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Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.

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Beschreibung
folgende Art in sehr böse Kriege verfallen. Jst ir-
gends ein Grosser/ so an jemand in fremdem Lande
wohnhafften etwas zu fodern hat/ und ihm nicht also-
fort nach seinem Begehren gewillfahret wird/ lässet
derselbe in dem Lande/ alwo sein Schuldener wohnet/
unterschiedliche Kauff-Waaren oder Sclaven weg-
nehmen/ bis er zu seiner Zahlung kommet; die Men-
schen/ so er aufgehoben/ werden in Ketten und Eisen
geleget/ endlich aber/ wenn sich der Schuldner mit
dem Gelde nicht einstellet/ verkauffet/ daraus er sich
bezahlet machet. Jst nun der Schuldner ehrlich/ und
die Foderung rechtmäßig/ wendet er alle Kräffte an/
um seinen Gläubiger zu befriedigen/ und seine Landes-
Leute in Freyheit zu stellen/ ja es können auch die Be-
freundte derer Gefangenen ihn hiezu zwingen/ wo sie
anders so vermögend seynd; im Gegentheil aber/ so-
fern er nicht viel darum giebet/ was der Gläubiger ge-
than/ oder ihm zu zahlen gar nicht gesonnen/ machet
er im gantzen Lande ruchtbar/ daß sein Gläubiger ein
ungerechter Mann/ sehr tyrannisch mit ihm umgehe/
und gestehet ihm gar nichts/ überredet auch wol seine
Lands-Leute/ beuget dieselbe auf seine Seite/ und be-
mühet sich hinwieder/ einige Gefangene zu machen im
Lande seines Creditoris, inzwischen rüstet man sich
auf beyden Seiten/ und suchet nur Gelegenheit/ ein
ander zu überrumpeln. Zum ersten versichert man
sich derer Caboceros, welche einige Truppen und
Soldaten in Diensten haben/ dergestalt/ daß eine so
geringe Sache bisweilen einen grausamen Krieg zwi-
schen zwey in Ruhe lebende Länder verursachen kan/
welcher so lange dauret/ bis einer von beyden unterlie-
gen/ oder wenn keiner dem andern etwas anhaben

kan

Beſchreibung
folgende Art in ſehr boͤſe Kriege verfallen. Jſt ir-
gends ein Groſſer/ ſo an jemand in fremdem Lande
wohnhafften etwas zu fodern hat/ und ihm nicht alſo-
fort nach ſeinem Begehren gewillfahret wird/ laͤſſet
derſelbe in dem Lande/ alwo ſein Schuldener wohnet/
unterſchiedliche Kauff-Waaren oder Sclaven weg-
nehmen/ bis er zu ſeiner Zahlung kommet; die Men-
ſchen/ ſo er aufgehoben/ werden in Ketten und Eiſen
geleget/ endlich aber/ wenn ſich der Schuldner mit
dem Gelde nicht einſtellet/ verkauffet/ daraus er ſich
bezahlet machet. Jſt nun der Schuldner ehrlich/ und
die Foderung rechtmaͤßig/ wendet er alle Kraͤffte an/
um ſeinen Glaͤubiger zu befriedigen/ und ſeine Landes-
Leute in Freyheit zu ſtellen/ ja es koͤnnen auch die Be-
freundte derer Gefangenen ihn hiezu zwingen/ wo ſie
anders ſo vermoͤgend ſeynd; im Gegentheil aber/ ſo-
fern er nicht viel darum giebet/ was der Glaͤubiger ge-
than/ oder ihm zu zahlen gar nicht geſonnen/ machet
er im gantzen Lande ruchtbar/ daß ſein Glaͤubiger ein
ungerechter Mann/ ſehr tyranniſch mit ihm umgehe/
und geſtehet ihm gar nichts/ uͤberredet auch wol ſeine
Lands-Leute/ beuget dieſelbe auf ſeine Seite/ und be-
muͤhet ſich hinwieder/ einige Gefangene zu machen im
Lande ſeines Creditoris, inzwiſchen ruͤſtet man ſich
auf beyden Seiten/ und ſuchet nur Gelegenheit/ ein
ander zu uͤberrumpeln. Zum erſten verſichert man
ſich derer Caboceros, welche einige Truppen und
Soldaten in Dienſten haben/ dergeſtalt/ daß eine ſo
geringe Sache bisweilen einen grauſamen Krieg zwi-
ſchen zwey in Ruhe lebende Laͤnder verurſachen kan/
welcher ſo lange dauret/ bis einer von beyden unterlie-
gen/ oder wenn keiner dem andern etwas anhaben

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[218/0262] Beſchreibung folgende Art in ſehr boͤſe Kriege verfallen. Jſt ir- gends ein Groſſer/ ſo an jemand in fremdem Lande wohnhafften etwas zu fodern hat/ und ihm nicht alſo- fort nach ſeinem Begehren gewillfahret wird/ laͤſſet derſelbe in dem Lande/ alwo ſein Schuldener wohnet/ unterſchiedliche Kauff-Waaren oder Sclaven weg- nehmen/ bis er zu ſeiner Zahlung kommet; die Men- ſchen/ ſo er aufgehoben/ werden in Ketten und Eiſen geleget/ endlich aber/ wenn ſich der Schuldner mit dem Gelde nicht einſtellet/ verkauffet/ daraus er ſich bezahlet machet. Jſt nun der Schuldner ehrlich/ und die Foderung rechtmaͤßig/ wendet er alle Kraͤffte an/ um ſeinen Glaͤubiger zu befriedigen/ und ſeine Landes- Leute in Freyheit zu ſtellen/ ja es koͤnnen auch die Be- freundte derer Gefangenen ihn hiezu zwingen/ wo ſie anders ſo vermoͤgend ſeynd; im Gegentheil aber/ ſo- fern er nicht viel darum giebet/ was der Glaͤubiger ge- than/ oder ihm zu zahlen gar nicht geſonnen/ machet er im gantzen Lande ruchtbar/ daß ſein Glaͤubiger ein ungerechter Mann/ ſehr tyranniſch mit ihm umgehe/ und geſtehet ihm gar nichts/ uͤberredet auch wol ſeine Lands-Leute/ beuget dieſelbe auf ſeine Seite/ und be- muͤhet ſich hinwieder/ einige Gefangene zu machen im Lande ſeines Creditoris, inzwiſchen ruͤſtet man ſich auf beyden Seiten/ und ſuchet nur Gelegenheit/ ein ander zu uͤberrumpeln. Zum erſten verſichert man ſich derer Caboceros, welche einige Truppen und Soldaten in Dienſten haben/ dergeſtalt/ daß eine ſo geringe Sache bisweilen einen grauſamen Krieg zwi- ſchen zwey in Ruhe lebende Laͤnder verurſachen kan/ welcher ſo lange dauret/ bis einer von beyden unterlie- gen/ oder wenn keiner dem andern etwas anhaben kan

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Zitationshilfe: Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/262>, abgerufen am 19.05.2024.