey euch, Herren! iſt das Vermoͤgen immer die Hauptſach’. Wem das Geld fehlt, der iſt in euern Augen ſchon per ſe ein unnuͤtzer Knecht. Aus der Naͤhe und Ferne zergliedert ihr die Gluͤcksumſtaͤnd’ eines jeden, den ihr kennt oder nicht kennt, und zaͤhlt ihm ſeine Batzen in der Taſche. Da heißt’s bey euch bald alle Tag: Huchhey! Dort liegt auch wieder ein Kalb auf dem Schragen — A. liegt ſchon in den letz- ten Zuͤgen — B. pfeift ebenfalls auf dem letzten Loͤch- lin — und C. muß wenigſtens capituliren. Doch habt ihr eben auch ſchon manchem laͤngſt zu Grabe gelaͤu-

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Zitationshilfe: Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/314>, abgerufen am 27.11.2024.