Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708.Beschreibung Gold oder andere Sachen an Statt der Bezahlungwegnimmt; so entweder seinem Schuldner zugehören/ oder auch andern gantz fremden welche in einer Stadt oder Dorff mit seinem Schuldner wohnhafft/ behält auch dieselbige so lange bis man ihn gäntzlich zufrieden gestellet/ es sey denn daß er mit Gewalt gezwungen werde die genommene Sachen wieder ausfolgen zu lassen. Dafern er aber vermögend genug die einmahl genommene Güter zu vertheidigen/ behält er dieselbige in seiner Verwahrung/ da es denn endlich zu einem hefftigen Streit zwischen dreyen kommt; derjenige nemlich/ dem das Gold oder ander Gut abgenommen worden/ suchet seine Befriedigung bey seinem Nach- bahr und dem rechtmäßigen Schuldner; daraus öff- ters Mord und Todschlag/ selbst einheimische Kriege und Auffruhr entstehen/ davon wir unten etwas weit- läufftiger melden wollen. Daferne aber die Cabo- ceros gerichtlich und rechtmäßig erkennen/ oder die Sache in einer von unsern Vestungen sich zugetragen hat/ und deswegen in Beyseyn unsers Kauffmanns abgehöret wird/ ist man bemühet/ entweder mit Loß- sprechen oder Bestraffen des Beklagten die Sache zu schlichten. Das letztere geschiehet wenn sich unver- werffliche Zeugen gegen ihm einstellen; das erstere wenn dieser seine Unschuld durch Zeugen darthun kan; wären aber auf beyden Seiten keine Zeugen zu finden/ befraget man den Beklagten/ ob er mit einem Eyde be- kräfftigen wolle nichtes schuldig zu seyn/ verstehet er sich dazu/ so wird er nach dessen Abstattung alsobald frey und loß erkannt. Daferne aber im Gegen- theil er sich zu keinem schweren begeben darff/ wird ihm die Bezahlung zuerkandt; wenn der Kläger beeydigen will
Beſchreibung Gold oder andere Sachen an Statt der Bezahlungwegnimmt; ſo entweder ſeinem Schuldner zugehoͤren/ oder auch andern gantz fremden welche in einer Stadt oder Dorff mit ſeinem Schuldner wohnhafft/ behaͤlt auch dieſelbige ſo lange bis man ihn gaͤntzlich zufrieden geſtellet/ es ſey denn daß er mit Gewalt gezwungen werde die genommene Sachen wieder ausfolgen zu laſſen. Dafern er aber vermoͤgend genug die einmahl genommene Guͤter zu vertheidigen/ behaͤlt er dieſelbige in ſeiner Verwahrung/ da es denn endlich zu einem hefftigen Streit zwiſchen dreyen kommt; derjenige nemlich/ dem das Gold oder ander Gut abgenommen worden/ ſuchet ſeine Befriedigung bey ſeinem Nach- bahr und dem rechtmaͤßigen Schuldner; daraus oͤff- ters Mord und Todſchlag/ ſelbſt einheimiſche Kriege und Auffruhr entſtehen/ davon wir unten etwas weit- laͤufftiger melden wollen. Daferne aber die Cabo- ceros gerichtlich und rechtmaͤßig erkennen/ oder die Sache in einer von unſern Veſtungen ſich zugetragen hat/ und deswegen in Beyſeyn unſers Kauffmanns abgehoͤret wird/ iſt man bemuͤhet/ entweder mit Loß- ſprechen oder Beſtraffen des Beklagten die Sache zu ſchlichten. Das letztere geſchiehet wenn ſich unver- werffliche Zeugen gegen ihm einſtellen; das erſtere wenn dieſer ſeine Unſchuld durch Zeugen darthun kan; waͤren aber auf beyden Seiten keine Zeugen zu finden/ befraget man den Beklagten/ ob er mit einem Eyde be- kraͤfftigen wolle nichtes ſchuldig zu ſeyn/ verſtehet er ſich dazu/ ſo wird er nach deſſen Abſtattung alſobald frey und loß erkannt. Daferne aber im Gegen- theil er ſich zu keinem ſchweren begeben darff/ wird ihm die Bezahlung zuerkandt; wenn der Klaͤger beeydigen will
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Beſchreibung
Gold oder andere Sachen an Statt der Bezahlung
wegnimmt; ſo entweder ſeinem Schuldner zugehoͤren/
oder auch andern gantz fremden welche in einer Stadt
oder Dorff mit ſeinem Schuldner wohnhafft/ behaͤlt
auch dieſelbige ſo lange bis man ihn gaͤntzlich zufrieden
geſtellet/ es ſey denn daß er mit Gewalt gezwungen
werde die genommene Sachen wieder ausfolgen zu
laſſen. Dafern er aber vermoͤgend genug die einmahl
genommene Guͤter zu vertheidigen/ behaͤlt er dieſelbige
in ſeiner Verwahrung/ da es denn endlich zu einem
hefftigen Streit zwiſchen dreyen kommt; derjenige
nemlich/ dem das Gold oder ander Gut abgenommen
worden/ ſuchet ſeine Befriedigung bey ſeinem Nach-
bahr und dem rechtmaͤßigen Schuldner; daraus oͤff-
ters Mord und Todſchlag/ ſelbſt einheimiſche Kriege
und Auffruhr entſtehen/ davon wir unten etwas weit-
laͤufftiger melden wollen. Daferne aber die Cabo-
ceros gerichtlich und rechtmaͤßig erkennen/ oder die
Sache in einer von unſern Veſtungen ſich zugetragen
hat/ und deswegen in Beyſeyn unſers Kauffmanns
abgehoͤret wird/ iſt man bemuͤhet/ entweder mit Loß-
ſprechen oder Beſtraffen des Beklagten die Sache zu
ſchlichten. Das letztere geſchiehet wenn ſich unver-
werffliche Zeugen gegen ihm einſtellen; das erſtere
wenn dieſer ſeine Unſchuld durch Zeugen darthun kan;
waͤren aber auf beyden Seiten keine Zeugen zu finden/
befraget man den Beklagten/ ob er mit einem Eyde be-
kraͤfftigen wolle nichtes ſchuldig zu ſeyn/ verſtehet er
ſich dazu/ ſo wird er nach deſſen Abſtattung alſobald
frey und loß erkannt. Daferne aber im Gegen-
theil er ſich zu keinem ſchweren begeben darff/ wird ihm
die Bezahlung zuerkandt; wenn der Klaͤger beeydigen
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Zitationshilfe: | Bosman, Willem: Reyse nach Gvinea. Hamburg, 1708, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bossmann_gvinea_1708/246>, abgerufen am 16.02.2025. |