Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789."nur beym Obrist melden". "Oh oh! Da geh' Die erste Woche indessen hatt' ich noch Vacanz; „nur beym Obriſt melden„. „Oh oh! Da geh’ Die erſte Woche indeſſen hatt’ ich noch Vacanz; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0139" n="123"/> „nur beym Obriſt melden„. „Oh oh! Da geh’<lb/> „ich mein Tage nicht mehr hin„, ſagt’ ich. „Potz<lb/> „Velten„! antwortete <hi rendition="#fr">Cran</hi>: Du mußt ’mal des<lb/> „Donnerns gewohnt werden, ſey’s itzt ein wenig<lb/> „fruͤher oder ſpaͤther. Und dann des Menage we-<lb/> „gen, nur fein aufmerkſam zugeſehn, wie’s die an-<lb/> „dern machen. Da heben’s drey, vier bis fuͤnf<lb/> „mit einander an; kaufen Dinkel, Erbſen, Erd-<lb/> „birrn u. d. gl. und kochen ſelbſt. Des Morgens<lb/> „um e’n Dreyer Fuſel und e’n Stuͤck Commisbrodt:<lb/> „Mittags hohlen ſie in der Garkuͤche um e’n an-<lb/> „dern Dreyer Suppe, und nehmen wieder e’n Stuͤck<lb/> „Commis: Des Abends um zwey Pfenning Kovent<lb/> „oder Duͤnnbier, und abermals Commis„. „Aber,<lb/> „das iſt beym Strehl ein verdammtes Leben„,<lb/> verſetzt ich; und <hi rendition="#fr">Er</hi>: Ja! So kommt man aus,<lb/> und anderſt nicht. Ein Soldat muß das lernen;<lb/> denn es braucht noch viel andre Waar: Kreide,<lb/> Puder, Schuhwar, Oehl, Schmiergel, Seife, und<lb/> was der hundert Siebenſachen mehr ſind. — <hi rendition="#fr">Ich</hi>.<lb/> Und das muß einer alles aus den 6. Groſchen be-<lb/> zahlen? <hi rendition="#fr">Er</hi>. Ja! und noch viel mehr; wie z. B.<lb/> den Lohn fuͤr die Waſche, fuͤr das Gewehrputzen<lb/> u. ſ. f. wenn er ſolche Dinge nicht ſelber kann. —<lb/> Damit giengen wir in unſer Quartier; und ich<lb/> machte alles zurecht, ſo gut ich konnte und mochte.</p><lb/> <p>Die erſte Woche indeſſen hatt’ ich noch Vacanz;<lb/> gieng in der Stadt herum auf alle Exercierplaͤtze;<lb/> ſah, wie die Offiziere ihre Soldaten muſterten und<lb/> pruͤgelten, daß mir ſchon zum voraus der Angſt-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [123/0139]
„nur beym Obriſt melden„. „Oh oh! Da geh’
„ich mein Tage nicht mehr hin„, ſagt’ ich. „Potz
„Velten„! antwortete Cran: Du mußt ’mal des
„Donnerns gewohnt werden, ſey’s itzt ein wenig
„fruͤher oder ſpaͤther. Und dann des Menage we-
„gen, nur fein aufmerkſam zugeſehn, wie’s die an-
„dern machen. Da heben’s drey, vier bis fuͤnf
„mit einander an; kaufen Dinkel, Erbſen, Erd-
„birrn u. d. gl. und kochen ſelbſt. Des Morgens
„um e’n Dreyer Fuſel und e’n Stuͤck Commisbrodt:
„Mittags hohlen ſie in der Garkuͤche um e’n an-
„dern Dreyer Suppe, und nehmen wieder e’n Stuͤck
„Commis: Des Abends um zwey Pfenning Kovent
„oder Duͤnnbier, und abermals Commis„. „Aber,
„das iſt beym Strehl ein verdammtes Leben„,
verſetzt ich; und Er: Ja! So kommt man aus,
und anderſt nicht. Ein Soldat muß das lernen;
denn es braucht noch viel andre Waar: Kreide,
Puder, Schuhwar, Oehl, Schmiergel, Seife, und
was der hundert Siebenſachen mehr ſind. — Ich.
Und das muß einer alles aus den 6. Groſchen be-
zahlen? Er. Ja! und noch viel mehr; wie z. B.
den Lohn fuͤr die Waſche, fuͤr das Gewehrputzen
u. ſ. f. wenn er ſolche Dinge nicht ſelber kann. —
Damit giengen wir in unſer Quartier; und ich
machte alles zurecht, ſo gut ich konnte und mochte.
Die erſte Woche indeſſen hatt’ ich noch Vacanz;
gieng in der Stadt herum auf alle Exercierplaͤtze;
ſah, wie die Offiziere ihre Soldaten muſterten und
pruͤgelten, daß mir ſchon zum voraus der Angſt-
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