"nur beym Obrist melden". "Oh oh! Da geh' "ich mein Tage nicht mehr hin", sagt' ich. "Potz "Velten"! antwortete Cran: Du mußt 'mal des "Donnerns gewohnt werden, sey's itzt ein wenig "früher oder späther. Und dann des Menage we- "gen, nur fein aufmerksam zugesehn, wie's die an- "dern machen. Da heben's drey, vier bis fünf "mit einander an; kaufen Dinkel, Erbsen, Erd- "birrn u. d. gl. und kochen selbst. Des Morgens "um e'n Dreyer Fusel und e'n Stück Commisbrodt: "Mittags hohlen sie in der Garküche um e'n an- "dern Dreyer Suppe, und nehmen wieder e'n Stück "Commis: Des Abends um zwey Pfenning Kovent "oder Dünnbier, und abermals Commis". "Aber, "das ist beym Strehl ein verdammtes Leben", versetzt ich; und Er: Ja! So kommt man aus, und anderst nicht. Ein Soldat muß das lernen; denn es braucht noch viel andre Waar: Kreide, Puder, Schuhwar, Oehl, Schmiergel, Seife, und was der hundert Siebensachen mehr sind. -- Ich. Und das muß einer alles aus den 6. Groschen be- zahlen? Er. Ja! und noch viel mehr; wie z. B. den Lohn für die Wasche, für das Gewehrputzen u. s. f. wenn er solche Dinge nicht selber kann. -- Damit giengen wir in unser Quartier; und ich machte alles zurecht, so gut ich konnte und mochte.
Die erste Woche indessen hatt' ich noch Vacanz; gieng in der Stadt herum auf alle Exercierplätze; sah, wie die Offiziere ihre Soldaten musterten und prügelten, daß mir schon zum voraus der Angst-
„nur beym Obriſt melden„. „Oh oh! Da geh’ „ich mein Tage nicht mehr hin„, ſagt’ ich. „Potz „Velten„! antwortete Cran: Du mußt ’mal des „Donnerns gewohnt werden, ſey’s itzt ein wenig „fruͤher oder ſpaͤther. Und dann des Menage we- „gen, nur fein aufmerkſam zugeſehn, wie’s die an- „dern machen. Da heben’s drey, vier bis fuͤnf „mit einander an; kaufen Dinkel, Erbſen, Erd- „birrn u. d. gl. und kochen ſelbſt. Des Morgens „um e’n Dreyer Fuſel und e’n Stuͤck Commisbrodt: „Mittags hohlen ſie in der Garkuͤche um e’n an- „dern Dreyer Suppe, und nehmen wieder e’n Stuͤck „Commis: Des Abends um zwey Pfenning Kovent „oder Duͤnnbier, und abermals Commis„. „Aber, „das iſt beym Strehl ein verdammtes Leben„, verſetzt ich; und Er: Ja! So kommt man aus, und anderſt nicht. Ein Soldat muß das lernen; denn es braucht noch viel andre Waar: Kreide, Puder, Schuhwar, Oehl, Schmiergel, Seife, und was der hundert Siebenſachen mehr ſind. — Ich. Und das muß einer alles aus den 6. Groſchen be- zahlen? Er. Ja! und noch viel mehr; wie z. B. den Lohn fuͤr die Waſche, fuͤr das Gewehrputzen u. ſ. f. wenn er ſolche Dinge nicht ſelber kann. — Damit giengen wir in unſer Quartier; und ich machte alles zurecht, ſo gut ich konnte und mochte.
Die erſte Woche indeſſen hatt’ ich noch Vacanz; gieng in der Stadt herum auf alle Exercierplaͤtze; ſah, wie die Offiziere ihre Soldaten muſterten und pruͤgelten, daß mir ſchon zum voraus der Angſt-
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„nur beym Obriſt melden„. „Oh oh! Da geh’
„ich mein Tage nicht mehr hin„, ſagt’ ich. „Potz
„Velten„! antwortete Cran: Du mußt ’mal des
„Donnerns gewohnt werden, ſey’s itzt ein wenig
„fruͤher oder ſpaͤther. Und dann des Menage we-
„gen, nur fein aufmerkſam zugeſehn, wie’s die an-
„dern machen. Da heben’s drey, vier bis fuͤnf
„mit einander an; kaufen Dinkel, Erbſen, Erd-
„birrn u. d. gl. und kochen ſelbſt. Des Morgens
„um e’n Dreyer Fuſel und e’n Stuͤck Commisbrodt:
„Mittags hohlen ſie in der Garkuͤche um e’n an-
„dern Dreyer Suppe, und nehmen wieder e’n Stuͤck
„Commis: Des Abends um zwey Pfenning Kovent
„oder Duͤnnbier, und abermals Commis„. „Aber,
„das iſt beym Strehl ein verdammtes Leben„,
verſetzt ich; und Er: Ja! So kommt man aus,
und anderſt nicht. Ein Soldat muß das lernen;
denn es braucht noch viel andre Waar: Kreide,
Puder, Schuhwar, Oehl, Schmiergel, Seife, und
was der hundert Siebenſachen mehr ſind. — Ich.
Und das muß einer alles aus den 6. Groſchen be-
zahlen? Er. Ja! und noch viel mehr; wie z. B.
den Lohn fuͤr die Waſche, fuͤr das Gewehrputzen
u. ſ. f. wenn er ſolche Dinge nicht ſelber kann. —
Damit giengen wir in unſer Quartier; und ich
machte alles zurecht, ſo gut ich konnte und mochte.
Die erſte Woche indeſſen hatt’ ich noch Vacanz;
gieng in der Stadt herum auf alle Exercierplaͤtze;
ſah, wie die Offiziere ihre Soldaten muſterten und
pruͤgelten, daß mir ſchon zum voraus der Angſt-
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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/139>, abgerufen am 04.05.2024.
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