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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789.

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Gästli fand, die sich zumal alle mit mir un-
ter gleichem Regimente (Itzenblitz) die beyden
erstern vollends unter der nämlichen Compagnie
(Lüderitz) befanden. Da sollt' ich vor allen Din-
gen, unter einem mürrischen Korporal mit einer
schiefen Nase (Mengke mit Namen) marschie-
ren lernen. Den Kerl nun mocht' ich vor den Tod
nicht vertragen; wenn er mich gar auf die Füsse
klopfte, schoß mir das Blut in den Gipfel. Unter
seinen Händen hätt' ich mein Tage nichts begreifen
können. Dieß bemerkte einst Hevel, der mit sei-
nen Leuthen auf dem gleichen Platze manövrirt[e],
tauschte mich gegen einen andern aus, und nahm
mich unter sein Plouton. Das war mir eine Her-
zensfreude. Itz capiert' ich in einer Stund' mehr
als sonst in zehn Tagen. Von diesem guten Manne
vernahm ich auch bald, wo Markoni wohne, aber,
bat er um Gottswillen, ich soll ihn nicht verrathen.
Des folgenden Tags, sobald das Exercitium vorbey
war, flog ich nach dem Quartier, das mir Hevel
verdeutet hatte, und murmelte immer vor mir her:
Ja, ja, Markoni! wart' nur, ich will dir deinen
an mir verübten Lumpenstreich, deine verfluchte
Verrätherey so unter die Nase reiben, daß es dich
gereuen soll! Nun weiß ich schon, daß du hier nur
Lieutenant, und nirgends ihr Gnaden bist! --- Bey
geringer Nachfrage fand ich das mir benannte Haus.
Es war eben eins von den geringsten in ganz Ber-
lin
. Ich pochte an; ein kleines, magres, fuchs-
rothes Bürschgen öffnete mir die Thüre, und führte

Gaͤſtli fand, die ſich zumal alle mit mir un-
ter gleichem Regimente (Itzenblitz) die beyden
erſtern vollends unter der naͤmlichen Compagnie
(Lüderitz) befanden. Da ſollt’ ich vor allen Din-
gen, unter einem muͤrriſchen Korporal mit einer
ſchiefen Naſe (Mengke mit Namen) marſchie-
ren lernen. Den Kerl nun mocht’ ich vor den Tod
nicht vertragen; wenn er mich gar auf die Fuͤſſe
klopfte, ſchoß mir das Blut in den Gipfel. Unter
ſeinen Haͤnden haͤtt’ ich mein Tage nichts begreifen
koͤnnen. Dieß bemerkte einſt Hevel, der mit ſei-
nen Leuthen auf dem gleichen Platze manoͤvrirt[e],
tauſchte mich gegen einen andern aus, und nahm
mich unter ſein Plouton. Das war mir eine Her-
zensfreude. Itz capiert’ ich in einer Stund’ mehr
als ſonſt in zehn Tagen. Von dieſem guten Manne
vernahm ich auch bald, wo Markoni wohne, aber,
bat er um Gottswillen, ich ſoll ihn nicht verrathen.
Des folgenden Tags, ſobald das Exercitium vorbey
war, flog ich nach dem Quartier, das mir Hevel
verdeutet hatte, und murmelte immer vor mir her:
Ja, ja, Markoni! wart’ nur, ich will dir deinen
an mir veruͤbten Lumpenſtreich, deine verfluchte
Verraͤtherey ſo unter die Naſe reiben, daß es dich
gereuen ſoll! Nun weiß ich ſchon, daß du hier nur
Lieutenant, und nirgends ihr Gnaden biſt! --- Bey
geringer Nachfrage fand ich das mir benannte Haus.
Es war eben eins von den geringſten in ganz Ber-
lin
. Ich pochte an; ein kleines, magres, fuchs-
rothes Buͤrſchgen oͤffnete mir die Thuͤre, und fuͤhrte

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[126/0142] Gaͤſtli fand, die ſich zumal alle mit mir un- ter gleichem Regimente (Itzenblitz) die beyden erſtern vollends unter der naͤmlichen Compagnie (Lüderitz) befanden. Da ſollt’ ich vor allen Din- gen, unter einem muͤrriſchen Korporal mit einer ſchiefen Naſe (Mengke mit Namen) marſchie- ren lernen. Den Kerl nun mocht’ ich vor den Tod nicht vertragen; wenn er mich gar auf die Fuͤſſe klopfte, ſchoß mir das Blut in den Gipfel. Unter ſeinen Haͤnden haͤtt’ ich mein Tage nichts begreifen koͤnnen. Dieß bemerkte einſt Hevel, der mit ſei- nen Leuthen auf dem gleichen Platze manoͤvrirte, tauſchte mich gegen einen andern aus, und nahm mich unter ſein Plouton. Das war mir eine Her- zensfreude. Itz capiert’ ich in einer Stund’ mehr als ſonſt in zehn Tagen. Von dieſem guten Manne vernahm ich auch bald, wo Markoni wohne, aber, bat er um Gottswillen, ich ſoll ihn nicht verrathen. Des folgenden Tags, ſobald das Exercitium vorbey war, flog ich nach dem Quartier, das mir Hevel verdeutet hatte, und murmelte immer vor mir her: Ja, ja, Markoni! wart’ nur, ich will dir deinen an mir veruͤbten Lumpenſtreich, deine verfluchte Verraͤtherey ſo unter die Naſe reiben, daß es dich gereuen ſoll! Nun weiß ich ſchon, daß du hier nur Lieutenant, und nirgends ihr Gnaden biſt! --- Bey geringer Nachfrage fand ich das mir benannte Haus. Es war eben eins von den geringſten in ganz Ber- lin. Ich pochte an; ein kleines, magres, fuchs- rothes Buͤrſchgen oͤffnete mir die Thuͤre, und fuͤhrte

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Zitationshilfe: Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/142>, abgerufen am 23.11.2024.