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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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des Landes Gvinea.
nicht thun können. Viermahl bin ich mit einem
Schiff darüber gefahren/ da man allezeit einen auf
die Mast klettern liesse/ um zu sehen ob wir bald bey den
Mund des Flusses wären/ jener aber welcher hinauf-
gestiegen/ allezeit sagte/ daß wir entweder nahe dran/
oder ein wenig nach Seite ab nach Morgen oder A-
bend wären; welches von denen unerfahrnen Schiffs-
Capitains vor gantz richtig angenommen/ und von
mir nie widersprochen wurde.

Allein da ich in einem Nachen von Fida kam im
Jahr 1699. ließ ich den Nachen so nahe ans Land ge-
hen/ als es möglich und die grossen Wasserwogen es
zulassen wolten; dennoch aber ohngeachtet wir nahe da-
bey waren konten wir weder Mund noch die geringste
Oeffnung von dem Fluß finden/ folgends vor wahr
annehmen was meiner Haus-Bedienten einer sagte/
welcher die Reyse zu Lande gethan hatte/ daß dieser
Fluß bey dem Einlauff in das Meer sehr breit und auch
sehr hoch sey; Westwerts aber ein Stück Landes qveer
durch den Fluß liege/ welches nur eine kleine Öffnung
liesse: folglich leicht zu begreiffen/ es müsse das Wasser
durch diese Enge so viel hefftiger und schleuniger her-
durchfallen/ als wenn sonst der Fluß seiner Breite ge-
mäßigten Mund hätte. Wiewol genung hievon.

Das Land Coto, meistentheils auch Lampi ge-
nennet/ fänget gegen Osten bey diesem Fluß an/ so
daß das Dorff Coto oder Verhou, vormahlige Re-
sidentz der Könige von Coto, allwo ich ihn gesehen/ und
im Jahr 1698. mündlich gesprochen/ nur 14. Meilen
davon lieget.

Selbiges ist ein sehr ohn mächtiges Königreich/ und
wird noch täglich durch die Zeit-herigen Kriege mit

denen
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des Landes Gvinea.
nicht thun koͤnnen. Viermahl bin ich mit einem
Schiff daruͤber gefahren/ da man allezeit einen auf
die Maſt klettern lieſſe/ um zu ſehen ob wir bald bey den
Mund des Fluſſes waͤren/ jener aber welcher hinauf-
geſtiegen/ allezeit ſagte/ daß wir entweder nahe dran/
oder ein wenig nach Seite ab nach Morgen oder A-
bend waͤren; welches von denen unerfahrnen Schiffs-
Capitains vor gantz richtig angenommen/ und von
mir nie widerſprochen wurde.

Allein da ich in einem Nachen von Fida kam im
Jahr 1699. ließ ich den Nachen ſo nahe ans Land ge-
hen/ als es moͤglich und die groſſen Waſſerwogen es
zulaſſen wolten; dennoch aber ohngeachtet wir nahe da-
bey waren konten wir weder Mund noch die geringſte
Oeffnung von dem Fluß finden/ folgends vor wahr
annehmen was meiner Haus-Bedienten einer ſagte/
welcher die Reyſe zu Lande gethan hatte/ daß dieſer
Fluß bey dem Einlauff in das Meer ſehr breit und auch
ſehr hoch ſey; Weſtwerts aber ein Stuͤck Landes qveer
durch den Fluß liege/ welches nur eine kleine Oͤffnung
lieſſe: folglich leicht zu begreiffen/ es muͤſſe das Waſſer
durch dieſe Enge ſo viel hefftiger und ſchleuniger her-
durchfallen/ als wenn ſonſt der Fluß ſeiner Breite ge-
maͤßigten Mund haͤtte. Wiewol genung hievon.

Das Land Coto, meiſtentheils auch Lampi ge-
nennet/ faͤnget gegen Oſten bey dieſem Fluß an/ ſo
daß das Dorff Coto oder Verhou, vormahlige Re-
ſidentz der Koͤnige von Coto, allwo ich ihn geſehen/ und
im Jahr 1698. muͤndlich geſprochen/ nur 14. Meilen
davon lieget.

Selbiges iſt ein ſehr ohn maͤchtiges Koͤnigreich/ und
wird noch taͤglich durch die Zeit-herigen Kriege mit

denen
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[391/0447] des Landes Gvinea. nicht thun koͤnnen. Viermahl bin ich mit einem Schiff daruͤber gefahren/ da man allezeit einen auf die Maſt klettern lieſſe/ um zu ſehen ob wir bald bey den Mund des Fluſſes waͤren/ jener aber welcher hinauf- geſtiegen/ allezeit ſagte/ daß wir entweder nahe dran/ oder ein wenig nach Seite ab nach Morgen oder A- bend waͤren; welches von denen unerfahrnen Schiffs- Capitains vor gantz richtig angenommen/ und von mir nie widerſprochen wurde. Allein da ich in einem Nachen von Fida kam im Jahr 1699. ließ ich den Nachen ſo nahe ans Land ge- hen/ als es moͤglich und die groſſen Waſſerwogen es zulaſſen wolten; dennoch aber ohngeachtet wir nahe da- bey waren konten wir weder Mund noch die geringſte Oeffnung von dem Fluß finden/ folgends vor wahr annehmen was meiner Haus-Bedienten einer ſagte/ welcher die Reyſe zu Lande gethan hatte/ daß dieſer Fluß bey dem Einlauff in das Meer ſehr breit und auch ſehr hoch ſey; Weſtwerts aber ein Stuͤck Landes qveer durch den Fluß liege/ welches nur eine kleine Oͤffnung lieſſe: folglich leicht zu begreiffen/ es muͤſſe das Waſſer durch dieſe Enge ſo viel hefftiger und ſchleuniger her- durchfallen/ als wenn ſonſt der Fluß ſeiner Breite ge- maͤßigten Mund haͤtte. Wiewol genung hievon. Das Land Coto, meiſtentheils auch Lampi ge- nennet/ faͤnget gegen Oſten bey dieſem Fluß an/ ſo daß das Dorff Coto oder Verhou, vormahlige Re- ſidentz der Koͤnige von Coto, allwo ich ihn geſehen/ und im Jahr 1698. muͤndlich geſprochen/ nur 14. Meilen davon lieget. Selbiges iſt ein ſehr ohn maͤchtiges Koͤnigreich/ und wird noch taͤglich durch die Zeit-herigen Kriege mit denen B b 4

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/447>, abgerufen am 22.11.2024.