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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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vor einen Edelmann.

So solle auch kein Herr das Commando gantzer
Armeen und die Regierung der Provintzen allzuküh-
nen und närrischen anvertrauen. Auch wäre es ge-
fährlich/ daß man einen allezeit in den Besitz so gros-
sen Chargen liesse: noch mehr schädlich aber/ wenn
man gar solche hohe Stellen gewissen Familien erb-
lich liesse. Der König von Franckreich hübe an die
Gouvernemens auf drey Jahr zu ertheilen/ und
die Garnisonen dependireten nicht von den Gou-
verneu
ren/ auf welche der Lieutenant de Roi müsse
acht geben; über beyde aber habe der Jntendant der
Provintz ein wachendes Auge/ und andere getreue
Auffseher/ die man des Königes Leute hiesse.

Um das arme Volck nicht zu einer Revolte zu
bringen/ müsse man sie vor allen Dingen durch die
unmäßigen Tribute nicht zur desperation bringen.
Jhrer Bedürfniß abzuhelffen soll man sie zum Acker-
bau gebrauchen/ und zum Manufacturen. Und end-
lich/ wenn der Müßiggang sie zum Aufstande reitzet/
so wäre es zuträglich/ ihnen durch einen ausländi-
schen Krieg was zu thun zu machen/ und dann solche
unruhige Köpfe aus den Lande zu führen.

Anmerckung. Die Zertheilung sagt der Autor,
wäre einer adelichen Familie gleichfals ihr Ruin.
Demnach müsse ein rechtschaffener Edelmann mit
seinen Anverwanten allezeit/ so viel immer möglich/
einig seyn; ja selbst mit seinen grossen und kleinen
Bedienten/ die er gebrauchet. Er solle also gegen
iedweden von ihnen willfährig seyn/ damit er iedwe-
den zu seiner Liebe ziehe/ und bleibe es wohl dabey:
Vis amari, ama.

So solle auch einer von Adel allezeit dahin sehen/

daß
vor einen Edelmann.

So ſolle auch kein Herr das Commando gantzer
Armeen und die Regierung der Provintzen allzukuͤh-
nen und naͤrriſchen anvertrauen. Auch waͤre es ge-
faͤhrlich/ daß man einen allezeit in den Beſitz ſo groſ-
ſen Chargen lieſſe: noch mehr ſchaͤdlich aber/ wenn
man gar ſolche hohe Stellen gewiſſen Familien erb-
lich lieſſe. Der Koͤnig von Franckreich huͤbe an die
Gouvernemens auf drey Jahr zu ertheilen/ und
die Garniſonen dependireten nicht von den Gou-
verneu
ren/ auf welche der Lieutenant de Roi muͤſſe
acht geben; uͤber beyde aber habe der Jntendant der
Provintz ein wachendes Auge/ und andere getreue
Auffſeher/ die man des Koͤniges Leute hieſſe.

Um das arme Volck nicht zu einer Revolte zu
bringen/ muͤſſe man ſie vor allen Dingen durch die
unmaͤßigen Tribute nicht zur deſperation bringen.
Jhrer Beduͤrfniß abzuhelffen ſoll man ſie zum Acker-
bau gebrauchen/ und zum Manufacturen. Und end-
lich/ wenn der Muͤßiggang ſie zum Aufſtande reitzet/
ſo waͤre es zutraͤglich/ ihnen durch einen auslaͤndi-
ſchen Krieg was zu thun zu machen/ und dann ſolche
unruhige Koͤpfe aus den Lande zu fuͤhren.

Anmerckung. Die Zertheilung ſagt der Autor,
waͤre einer adelichen Familie gleichfals ihr Ruin.
Demnach muͤſſe ein rechtſchaffener Edelmann mit
ſeinen Anverwanten allezeit/ ſo viel immer moͤglich/
einig ſeyn; ja ſelbſt mit ſeinen groſſen und kleinen
Bedienten/ die er gebrauchet. Er ſolle alſo gegen
iedweden von ihnen willfaͤhrig ſeyn/ damit er iedwe-
den zu ſeiner Liebe ziehe/ und bleibe es wohl dabey:
Vis amari, ama.

So ſolle auch einer von Adel allezeit dahin ſehen/

daß
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[29/0049] vor einen Edelmann. So ſolle auch kein Herr das Commando gantzer Armeen und die Regierung der Provintzen allzukuͤh- nen und naͤrriſchen anvertrauen. Auch waͤre es ge- faͤhrlich/ daß man einen allezeit in den Beſitz ſo groſ- ſen Chargen lieſſe: noch mehr ſchaͤdlich aber/ wenn man gar ſolche hohe Stellen gewiſſen Familien erb- lich lieſſe. Der Koͤnig von Franckreich huͤbe an die Gouvernemens auf drey Jahr zu ertheilen/ und die Garniſonen dependireten nicht von den Gou- verneuren/ auf welche der Lieutenant de Roi muͤſſe acht geben; uͤber beyde aber habe der Jntendant der Provintz ein wachendes Auge/ und andere getreue Auffſeher/ die man des Koͤniges Leute hieſſe. Um das arme Volck nicht zu einer Revolte zu bringen/ muͤſſe man ſie vor allen Dingen durch die unmaͤßigen Tribute nicht zur deſperation bringen. Jhrer Beduͤrfniß abzuhelffen ſoll man ſie zum Acker- bau gebrauchen/ und zum Manufacturen. Und end- lich/ wenn der Muͤßiggang ſie zum Aufſtande reitzet/ ſo waͤre es zutraͤglich/ ihnen durch einen auslaͤndi- ſchen Krieg was zu thun zu machen/ und dann ſolche unruhige Koͤpfe aus den Lande zu fuͤhren. Anmerckung. Die Zertheilung ſagt der Autor, waͤre einer adelichen Familie gleichfals ihr Ruin. Demnach muͤſſe ein rechtſchaffener Edelmann mit ſeinen Anverwanten allezeit/ ſo viel immer moͤglich/ einig ſeyn; ja ſelbſt mit ſeinen groſſen und kleinen Bedienten/ die er gebrauchet. Er ſolle alſo gegen iedweden von ihnen willfaͤhrig ſeyn/ damit er iedwe- den zu ſeiner Liebe ziehe/ und bleibe es wohl dabey: Vis amari, ama. So ſolle auch einer von Adel allezeit dahin ſehen/ daß

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/49>, abgerufen am 24.04.2024.