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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Heinrich des Vierdten
sondern daß man ihm nur etwas mehr Zeit lassen
möge/ sich dazu zu bereiten: Der König bewilliget
eine Stunde/ giebt ihr auch frey/ ihn selbst noch ein-
mahl im Gefängniß zu besuchen.

Da nun bereuet Alphonsus, daß er ihr nicht treu-
er/ sondern so veränderlich in seiner Liebe gewesen:
Sie aber ermahnet ihn/ daß er sich seiner Schuldig-
keit nach des Himmels Ordnung in Gedult unter-
werssen solle.

Als er noch redet/ höret man ein grosses Lärmen
vor der Thüre/ und Leute/ welche mit grossem Geräu-
sche herein treten. Catharina dencket/ es sey der Hen-
cker/ drücket noch Alphonso die Hand/ und fällt in
Ohnmacht. Alphonsus siehet sich nach der Thür
um/ und da erkennet er den alten Marquis de Ville-
na
nebst vielen andern Spanischen Herren/ welcher
Alphonsum fortziehet und saget: Fort Seigneur,
salvi
ret euch. Und ohne einige Antwort zu erwarten/
reisset er ihn aus dem Thurme/ Catharina aber bleibt
in der Ohnmacht also liegen/ biß daß sie erst nach ge-
raumer Zeit wieder zu sich selbst kömmt.

Diese Wohlthat des alten Marquis de Villena
kömt daher/ daß da er in ersten Jahren der Regie-
rung den König guberniret/ es ihm verdrossen/ daß
man dem Bertrand de Cueva ihm hernach vorge-
zogen/ und die höhesten Aemter des Königreichs sel-
bigem gegeben/ auch ihn zum Grafen von Ledesma,
Hertzog von Albucquerque, und Großmeister des
Ordens zu Sanct Jacob gemacht.

Zu Vermehrung solches Hasses steuret auch viel/
daß man denselbigen Bertrand de la Cueva eines
geheimen Verständnisses mit der Königin beschuldi-

get

Heinrich des Vierdten
ſondern daß man ihm nur etwas mehr Zeit laſſen
moͤge/ ſich dazu zu bereiten: Der Koͤnig bewilliget
eine Stunde/ giebt ihr auch frey/ ihn ſelbſt noch ein-
mahl im Gefaͤngniß zu beſuchen.

Da nun bereuet Alphonſus, daß er ihr nicht treu-
er/ ſondern ſo veraͤnderlich in ſeiner Liebe geweſen:
Sie aber ermahnet ihn/ daß er ſich ſeiner Schuldig-
keit nach des Himmels Ordnung in Gedult unter-
werſſen ſolle.

Als er noch redet/ hoͤret man ein groſſes Laͤrmen
vor der Thuͤre/ und Leute/ welche mit groſſem Geraͤu-
ſche herein treten. Catharina dencket/ es ſey der Hen-
cker/ druͤcket noch Alphonſo die Hand/ und faͤllt in
Ohnmacht. Alphonſus ſiehet ſich nach der Thuͤr
um/ und da erkennet er den alten Marquis de Ville-
na
nebſt vielen andern Spaniſchen Herren/ welcher
Alphonſum fortziehet und ſaget: Fort Seigneur,
ſalvi
ret euch. Und ohne einige Antwort zu erwarten/
reiſſet er ihn aus dem Thuꝛme/ Catharina aber bleibt
in der Ohnmacht alſo liegen/ biß daß ſie erſt nach ge-
raumer Zeit wieder zu ſich ſelbſt koͤm̃t.

Dieſe Wohlthat des alten Marquis de Villena
koͤmt daher/ daß da er in erſten Jahren der Regie-
rung den Koͤnig guberniret/ es ihm verdroſſen/ daß
man dem Bertrand de Cuéva ihm hernach vorge-
zogen/ und die hoͤheſten Aemter des Koͤnigreichs ſel-
bigem gegeben/ auch ihn zum Grafen von Ledeſma,
Hertzog von Albucquerque, und Großmeiſter des
Ordens zu Sanct Jacob gemacht.

Zu Vermehrung ſolches Haſſes ſteuret auch viel/
daß man denſelbigen Bertrand de la Cuéva eines
geheimen Verſtaͤndniſſes mit der Koͤnigin beſchuldi-

get
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[464/0500] Heinrich des Vierdten ſondern daß man ihm nur etwas mehr Zeit laſſen moͤge/ ſich dazu zu bereiten: Der Koͤnig bewilliget eine Stunde/ giebt ihr auch frey/ ihn ſelbſt noch ein- mahl im Gefaͤngniß zu beſuchen. Da nun bereuet Alphonſus, daß er ihr nicht treu- er/ ſondern ſo veraͤnderlich in ſeiner Liebe geweſen: Sie aber ermahnet ihn/ daß er ſich ſeiner Schuldig- keit nach des Himmels Ordnung in Gedult unter- werſſen ſolle. Als er noch redet/ hoͤret man ein groſſes Laͤrmen vor der Thuͤre/ und Leute/ welche mit groſſem Geraͤu- ſche herein treten. Catharina dencket/ es ſey der Hen- cker/ druͤcket noch Alphonſo die Hand/ und faͤllt in Ohnmacht. Alphonſus ſiehet ſich nach der Thuͤr um/ und da erkennet er den alten Marquis de Ville- na nebſt vielen andern Spaniſchen Herren/ welcher Alphonſum fortziehet und ſaget: Fort Seigneur, ſalviret euch. Und ohne einige Antwort zu erwarten/ reiſſet er ihn aus dem Thuꝛme/ Catharina aber bleibt in der Ohnmacht alſo liegen/ biß daß ſie erſt nach ge- raumer Zeit wieder zu ſich ſelbſt koͤm̃t. Dieſe Wohlthat des alten Marquis de Villena koͤmt daher/ daß da er in erſten Jahren der Regie- rung den Koͤnig guberniret/ es ihm verdroſſen/ daß man dem Bertrand de Cuéva ihm hernach vorge- zogen/ und die hoͤheſten Aemter des Koͤnigreichs ſel- bigem gegeben/ auch ihn zum Grafen von Ledeſma, Hertzog von Albucquerque, und Großmeiſter des Ordens zu Sanct Jacob gemacht. Zu Vermehrung ſolches Haſſes ſteuret auch viel/ daß man denſelbigen Bertrand de la Cuéva eines geheimen Verſtaͤndniſſes mit der Koͤnigin beſchuldi- get

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/500>, abgerufen am 22.11.2024.