Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

des Landes Gvinea.
sich durch den Akim verleiten lassen/ und hiedurch ver-
ursachet/ daß Zeit seiner Regierung mehr gefährlichere
Zufälle entstanden/ als unter einen von allen seinen
Vorfahren. Wisset ihr aber die Ursach/ warum der
Herr auf diesen Bösewicht so viel gehalten? gewißlich
keine andere als diese; weil er ihm als dessen Bedie-
nung geringer war als die Seinige/ sehr treulich ge-
dienet (welches unter den Mohren etwas seltsames)
und sich grosse Liebe zuwege gebracht/ daß der Herr - - -
auch kein boses Wort von ihm möchte sprechen hören.
Allein der Akim mißbrauchte diese Güte/ machte das
Regiment von den Herrn - - - bey allen verhaßt/ und für
sich sammlete er grossen Reichthum. So gehet es/
wenn man einen allzuviel trauet/ und gegen die Gut-
Gesinnete lauter Verdacht heget/ daß man gar leicht
betrogen werde.

Jch erwarte nun euer Gutdüncken über alle dem/
waß ich erzehlet habe/ und wende mich auf die Grän-
tzen des Landes Commani drey kleine Stunden un-
terhalb unser Vestung/ allwo nechst dem Dorff Mina
das berühmte Schloß S. George zu sehen/ welches die
Portugiesen insgemein das S. Georgen-Dorff von
Elmina nennen. Was die Ursach sey daß die Portu-
giesen/ welche dieses Schloß erbauet/ dieser Gegend
den Nahmen Elmina gegeben/ kan ich nicht wissen;
indem auf etliche Stunden ins Runde keine Gold-
Gruben zufinden sind. Dafern man aber muthmas-
sen soll/ glaube ich diesen Nahmen daher entstanden zu
seyn/ weil zu Zeiten der Portugiesen vieles Gold da-
hin und wieder zurück gebracht worden/ als wäre es die
rechte Gold-Grube/ daraus man Gold hohlen könnte/
und dahero glaub ich den Nahmen bis hier beybehalten

zu
D 4

des Landes Gvinea.
ſich durch den Akim verleiten laſſen/ und hiedurch ver-
urſachet/ daß Zeit ſeiner Regierung mehr gefaͤhrlichere
Zufaͤlle entſtanden/ als unter einen von allen ſeinen
Vorfahren. Wiſſet ihr aber die Urſach/ warum der
Herr auf dieſen Boͤſewicht ſo viel gehalten? gewißlich
keine andere als dieſe; weil er ihm als deſſen Bedie-
nung geringer war als die Seinige/ ſehr treulich ge-
dienet (welches unter den Mohren etwas ſeltſames)
und ſich groſſe Liebe zuwege gebracht/ daß der Herr ‒ ‒ ‒
auch kein boſes Wort von ihm moͤchte ſprechen hoͤren.
Allein der Akim mißbrauchte dieſe Guͤte/ machte das
Regiment von den Herrn ‒ ‒ ‒ bey allen verhaßt/ und fuͤr
ſich ſammlete er groſſen Reichthum. So gehet es/
wenn man einen allzuviel trauet/ und gegen die Gut-
Geſinnete lauter Verdacht heget/ daß man gar leicht
betrogen werde.

Jch erwarte nun euer Gutduͤncken uͤber alle dem/
waß ich erzehlet habe/ und wende mich auf die Graͤn-
tzen des Landes Commani drey kleine Stunden un-
terhalb unſer Veſtung/ allwo nechſt dem Dorff Mina
das beruͤhmte Schloß S. George zu ſehen/ welches die
Portugieſen insgemein das S. Georgen-Dorff von
Elmina nennen. Was die Urſach ſey daß die Portu-
gieſen/ welche dieſes Schloß erbauet/ dieſer Gegend
den Nahmen Elmina gegeben/ kan ich nicht wiſſen;
indem auf etliche Stunden ins Runde keine Gold-
Gruben zufinden ſind. Dafern man aber muthmaſ-
ſen ſoll/ glaube ich dieſen Nahmen daher entſtanden zu
ſeyn/ weil zu Zeiten der Portugieſen vieles Gold da-
hin und wieder zuruͤck gebracht worden/ als waͤre es die
rechte Gold-Grube/ daraus man Gold hohlen koͤnnte/
und dahero glaub ich den Nahmen bis hier beybehalten

zu
D 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0077" n="55"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Landes <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gvinea.</hi></hi></hi></fw><lb/>
&#x017F;ich durch den <hi rendition="#aq">Akim</hi> verleiten la&#x017F;&#x017F;en/ und hiedurch ver-<lb/>
ur&#x017F;achet/ daß Zeit &#x017F;einer Regierung mehr gefa&#x0364;hrlichere<lb/>
Zufa&#x0364;lle ent&#x017F;tanden/ als unter einen von allen &#x017F;einen<lb/>
Vorfahren. Wi&#x017F;&#x017F;et ihr aber die Ur&#x017F;ach/ warum der<lb/>
Herr auf die&#x017F;en Bo&#x0364;&#x017F;ewicht &#x017F;o viel gehalten? gewißlich<lb/>
keine andere als die&#x017F;e; weil er ihm als de&#x017F;&#x017F;en Bedie-<lb/>
nung geringer war als die Seinige/ &#x017F;ehr treulich ge-<lb/>
dienet (welches unter den Mohren etwas &#x017F;elt&#x017F;ames)<lb/>
und &#x017F;ich gro&#x017F;&#x017F;e Liebe zuwege gebracht/ daß der Herr &#x2012; &#x2012; &#x2012;<lb/>
auch kein bo&#x017F;es Wort von ihm mo&#x0364;chte &#x017F;prechen ho&#x0364;ren.<lb/>
Allein der <hi rendition="#aq">Akim</hi> mißbrauchte die&#x017F;e Gu&#x0364;te/ machte das<lb/>
Regiment von den Herrn &#x2012; &#x2012; &#x2012; bey allen verhaßt/ und fu&#x0364;r<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;ammlete er gro&#x017F;&#x017F;en Reichthum. So gehet es/<lb/>
wenn man einen allzuviel trauet/ und gegen die Gut-<lb/>
Ge&#x017F;innete lauter Verdacht heget/ daß man gar leicht<lb/>
betrogen werde.</p><lb/>
        <p>Jch erwarte nun euer Gutdu&#x0364;ncken u&#x0364;ber alle dem/<lb/>
waß ich erzehlet habe/ und wende mich auf die Gra&#x0364;n-<lb/>
tzen des Landes <hi rendition="#aq">Commani</hi> drey kleine Stunden un-<lb/>
terhalb un&#x017F;er Ve&#x017F;tung/ allwo nech&#x017F;t dem Dorff <hi rendition="#aq">Mina</hi><lb/>
das beru&#x0364;hmte Schloß <hi rendition="#aq">S. George</hi> zu &#x017F;ehen/ welches die<lb/>
Portugie&#x017F;en insgemein das <hi rendition="#aq">S. Georgen-</hi>Dorff von<lb/><hi rendition="#aq">Elmina</hi> nennen. Was die Ur&#x017F;ach &#x017F;ey daß die Portu-<lb/>
gie&#x017F;en/ welche die&#x017F;es Schloß erbauet/ die&#x017F;er Gegend<lb/>
den Nahmen <hi rendition="#aq">Elmina</hi> gegeben/ kan ich nicht wi&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
indem auf etliche Stunden ins Runde keine Gold-<lb/>
Gruben zufinden &#x017F;ind. Dafern man aber muthma&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;oll/ glaube ich die&#x017F;en Nahmen daher ent&#x017F;tanden zu<lb/>
&#x017F;eyn/ weil zu Zeiten der Portugie&#x017F;en vieles Gold da-<lb/>
hin und wieder zuru&#x0364;ck gebracht worden/ als wa&#x0364;re es die<lb/>
rechte Gold-Grube/ daraus man Gold hohlen ko&#x0364;nnte/<lb/>
und dahero glaub ich den Nahmen bis hier beybehalten<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 4</fw><fw place="bottom" type="catch">zu</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0077] des Landes Gvinea. ſich durch den Akim verleiten laſſen/ und hiedurch ver- urſachet/ daß Zeit ſeiner Regierung mehr gefaͤhrlichere Zufaͤlle entſtanden/ als unter einen von allen ſeinen Vorfahren. Wiſſet ihr aber die Urſach/ warum der Herr auf dieſen Boͤſewicht ſo viel gehalten? gewißlich keine andere als dieſe; weil er ihm als deſſen Bedie- nung geringer war als die Seinige/ ſehr treulich ge- dienet (welches unter den Mohren etwas ſeltſames) und ſich groſſe Liebe zuwege gebracht/ daß der Herr ‒ ‒ ‒ auch kein boſes Wort von ihm moͤchte ſprechen hoͤren. Allein der Akim mißbrauchte dieſe Guͤte/ machte das Regiment von den Herrn ‒ ‒ ‒ bey allen verhaßt/ und fuͤr ſich ſammlete er groſſen Reichthum. So gehet es/ wenn man einen allzuviel trauet/ und gegen die Gut- Geſinnete lauter Verdacht heget/ daß man gar leicht betrogen werde. Jch erwarte nun euer Gutduͤncken uͤber alle dem/ waß ich erzehlet habe/ und wende mich auf die Graͤn- tzen des Landes Commani drey kleine Stunden un- terhalb unſer Veſtung/ allwo nechſt dem Dorff Mina das beruͤhmte Schloß S. George zu ſehen/ welches die Portugieſen insgemein das S. Georgen-Dorff von Elmina nennen. Was die Urſach ſey daß die Portu- gieſen/ welche dieſes Schloß erbauet/ dieſer Gegend den Nahmen Elmina gegeben/ kan ich nicht wiſſen; indem auf etliche Stunden ins Runde keine Gold- Gruben zufinden ſind. Dafern man aber muthmaſ- ſen ſoll/ glaube ich dieſen Nahmen daher entſtanden zu ſeyn/ weil zu Zeiten der Portugieſen vieles Gold da- hin und wieder zuruͤck gebracht worden/ als waͤre es die rechte Gold-Grube/ daraus man Gold hohlen koͤnnte/ und dahero glaub ich den Nahmen bis hier beybehalten zu D 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/77
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/77>, abgerufen am 20.05.2024.