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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.

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sig Jahre beschäftigt. In der ersten göldenen Zeit
hätt' er mir die beßten Dienste gethan, wenn ich
ihn verstanden, oder vielmehr ihn zu verstehen nur
den rechten Willen gehabt. Auch Dato würd' ich
ihn an keine andre Profession vertauschen, obwohl
manche ihren Mann, wo nicht reicher doch sicherer
nährt. Meine Ausgaben bemüh' ich mich einzu-
schränken. Meine Kinder haben's so, daß sie's bes-
ser und schlimmer auch annehmen könnten. In den
Kleidern muß ich's freylich andern gleich halten;
doch laß' ich sie keinen übermäßigen Aufwand ma-
chen. Sonst aber gestatt' ich ihnen, vielleicht nur
gar zu gern, alles erlaubte Vergnügen, versage ih-
nen keine öffentliche Lustbarkeiten, gewöhnliche Trink-
tage, u. s. f. und habe wohl gar schon selber mit ih-
nen kleine, nicht wenig kostbare Reischen gemacht.
Aber dann säh' ich auch herzlich gern, daß sie wacker
die Hände brauchten, und auch einmal so viel Ver-
stand bekämen, daß sie lernten, meinen und ihren
Nutzen zu födern. Sonst ist, wie gesagt, ihr Ver-
gnügen auch mein Vergnügen; und nichts kränkt
mich mehr als ihre Unzufriedenheit. Auch ausser
meinem Hause, und bey andern Menschen, geht es
mir eben so: Ich kann keine traurige Miene sehn,
und erkaufe die frohen oft aus meinem eigenen
Beutel. Wenn ich schon tausend Vorsätze fasse,
eigentlich ökonomisch zu handeln, geht's doch im-
mer den alten Schlendrian -- und wird weiter so
gehn. Ihr seht also, meine Lieben! daß Schätze
sammeln meiner ganzen Natur zuwider ist; und glau-

ſig Jahre beſchaͤftigt. In der erſten goͤldenen Zeit
haͤtt’ er mir die beßten Dienſte gethan, wenn ich
ihn verſtanden, oder vielmehr ihn zu verſtehen nur
den rechten Willen gehabt. Auch Dato wuͤrd’ ich
ihn an keine andre Profeſſion vertauſchen, obwohl
manche ihren Mann, wo nicht reicher doch ſicherer
naͤhrt. Meine Ausgaben bemuͤh’ ich mich einzu-
ſchraͤnken. Meine Kinder haben’s ſo, daß ſie’s beſ-
ſer und ſchlimmer auch annehmen koͤnnten. In den
Kleidern muß ich’s freylich andern gleich halten;
doch laß’ ich ſie keinen uͤbermaͤßigen Aufwand ma-
chen. Sonſt aber geſtatt’ ich ihnen, vielleicht nur
gar zu gern, alles erlaubte Vergnuͤgen, verſage ih-
nen keine oͤffentliche Luſtbarkeiten, gewoͤhnliche Trink-
tage, u. ſ. f. und habe wohl gar ſchon ſelber mit ih-
nen kleine, nicht wenig koſtbare Reischen gemacht.
Aber dann ſaͤh’ ich auch herzlich gern, daß ſie wacker
die Haͤnde brauchten, und auch einmal ſo viel Ver-
ſtand bekaͤmen, daß ſie lernten, meinen und ihren
Nutzen zu foͤdern. Sonſt iſt, wie geſagt, ihr Ver-
gnuͤgen auch mein Vergnuͤgen; und nichts kraͤnkt
mich mehr als ihre Unzufriedenheit. Auch auſſer
meinem Hauſe, und bey andern Menſchen, geht es
mir eben ſo: Ich kann keine traurige Miene ſehn,
und erkaufe die frohen oft aus meinem eigenen
Beutel. Wenn ich ſchon tauſend Vorſaͤtze faſſe,
eigentlich oͤkonomiſch zu handeln, geht’s doch im-
mer den alten Schlendrian — und wird weiter ſo
gehn. Ihr ſeht alſo, meine Lieben! daß Schaͤtze
ſammeln meiner ganzen Natur zuwider iſt; und glau-

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[275/0291] ſig Jahre beſchaͤftigt. In der erſten goͤldenen Zeit haͤtt’ er mir die beßten Dienſte gethan, wenn ich ihn verſtanden, oder vielmehr ihn zu verſtehen nur den rechten Willen gehabt. Auch Dato wuͤrd’ ich ihn an keine andre Profeſſion vertauſchen, obwohl manche ihren Mann, wo nicht reicher doch ſicherer naͤhrt. Meine Ausgaben bemuͤh’ ich mich einzu- ſchraͤnken. Meine Kinder haben’s ſo, daß ſie’s beſ- ſer und ſchlimmer auch annehmen koͤnnten. In den Kleidern muß ich’s freylich andern gleich halten; doch laß’ ich ſie keinen uͤbermaͤßigen Aufwand ma- chen. Sonſt aber geſtatt’ ich ihnen, vielleicht nur gar zu gern, alles erlaubte Vergnuͤgen, verſage ih- nen keine oͤffentliche Luſtbarkeiten, gewoͤhnliche Trink- tage, u. ſ. f. und habe wohl gar ſchon ſelber mit ih- nen kleine, nicht wenig koſtbare Reischen gemacht. Aber dann ſaͤh’ ich auch herzlich gern, daß ſie wacker die Haͤnde brauchten, und auch einmal ſo viel Ver- ſtand bekaͤmen, daß ſie lernten, meinen und ihren Nutzen zu foͤdern. Sonſt iſt, wie geſagt, ihr Ver- gnuͤgen auch mein Vergnuͤgen; und nichts kraͤnkt mich mehr als ihre Unzufriedenheit. Auch auſſer meinem Hauſe, und bey andern Menſchen, geht es mir eben ſo: Ich kann keine traurige Miene ſehn, und erkaufe die frohen oft aus meinem eigenen Beutel. Wenn ich ſchon tauſend Vorſaͤtze faſſe, eigentlich oͤkonomiſch zu handeln, geht’s doch im- mer den alten Schlendrian — und wird weiter ſo gehn. Ihr ſeht alſo, meine Lieben! daß Schaͤtze ſammeln meiner ganzen Natur zuwider iſt; und glau-

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Zitationshilfe: Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/291>, abgerufen am 25.11.2024.