Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 2. Leipzig, 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

I. Abschnitt. [Gleich. 3]
der Deckungssphären aller Moleküle, welcher innerhalb des
Cylinders g liegt, sich zu diesem Gesammtvolumen 4 p n s3 / 3
verhalten, wie das Volumen O d h des Cylinders g zum Ge-
sammtvolumen V des Gases. Es wäre daher
[Formel 1] .

Von allen Molekülen, deren Deckungssphäre in das
Volumen des Cylinders g eingreift, kann man die Zahl der-
jenigen vernachlässigen, deren Mittelpunkt innerhalb des Cy-
linders g selbst liegt, da die Höhe d h dieses Cylinders un-
endlich klein ist. Die Mittelpunkte aller Moleküle, deren
Deckungssphären in das Volumen des Cylinders g eingreifen,
würden daher, wenn dieser Cylinder mitten im Gefässe läge,
gleichmässig zur Hälfte auf der einen, zur Hälfte auf der an-
deren Seite des Cylinders g liegen.

Da sich nun der von uns betrachtete Cylinder g nicht
mitten im Innern des Gefässes, sondern im Abstande 1/2 s von
der Wand desselben befindet, so können bloss auf der einen
Seite desselben Mittelpunkte der n -- 1 Moleküle liegen, nicht
aber auf der anderen. Es fällt also die Hälfte der Moleküle
weg, deren Deckungssphären früher aus dem ganzen Cylinder g
das Volumen A herausschnitten, und derjenige Theil des
Volumens des Cylinders g, welcher von den Deckungssphären
irgend welcher der n -- 1 Moleküle erfüllt wird, ist nur:
[Formel 2] .1)

1) Diese Formel kann auch in der folgenden, etwas umständlicheren
Weise abgeleitet werden. Wir wollen die Endfläche des Cylinders g,
welche der Gefässwand zugewandt ist, die Basis nennen. Ein Mittel-
punkt einer der Deckungssphären kann natürlich nur auf derjenigen Seite
der Basis liegen, die von der Gefässwand abgekehrt ist. Wir construiren
auf dieser Seite zwei der Basis des Cylinders g parallele Ebenen, beide
vom Flächeninhalte O in den Entfernungen x und x + d x von der Basis.
Der Raum zwischen diesen beiden Ebenen heisse der Cylinder g1; sein
Volumen ist g1 = O d x. Die Anzahl derjenigen unserer n -- 1 Deckungs-
sphären, deren Mittelpunkte zur gegebenen Zeit im Cylinder g liegen, ist:
[Formel 3] ,

I. Abschnitt. [Gleich. 3]
der Deckungssphären aller Moleküle, welcher innerhalb des
Cylinders γ liegt, sich zu diesem Gesammtvolumen 4 π n σ3 / 3
verhalten, wie das Volumen Ω d h des Cylinders γ zum Ge-
sammtvolumen V des Gases. Es wäre daher
[Formel 1] .

Von allen Molekülen, deren Deckungssphäre in das
Volumen des Cylinders γ eingreift, kann man die Zahl der-
jenigen vernachlässigen, deren Mittelpunkt innerhalb des Cy-
linders γ selbst liegt, da die Höhe d h dieses Cylinders un-
endlich klein ist. Die Mittelpunkte aller Moleküle, deren
Deckungssphären in das Volumen des Cylinders γ eingreifen,
würden daher, wenn dieser Cylinder mitten im Gefässe läge,
gleichmässig zur Hälfte auf der einen, zur Hälfte auf der an-
deren Seite des Cylinders γ liegen.

Da sich nun der von uns betrachtete Cylinder γ nicht
mitten im Innern des Gefässes, sondern im Abstande ½ σ von
der Wand desselben befindet, so können bloss auf der einen
Seite desselben Mittelpunkte der n — 1 Moleküle liegen, nicht
aber auf der anderen. Es fällt also die Hälfte der Moleküle
weg, deren Deckungssphären früher aus dem ganzen Cylinder γ
das Volumen A herausschnitten, und derjenige Theil des
Volumens des Cylinders γ, welcher von den Deckungssphären
irgend welcher der n — 1 Moleküle erfüllt wird, ist nur:
[Formel 2] .1)

1) Diese Formel kann auch in der folgenden, etwas umständlicheren
Weise abgeleitet werden. Wir wollen die Endfläche des Cylinders γ,
welche der Gefässwand zugewandt ist, die Basis nennen. Ein Mittel-
punkt einer der Deckungssphären kann natürlich nur auf derjenigen Seite
der Basis liegen, die von der Gefässwand abgekehrt ist. Wir construiren
auf dieser Seite zwei der Basis des Cylinders γ parallele Ebenen, beide
vom Flächeninhalte Ω in den Entfernungen ξ und ξ + d ξ von der Basis.
Der Raum zwischen diesen beiden Ebenen heisse der Cylinder γ1; sein
Volumen ist γ1 = Ω d ξ. Die Anzahl derjenigen unserer n — 1 Deckungs-
sphären, deren Mittelpunkte zur gegebenen Zeit im Cylinder γ liegen, ist:
[Formel 3] ,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0026" n="8"/><fw place="top" type="header">I. Abschnitt. [Gleich. 3]</fw><lb/>
der Deckungssphären aller Moleküle, welcher innerhalb des<lb/>
Cylinders <hi rendition="#i">&#x03B3;</hi> liegt, sich zu diesem Gesammtvolumen 4 <hi rendition="#i">&#x03C0; n &#x03C3;</hi><hi rendition="#sup">3</hi> / 3<lb/>
verhalten, wie das Volumen <hi rendition="#i">&#x03A9; d h</hi> des Cylinders <hi rendition="#i">&#x03B3;</hi> zum Ge-<lb/>
sammtvolumen <hi rendition="#i">V</hi> des Gases. Es wäre daher<lb/><hi rendition="#c"><formula/>.</hi></p><lb/>
          <p>Von allen Molekülen, deren Deckungssphäre in das<lb/>
Volumen des Cylinders <hi rendition="#i">&#x03B3;</hi> eingreift, kann man die Zahl der-<lb/>
jenigen vernachlässigen, deren Mittelpunkt innerhalb des Cy-<lb/>
linders <hi rendition="#i">&#x03B3;</hi> selbst liegt, da die Höhe <hi rendition="#i">d h</hi> dieses Cylinders un-<lb/>
endlich klein ist. Die Mittelpunkte aller Moleküle, deren<lb/>
Deckungssphären in das Volumen des Cylinders <hi rendition="#i">&#x03B3;</hi> eingreifen,<lb/>
würden daher, wenn dieser Cylinder mitten im Gefässe läge,<lb/>
gleichmässig zur Hälfte auf der einen, zur Hälfte auf der an-<lb/>
deren Seite des Cylinders <hi rendition="#i">&#x03B3;</hi> liegen.</p><lb/>
          <p>Da sich nun der von uns betrachtete Cylinder <hi rendition="#i">&#x03B3;</hi> nicht<lb/>
mitten im Innern des Gefässes, sondern im Abstande ½ <hi rendition="#i">&#x03C3;</hi> von<lb/>
der Wand desselben befindet, so können bloss auf der einen<lb/>
Seite desselben Mittelpunkte der <hi rendition="#i">n</hi> &#x2014; 1 Moleküle liegen, nicht<lb/>
aber auf der anderen. Es fällt also die Hälfte der Moleküle<lb/>
weg, deren Deckungssphären früher aus dem ganzen Cylinder <hi rendition="#i">&#x03B3;</hi><lb/>
das Volumen <hi rendition="#i">A</hi> herausschnitten, und derjenige Theil des<lb/>
Volumens des Cylinders <hi rendition="#i">&#x03B3;</hi>, welcher von den Deckungssphären<lb/>
irgend welcher der <hi rendition="#i">n</hi> &#x2014; 1 Moleküle erfüllt wird, ist nur:<lb/><hi rendition="#c"><formula/>.<note xml:id="note-0026" next="#note-0027" place="foot" n="1)">Diese Formel kann auch in der folgenden, etwas umständlicheren<lb/>
Weise abgeleitet werden. Wir wollen die Endfläche des Cylinders <hi rendition="#i">&#x03B3;</hi>,<lb/>
welche der Gefässwand zugewandt ist, die Basis nennen. Ein Mittel-<lb/>
punkt einer der Deckungssphären kann natürlich nur auf derjenigen Seite<lb/>
der Basis liegen, die von der Gefässwand abgekehrt ist. Wir construiren<lb/>
auf dieser Seite zwei der Basis des Cylinders <hi rendition="#i">&#x03B3;</hi> parallele Ebenen, beide<lb/>
vom Flächeninhalte <hi rendition="#i">&#x03A9;</hi> in den Entfernungen <hi rendition="#i">&#x03BE;</hi> und <hi rendition="#i">&#x03BE;</hi> + <hi rendition="#i">d &#x03BE;</hi> von der Basis.<lb/>
Der Raum zwischen diesen beiden Ebenen heisse der Cylinder <hi rendition="#i">&#x03B3;</hi><hi rendition="#sub">1</hi>; sein<lb/>
Volumen ist <hi rendition="#i">&#x03B3;</hi><hi rendition="#sub">1</hi> = <hi rendition="#i">&#x03A9; d &#x03BE;</hi>. Die Anzahl derjenigen unserer <hi rendition="#i">n</hi> &#x2014; 1 Deckungs-<lb/>
sphären, deren Mittelpunkte zur gegebenen Zeit im Cylinder <hi rendition="#i">&#x03B3;</hi> liegen, ist:<lb/><hi rendition="#c"><formula/>,</hi></note></hi></p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0026] I. Abschnitt. [Gleich. 3] der Deckungssphären aller Moleküle, welcher innerhalb des Cylinders γ liegt, sich zu diesem Gesammtvolumen 4 π n σ3 / 3 verhalten, wie das Volumen Ω d h des Cylinders γ zum Ge- sammtvolumen V des Gases. Es wäre daher [FORMEL]. Von allen Molekülen, deren Deckungssphäre in das Volumen des Cylinders γ eingreift, kann man die Zahl der- jenigen vernachlässigen, deren Mittelpunkt innerhalb des Cy- linders γ selbst liegt, da die Höhe d h dieses Cylinders un- endlich klein ist. Die Mittelpunkte aller Moleküle, deren Deckungssphären in das Volumen des Cylinders γ eingreifen, würden daher, wenn dieser Cylinder mitten im Gefässe läge, gleichmässig zur Hälfte auf der einen, zur Hälfte auf der an- deren Seite des Cylinders γ liegen. Da sich nun der von uns betrachtete Cylinder γ nicht mitten im Innern des Gefässes, sondern im Abstande ½ σ von der Wand desselben befindet, so können bloss auf der einen Seite desselben Mittelpunkte der n — 1 Moleküle liegen, nicht aber auf der anderen. Es fällt also die Hälfte der Moleküle weg, deren Deckungssphären früher aus dem ganzen Cylinder γ das Volumen A herausschnitten, und derjenige Theil des Volumens des Cylinders γ, welcher von den Deckungssphären irgend welcher der n — 1 Moleküle erfüllt wird, ist nur: [FORMEL]. 1) 1) Diese Formel kann auch in der folgenden, etwas umständlicheren Weise abgeleitet werden. Wir wollen die Endfläche des Cylinders γ, welche der Gefässwand zugewandt ist, die Basis nennen. Ein Mittel- punkt einer der Deckungssphären kann natürlich nur auf derjenigen Seite der Basis liegen, die von der Gefässwand abgekehrt ist. Wir construiren auf dieser Seite zwei der Basis des Cylinders γ parallele Ebenen, beide vom Flächeninhalte Ω in den Entfernungen ξ und ξ + d ξ von der Basis. Der Raum zwischen diesen beiden Ebenen heisse der Cylinder γ1; sein Volumen ist γ1 = Ω d ξ. Die Anzahl derjenigen unserer n — 1 Deckungs- sphären, deren Mittelpunkte zur gegebenen Zeit im Cylinder γ liegen, ist: [FORMEL],

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie02_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie02_1898/26
Zitationshilfe: Boltzmann, Ludwig: Vorlesungen über Gastheorie. Bd. 2. Leipzig, 1898, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/boltzmann_gastheorie02_1898/26>, abgerufen am 24.11.2024.