Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

des Landes Gvinea
einfältige Zuschauer ausschelten/ streiten dannenhero
diese tapfere Helden so heldenmüthig/ das Hüte/ Pa-
rucke und Rock darüber ins Wasser fält.

Wie? dörfft ihr vielleicht sagen/ tragen diese arme
Tropffen auch Hüte und Parucken etc. Ja freylich wie
anders/ doch auf wunderbarliche Art. Vor einiger
Zeit trieb man allhie grossen Handel mit alte Parucken/
so daß man davor alles bekommen konte was man auch
verlangete/ als Wachs/ Mehl/ Affen/ Papageyen/ und
allerhand Eß-Waaren.

Nun aber seit 3. oder 4. Jahren seynd so viel Kauff-
leute dahin kommen/ daß der geringste Boots-Geselle
schweren solte er könne nicht den geringsten Profit von
seinen Peruqven machen/ wenn sie ihm auch nichts
kosteten.

Das beste ist daß diese Leute ungemein gern Brant-
wein trincken; folglich nicht sehr zärtlich seyn/ sondern
alles wegtrincken wie es vor den Mund kommt wenn
auch schon die Helffte Wasser mit ein wenig Spani-
scher Seiffe untermischet wäre/ nur damit oben ein
wenig Schaum sich zeigen möge/ wie ich denn persön-
lich dabey gewesen/ als man dergleichen Geträncke
vor diese Leute zugerichtet/ da die einfältige Tropffen
den Schaum von der Spanischen Seiffe vor etwas
köstliches/ und eine Tugend des Brantweins ausga-
ben/ auch Himmel hoch dessen sonderliche Güte zu er-
heben wusten/ folglich gerne einen Vorrath sich ange-
schaffet/ wenn irgends eine Zeit einfiele da er nicht so
gut zu bekommen wäre.

Jch hatte mir bey meiner Ankunfft vorgenommen
einige Elephanten Zähne und etwas Wachs vor un-
sere Compagnie zu erhandeln/ und zu dem Ende un-

ter
H h 4

des Landes Gvinea
einfaͤltige Zuſchauer ausſchelten/ ſtreiten dannenhero
dieſe tapfere Helden ſo heldenmuͤthig/ das Huͤte/ Pa-
rucke und Rock daruͤber ins Waſſer faͤlt.

Wie? doͤrfft ihr vielleicht ſagen/ tragen dieſe arme
Tropffen auch Huͤte und Parucken ꝛc. Ja freylich wie
anders/ doch auf wunderbarliche Art. Vor einiger
Zeit trieb man allhie groſſen Handel mit alte Parucken/
ſo daß man davor alles bekommen konte was man auch
verlangete/ als Wachs/ Mehl/ Affen/ Papageyen/ und
allerhand Eß-Waaren.

Nun aber ſeit 3. oder 4. Jahren ſeynd ſo viel Kauff-
leute dahin kommen/ daß der geringſte Boots-Geſelle
ſchweren ſolte er koͤnne nicht den geringſten Profit von
ſeinen Peruqven machen/ wenn ſie ihm auch nichts
koſteten.

Das beſte iſt daß dieſe Leute ungemein gern Brant-
wein trincken; folglich nicht ſehr zaͤrtlich ſeyn/ ſondern
alles wegtrincken wie es vor den Mund kommt wenn
auch ſchon die Helffte Waſſer mit ein wenig Spani-
ſcher Seiffe untermiſchet waͤre/ nur damit oben ein
wenig Schaum ſich zeigen moͤge/ wie ich denn perſoͤn-
lich dabey geweſen/ als man dergleichen Getraͤncke
vor dieſe Leute zugerichtet/ da die einfaͤltige Tropffen
den Schaum von der Spaniſchen Seiffe vor etwas
koͤſtliches/ und eine Tugend des Brantweins ausga-
ben/ auch Himmel hoch deſſen ſonderliche Guͤte zu er-
heben wuſten/ folglich gerne einen Vorrath ſich ange-
ſchaffet/ wenn irgends eine Zeit einfiele da er nicht ſo
gut zu bekommen waͤre.

Jch hatte mir bey meiner Ankunfft vorgenommen
einige Elephanten Zaͤhne und etwas Wachs vor un-
ſere Compagnie zu erhandeln/ und zu dem Ende un-

ter
H h 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0547" n="487"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Landes <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gvinea</hi></hi></hi></fw><lb/>
einfa&#x0364;ltige Zu&#x017F;chauer aus&#x017F;chelten/ &#x017F;treiten dannenhero<lb/>
die&#x017F;e tapfere Helden &#x017F;o heldenmu&#x0364;thig/ das Hu&#x0364;te/ Pa-<lb/>
rucke und Rock daru&#x0364;ber ins Wa&#x017F;&#x017F;er fa&#x0364;lt.</p><lb/>
        <p>Wie? do&#x0364;rfft ihr vielleicht &#x017F;agen/ tragen die&#x017F;e arme<lb/>
Tropffen auch Hu&#x0364;te und Parucken &#xA75B;c. Ja freylich wie<lb/>
anders/ doch auf wunderbarliche Art. Vor einiger<lb/>
Zeit trieb man allhie gro&#x017F;&#x017F;en Handel mit alte Parucken/<lb/>
&#x017F;o daß man davor alles bekommen konte was man auch<lb/>
verlangete/ als Wachs/ Mehl/ Affen/ Papageyen/ und<lb/>
allerhand Eß-Waaren.</p><lb/>
        <p>Nun aber &#x017F;eit 3. oder 4. Jahren &#x017F;eynd &#x017F;o viel Kauff-<lb/>
leute dahin kommen/ daß der gering&#x017F;te Boots-Ge&#x017F;elle<lb/>
&#x017F;chweren &#x017F;olte er ko&#x0364;nne nicht den gering&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Profit</hi> von<lb/>
&#x017F;einen Peruqven machen/ wenn &#x017F;ie ihm auch nichts<lb/>
ko&#x017F;teten.</p><lb/>
        <p>Das be&#x017F;te i&#x017F;t daß die&#x017F;e Leute ungemein gern Brant-<lb/>
wein trincken; folglich nicht &#x017F;ehr za&#x0364;rtlich &#x017F;eyn/ &#x017F;ondern<lb/>
alles wegtrincken wie es vor den Mund kommt wenn<lb/>
auch &#x017F;chon die Helffte Wa&#x017F;&#x017F;er mit ein wenig Spani-<lb/>
&#x017F;cher Seiffe untermi&#x017F;chet wa&#x0364;re/ nur damit oben ein<lb/>
wenig Schaum &#x017F;ich zeigen mo&#x0364;ge/ wie ich denn per&#x017F;o&#x0364;n-<lb/>
lich dabey gewe&#x017F;en/ als man dergleichen Getra&#x0364;ncke<lb/>
vor die&#x017F;e Leute zugerichtet/ da die einfa&#x0364;ltige Tropffen<lb/>
den Schaum von der Spani&#x017F;chen Seiffe vor etwas<lb/>
ko&#x0364;&#x017F;tliches/ und eine Tugend des Brantweins ausga-<lb/>
ben/ auch Himmel hoch de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;onderliche Gu&#x0364;te zu er-<lb/>
heben wu&#x017F;ten/ folglich gerne einen Vorrath &#x017F;ich ange-<lb/>
&#x017F;chaffet/ wenn irgends eine Zeit einfiele da er nicht &#x017F;o<lb/>
gut zu bekommen wa&#x0364;re.</p><lb/>
        <p>Jch hatte mir bey meiner Ankunfft vorgenommen<lb/>
einige Elephanten Za&#x0364;hne und etwas Wachs vor un-<lb/>
&#x017F;ere <hi rendition="#aq">Compagnie</hi> zu erhandeln/ und zu dem Ende un-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H h 4</fw><fw place="bottom" type="catch">ter</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[487/0547] des Landes Gvinea einfaͤltige Zuſchauer ausſchelten/ ſtreiten dannenhero dieſe tapfere Helden ſo heldenmuͤthig/ das Huͤte/ Pa- rucke und Rock daruͤber ins Waſſer faͤlt. Wie? doͤrfft ihr vielleicht ſagen/ tragen dieſe arme Tropffen auch Huͤte und Parucken ꝛc. Ja freylich wie anders/ doch auf wunderbarliche Art. Vor einiger Zeit trieb man allhie groſſen Handel mit alte Parucken/ ſo daß man davor alles bekommen konte was man auch verlangete/ als Wachs/ Mehl/ Affen/ Papageyen/ und allerhand Eß-Waaren. Nun aber ſeit 3. oder 4. Jahren ſeynd ſo viel Kauff- leute dahin kommen/ daß der geringſte Boots-Geſelle ſchweren ſolte er koͤnne nicht den geringſten Profit von ſeinen Peruqven machen/ wenn ſie ihm auch nichts koſteten. Das beſte iſt daß dieſe Leute ungemein gern Brant- wein trincken; folglich nicht ſehr zaͤrtlich ſeyn/ ſondern alles wegtrincken wie es vor den Mund kommt wenn auch ſchon die Helffte Waſſer mit ein wenig Spani- ſcher Seiffe untermiſchet waͤre/ nur damit oben ein wenig Schaum ſich zeigen moͤge/ wie ich denn perſoͤn- lich dabey geweſen/ als man dergleichen Getraͤncke vor dieſe Leute zugerichtet/ da die einfaͤltige Tropffen den Schaum von der Spaniſchen Seiffe vor etwas koͤſtliches/ und eine Tugend des Brantweins ausga- ben/ auch Himmel hoch deſſen ſonderliche Guͤte zu er- heben wuſten/ folglich gerne einen Vorrath ſich ange- ſchaffet/ wenn irgends eine Zeit einfiele da er nicht ſo gut zu bekommen waͤre. Jch hatte mir bey meiner Ankunfft vorgenommen einige Elephanten Zaͤhne und etwas Wachs vor un- ſere Compagnie zu erhandeln/ und zu dem Ende un- ter H h 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/547
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/547>, abgerufen am 22.11.2024.