Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

des Landes Gvinea.
selbigen lebendig und häuffig in Holland sehen könnet/
weil es aber ein sonderlich getreuer Vogel ist/ habe ich
ihn dieser Ehr nicht berauben wollen.

Man hat sie hier zu Lande/ wiewol nicht gar häuffig/
und müssen meistentheils mitten aus dem Lande hie-
her gebracht werden. Die hiesigen Mohren halten
vielmehr von denen von Benin, von Calbari und
Cabolopez, von wannen selbige hieher kommen/ ver-
stehen aber nicht daß diese viel älter seynd als welche
selbst in unserm Lande zu haben/ folglich nicht so lehr-
hafft und begreiffend. Durchgehends sowol hiesige
als aus obbesagten Ländern seynd sie schön blau.

Es würde vergebliche und gleichgültige Arbeit
seyn/ wenn ich einen Mohren waschen/ oder wenn ich
mich hiebey lange aufhalten wolte/ weil sie nunmehro
in Holland so bekandt seyn/ daß sie weniger als hie ge-
achtet werden/ auch weniger gelten/ denn ich bilde mir
nicht ein/ jemand unter den Holländern zu finden/ wel-
cher vor einen sprechenden Papagey 30. 40. bis 56.
Gulden zu bezahlen Willens/ welches doch hier gar
offte geschiehet.

Dieses sind nun die Vögel davon ich euch einen
Abriß senden kan; doch müsset ihr nicht gedencken/ als
ob es alle wären im Gegentheil aber feste glauben/ es
sey dieses noch der fünffte Theil nicht von denen so ich
selbst gesehen/ geschweige so mir noch unbekand seyn.
Diejenigen nun welche in Ermangelung eines Kunst-
verständigen nicht kan abreissen lassen/ seynd durchge-
hends überaus schön/ dahero mich ungemein ver-
dreußt daß ich keinen guten Meister antreffen kan.

Allein Gedult/ ich will eure Verrichtung erwarten
warum ich gebeten. Anitzo um die Beschreibung

vom
X

des Landes Gvinea.
ſelbigen lebendig und haͤuffig in Holland ſehen koͤnnet/
weil es aber ein ſonderlich getreuer Vogel iſt/ habe ich
ihn dieſer Ehr nicht berauben wollen.

Man hat ſie hier zu Lande/ wiewol nicht gar haͤuffig/
und muͤſſen meiſtentheils mitten aus dem Lande hie-
her gebracht werden. Die hieſigen Mohren halten
vielmehr von denen von Benin, von Calbari und
Cabolopez, von wannen ſelbige hieher kommen/ ver-
ſtehen aber nicht daß dieſe viel aͤlter ſeynd als welche
ſelbſt in unſerm Lande zu haben/ folglich nicht ſo lehr-
hafft und begreiffend. Durchgehends ſowol hieſige
als aus obbeſagten Laͤndern ſeynd ſie ſchoͤn blau.

Es wuͤrde vergebliche und gleichguͤltige Arbeit
ſeyn/ wenn ich einen Mohren waſchen/ oder wenn ich
mich hiebey lange aufhalten wolte/ weil ſie nunmehro
in Holland ſo bekandt ſeyn/ daß ſie weniger als hie ge-
achtet werden/ auch weniger gelten/ denn ich bilde mir
nicht ein/ jemand unter den Hollaͤndern zu finden/ wel-
cher vor einen ſprechenden Papagey 30. 40. bis 56.
Gulden zu bezahlen Willens/ welches doch hier gar
offte geſchiehet.

Dieſes ſind nun die Voͤgel davon ich euch einen
Abriß ſenden kan; doch muͤſſet ihr nicht gedencken/ als
ob es alle waͤren im Gegentheil aber feſte glauben/ es
ſey dieſes noch der fuͤnffte Theil nicht von denen ſo ich
ſelbſt geſehen/ geſchweige ſo mir noch unbekand ſeyn.
Diejenigen nun welche in Ermangelung eines Kunſt-
verſtaͤndigen nicht kan abreiſſen laſſen/ ſeynd durchge-
hends uͤberaus ſchoͤn/ dahero mich ungemein ver-
dreußt daß ich keinen guten Meiſter antreffen kan.

Allein Gedult/ ich will eure Verrichtung erwarten
warum ich gebeten. Anitzo um die Beſchreibung

vom
X
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0373" n="321"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des Landes <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gvinea.</hi></hi></hi></fw><lb/>
&#x017F;elbigen lebendig und ha&#x0364;uffig in Holland &#x017F;ehen ko&#x0364;nnet/<lb/>
weil es aber ein &#x017F;onderlich getreuer Vogel i&#x017F;t/ habe ich<lb/>
ihn die&#x017F;er Ehr nicht berauben wollen.</p><lb/>
        <p>Man hat &#x017F;ie hier zu Lande/ wiewol nicht gar ha&#x0364;uffig/<lb/>
und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en mei&#x017F;tentheils mitten aus dem Lande hie-<lb/>
her gebracht werden. Die hie&#x017F;igen Mohren halten<lb/>
vielmehr von denen von <hi rendition="#aq">Benin,</hi> von <hi rendition="#aq">Calbari</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Cabolopez,</hi> von wannen &#x017F;elbige hieher kommen/ ver-<lb/>
&#x017F;tehen aber nicht daß die&#x017F;e viel a&#x0364;lter &#x017F;eynd als welche<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t in un&#x017F;erm Lande zu haben/ folglich nicht &#x017F;o lehr-<lb/>
hafft und begreiffend. Durchgehends &#x017F;owol hie&#x017F;ige<lb/>
als aus obbe&#x017F;agten La&#x0364;ndern &#x017F;eynd &#x017F;ie &#x017F;cho&#x0364;n blau.</p><lb/>
        <p>Es wu&#x0364;rde vergebliche und gleichgu&#x0364;ltige Arbeit<lb/>
&#x017F;eyn/ wenn ich einen Mohren wa&#x017F;chen/ oder wenn ich<lb/>
mich hiebey lange aufhalten wolte/ weil &#x017F;ie nunmehro<lb/>
in Holland &#x017F;o bekandt &#x017F;eyn/ daß &#x017F;ie weniger als hie ge-<lb/>
achtet werden/ auch weniger gelten/ denn ich bilde mir<lb/>
nicht ein/ jemand unter den Holla&#x0364;ndern zu finden/ wel-<lb/>
cher vor einen &#x017F;prechenden Papagey 30. 40. bis 56.<lb/>
Gulden zu bezahlen Willens/ welches doch hier gar<lb/>
offte ge&#x017F;chiehet.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;es &#x017F;ind nun die Vo&#x0364;gel davon ich euch einen<lb/>
Abriß &#x017F;enden kan; doch mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et ihr nicht gedencken/ als<lb/>
ob es alle wa&#x0364;ren im Gegentheil aber fe&#x017F;te glauben/ es<lb/>
&#x017F;ey die&#x017F;es noch der fu&#x0364;nffte Theil nicht von denen &#x017F;o ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;ehen/ ge&#x017F;chweige &#x017F;o mir noch unbekand &#x017F;eyn.<lb/>
Diejenigen nun welche in Ermangelung eines Kun&#x017F;t-<lb/>
ver&#x017F;ta&#x0364;ndigen nicht kan abrei&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;eynd durchge-<lb/>
hends u&#x0364;beraus &#x017F;cho&#x0364;n/ dahero mich ungemein ver-<lb/>
dreußt daß ich keinen guten Mei&#x017F;ter antreffen kan.</p><lb/>
        <p>Allein Gedult/ ich will eure Verrichtung erwarten<lb/>
warum ich gebeten. Anitzo um die Be&#x017F;chreibung<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">X</fw><fw place="bottom" type="catch">vom</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[321/0373] des Landes Gvinea. ſelbigen lebendig und haͤuffig in Holland ſehen koͤnnet/ weil es aber ein ſonderlich getreuer Vogel iſt/ habe ich ihn dieſer Ehr nicht berauben wollen. Man hat ſie hier zu Lande/ wiewol nicht gar haͤuffig/ und muͤſſen meiſtentheils mitten aus dem Lande hie- her gebracht werden. Die hieſigen Mohren halten vielmehr von denen von Benin, von Calbari und Cabolopez, von wannen ſelbige hieher kommen/ ver- ſtehen aber nicht daß dieſe viel aͤlter ſeynd als welche ſelbſt in unſerm Lande zu haben/ folglich nicht ſo lehr- hafft und begreiffend. Durchgehends ſowol hieſige als aus obbeſagten Laͤndern ſeynd ſie ſchoͤn blau. Es wuͤrde vergebliche und gleichguͤltige Arbeit ſeyn/ wenn ich einen Mohren waſchen/ oder wenn ich mich hiebey lange aufhalten wolte/ weil ſie nunmehro in Holland ſo bekandt ſeyn/ daß ſie weniger als hie ge- achtet werden/ auch weniger gelten/ denn ich bilde mir nicht ein/ jemand unter den Hollaͤndern zu finden/ wel- cher vor einen ſprechenden Papagey 30. 40. bis 56. Gulden zu bezahlen Willens/ welches doch hier gar offte geſchiehet. Dieſes ſind nun die Voͤgel davon ich euch einen Abriß ſenden kan; doch muͤſſet ihr nicht gedencken/ als ob es alle waͤren im Gegentheil aber feſte glauben/ es ſey dieſes noch der fuͤnffte Theil nicht von denen ſo ich ſelbſt geſehen/ geſchweige ſo mir noch unbekand ſeyn. Diejenigen nun welche in Ermangelung eines Kunſt- verſtaͤndigen nicht kan abreiſſen laſſen/ ſeynd durchge- hends uͤberaus ſchoͤn/ dahero mich ungemein ver- dreußt daß ich keinen guten Meiſter antreffen kan. Allein Gedult/ ich will eure Verrichtung erwarten warum ich gebeten. Anitzo um die Beſchreibung vom X

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/373
Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/373>, abgerufen am 19.05.2024.