H. Grubenmann in unserm Gasthof accordirt wor- den) in die Weinlese. Dort half ich dem jungen Volke Trauben -- essen, bis ans Halszäpflin. Ein- mal bey einer solchen Ueberfahrt, sagte mir jemand: "Nun, wie geht's Ulrich? Weißt du auch, daß "dein Herr ein Preußischer Offizier ist"? Ich. "Ja! meinetwegen, er ist ein herzguter Herr". "Ja, ja"! sagte jener: "Wart' nur, bis d'enmal "in Preussen bist; da mußt Soldat seyn, und dir "den Buckel braun und blau gerben lassen. Um "tausend Thaler möcht' ich nicht in deiner Haut "stecken". Ich sah dem Burschen starr ins Gesicht, und dachte bloß, der Kerl rede so aus Bosheit oder Neid; gieng dann geschwind nach Hause, und er- zählte meinem Herrn alles harklein, worauf derselbe versetzte: "Ollrich, Ollrich! Du mußt nicht so "einem jeden Narrn und Flegel dein Ohr geben. "Ja! es ist wahr, ein Preußischer Offizier bin ich -- "und was ist's denn? -- von Geburth ein Pohlni- "scher Edelmann; und, damit ich dir alles auf die "Nase binde, heiß' ich Johann Markoni. Bis- "her nanntest du mich Herr Lieutenant! Aber eben "dieser Grobiane wegen, sollst du mich könftig Ihr "Gnaden! schelten. Uebrigens sey nur getrost und "guten Muths, dir soll's, bey Edelmanns Parole! "nie fehlen, wenn du anderst ein wackrer Bursche "bleibst. Soldat solltest werden? Nein! bey meiner "Seel' nicht! Ich konnt' dich ja haben; um ein "Paar schlichtige Louisd'or wollten deine beyden sau- "bern Landsleuth' dich verkaufen. Aber du warst
H. Grubenmann in unſerm Gaſthof accordirt wor- den) in die Weinleſe. Dort half ich dem jungen Volke Trauben — eſſen, bis ans Halszaͤpflin. Ein- mal bey einer ſolchen Ueberfahrt, ſagte mir jemand: „Nun, wie geht’s Ulrich? Weißt du auch, daß „dein Herr ein Preußiſcher Offizier iſt„? Ich. „Ja! meinetwegen, er iſt ein herzguter Herr„. „Ja, ja„! ſagte jener: „Wart’ nur, bis d’enmal „in Preuſſen biſt; da mußt Soldat ſeyn, und dir „den Buckel braun und blau gerben laſſen. Um „tauſend Thaler moͤcht’ ich nicht in deiner Haut „ſtecken„. Ich ſah dem Burſchen ſtarr ins Geſicht, und dachte bloß, der Kerl rede ſo aus Bosheit oder Neid; gieng dann geſchwind nach Hauſe, und er- zaͤhlte meinem Herrn alles harklein, worauf derſelbe verſetzte: „Ollrich, Ollrich! Du mußt nicht ſo „einem jeden Narrn und Flegel dein Ohr geben. „Ja! es iſt wahr, ein Preußiſcher Offizier bin ich — „und was iſt’s denn? — von Geburth ein Pohlni- „ſcher Edelmann; und, damit ich dir alles auf die „Naſe binde, heiß’ ich Johann Markoni. Bis- „her nannteſt du mich Herr Lieutenant! Aber eben „dieſer Grobiane wegen, ſollſt du mich koͤnftig Ihr „Gnaden! ſchelten. Uebrigens ſey nur getroſt und „guten Muths, dir ſoll’s, bey Edelmanns Parole! „nie fehlen, wenn du anderſt ein wackrer Burſche „bleibſt. Soldat ſollteſt werden? Nein! bey meiner „Seel’ nicht! Ich konnt’ dich ja haben; um ein „Paar ſchlichtige Louisd’or wollten deine beyden ſau- „bern Landsleuth’ dich verkaufen. Aber du warſt
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H. Grubenmann in unſerm Gaſthof accordirt wor-
den) in die Weinleſe. Dort half ich dem jungen
Volke Trauben — eſſen, bis ans Halszaͤpflin. Ein-
mal bey einer ſolchen Ueberfahrt, ſagte mir jemand:
„Nun, wie geht’s Ulrich? Weißt du auch, daß
„dein Herr ein Preußiſcher Offizier iſt„? Ich.
„Ja! meinetwegen, er iſt ein herzguter Herr„.
„Ja, ja„! ſagte jener: „Wart’ nur, bis d’enmal
„in Preuſſen biſt; da mußt Soldat ſeyn, und dir
„den Buckel braun und blau gerben laſſen. Um
„tauſend Thaler moͤcht’ ich nicht in deiner Haut
„ſtecken„. Ich ſah dem Burſchen ſtarr ins Geſicht,
und dachte bloß, der Kerl rede ſo aus Bosheit oder
Neid; gieng dann geſchwind nach Hauſe, und er-
zaͤhlte meinem Herrn alles harklein, worauf derſelbe
verſetzte: „Ollrich, Ollrich! Du mußt nicht ſo
„einem jeden Narrn und Flegel dein Ohr geben.
„Ja! es iſt wahr, ein Preußiſcher Offizier bin ich —
„und was iſt’s denn? — von Geburth ein Pohlni-
„ſcher Edelmann; und, damit ich dir alles auf die
„Naſe binde, heiß’ ich Johann Markoni. Bis-
„her nannteſt du mich Herr Lieutenant! Aber eben
„dieſer Grobiane wegen, ſollſt du mich koͤnftig Ihr
„Gnaden! ſchelten. Uebrigens ſey nur getroſt und
„guten Muths, dir ſoll’s, bey Edelmanns Parole!
„nie fehlen, wenn du anderſt ein wackrer Burſche
„bleibſt. Soldat ſollteſt werden? Nein! bey meiner
„Seel’ nicht! Ich konnt’ dich ja haben; um ein
„Paar ſchlichtige Louisd’or wollten deine beyden ſau-
„bern Landsleuth’ dich verkaufen. Aber du warſt
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Bräker, Ulrich: Lebensgeschichte und natürliche Ebentheuer des Armen Mannes im Tockenburg. Herausgegeben von H. H. Füßli. Zürich, 1789, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/braeker_lebensgeschichte_1789/114>, abgerufen am 27.07.2024.
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