Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.des Landes Gvinea. sich durch den Akim verleiten lassen/ und hiedurch ver-ursachet/ daß Zeit seiner Regierung mehr gefährlichere Zufälle entstanden/ als unter einen von allen seinen Vorfahren. Wisset ihr aber die Ursach/ warum der Herr auf diesen Bösewicht so viel gehalten? gewißlich keine andere als diese; weil er ihm als dessen Bedie- nung geringer war als die Seinige/ sehr treulich ge- dienet (welches unter den Mohren etwas seltsames) und sich grosse Liebe zuwege gebracht/ daß der Herr - - - auch kein boses Wort von ihm möchte sprechen hören. Allein der Akim mißbrauchte diese Güte/ machte das Regiment von den Herrn - - - bey allen verhaßt/ und für sich sammlete er grossen Reichthum. So gehet es/ wenn man einen allzuviel trauet/ und gegen die Gut- Gesinnete lauter Verdacht heget/ daß man gar leicht betrogen werde. Jch erwarte nun euer Gutdüncken über alle dem/ zu D 4
des Landes Gvinea. ſich durch den Akim verleiten laſſen/ und hiedurch ver-urſachet/ daß Zeit ſeiner Regierung mehr gefaͤhrlichere Zufaͤlle entſtanden/ als unter einen von allen ſeinen Vorfahren. Wiſſet ihr aber die Urſach/ warum der Herr auf dieſen Boͤſewicht ſo viel gehalten? gewißlich keine andere als dieſe; weil er ihm als deſſen Bedie- nung geringer war als die Seinige/ ſehr treulich ge- dienet (welches unter den Mohren etwas ſeltſames) und ſich groſſe Liebe zuwege gebracht/ daß der Herr ‒ ‒ ‒ auch kein boſes Wort von ihm moͤchte ſprechen hoͤren. Allein der Akim mißbrauchte dieſe Guͤte/ machte das Regiment von den Herrn ‒ ‒ ‒ bey allen verhaßt/ und fuͤr ſich ſammlete er groſſen Reichthum. So gehet es/ wenn man einen allzuviel trauet/ und gegen die Gut- Geſinnete lauter Verdacht heget/ daß man gar leicht betrogen werde. Jch erwarte nun euer Gutduͤncken uͤber alle dem/ zu D 4
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des Landes Gvinea.
ſich durch den Akim verleiten laſſen/ und hiedurch ver-
urſachet/ daß Zeit ſeiner Regierung mehr gefaͤhrlichere
Zufaͤlle entſtanden/ als unter einen von allen ſeinen
Vorfahren. Wiſſet ihr aber die Urſach/ warum der
Herr auf dieſen Boͤſewicht ſo viel gehalten? gewißlich
keine andere als dieſe; weil er ihm als deſſen Bedie-
nung geringer war als die Seinige/ ſehr treulich ge-
dienet (welches unter den Mohren etwas ſeltſames)
und ſich groſſe Liebe zuwege gebracht/ daß der Herr ‒ ‒ ‒
auch kein boſes Wort von ihm moͤchte ſprechen hoͤren.
Allein der Akim mißbrauchte dieſe Guͤte/ machte das
Regiment von den Herrn ‒ ‒ ‒ bey allen verhaßt/ und fuͤr
ſich ſammlete er groſſen Reichthum. So gehet es/
wenn man einen allzuviel trauet/ und gegen die Gut-
Geſinnete lauter Verdacht heget/ daß man gar leicht
betrogen werde.
Jch erwarte nun euer Gutduͤncken uͤber alle dem/
waß ich erzehlet habe/ und wende mich auf die Graͤn-
tzen des Landes Commani drey kleine Stunden un-
terhalb unſer Veſtung/ allwo nechſt dem Dorff Mina
das beruͤhmte Schloß S. George zu ſehen/ welches die
Portugieſen insgemein das S. Georgen-Dorff von
Elmina nennen. Was die Urſach ſey daß die Portu-
gieſen/ welche dieſes Schloß erbauet/ dieſer Gegend
den Nahmen Elmina gegeben/ kan ich nicht wiſſen;
indem auf etliche Stunden ins Runde keine Gold-
Gruben zufinden ſind. Dafern man aber muthmaſ-
ſen ſoll/ glaube ich dieſen Nahmen daher entſtanden zu
ſeyn/ weil zu Zeiten der Portugieſen vieles Gold da-
hin und wieder zuruͤck gebracht worden/ als waͤre es die
rechte Gold-Grube/ daraus man Gold hohlen koͤnnte/
und dahero glaub ich den Nahmen bis hier beybehalten
zu
D 4
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