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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Heinrich des Vierdten
[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]nter der Königin Fenster ist/ und hat unaufhörlich
[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]ie Augen an diese Fenster gehefftet/ sich in den
[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]efftigsten Gedancken vertieffend/ welche jemahls
[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]ie Liebe und die Eyfersucht einem eingeben kan.

Zwey Stunden ist er da gewesen/ und entschlies-
[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]t sich das übrige der Nacht auch vollends allda zu-
[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]ubringen/ als er auf einer heimlichen Treppe von
[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]ben herab einen herunter zu ihm auf den Wall zu
[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]teigen gewahr wird/ der gerades Weges auf ihn
[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]os kömmt. Die Nacht ist sehr finster/ und er kan
[verlorenes Material - 1 Zeichen fehlt]hn nicht erkennen. Doch trit er wider ihm entge-
gen/ und da er gantz nah ist/ nimmt ihn jener gantz
sachte bey der Hand/ und führet ihn nach der heim-
[l]ichen Treppe zu Darauf saget er zu ihm? Du
[d]arffst nur hinauf steigen; Die Thüre wirst du of-
fen finden/ und in zwey Stunden solst du mich hier
wieder antreffen. Als dieser Mensch solches gesaget/
so machet er sich fort/ und schliesset hinter Alphons9 die
Thüre zu indeß er ihn auf der Treppe zurück lässet.

Alphonsus kan nicht aussinnen/ wer dieses muß
gewesen seyn/ viel weniger/ was dieses alles bedeute.
Das weiß er wohl/ daß diese heimliche Stiege in ein
Cabinet gehet/ welches gantz nah an der Königin
Kammer ist. Er dencket dieser Abendtheuer etwas
nach; und ohne daß er etwas davon begreiffen kan/
steiget er hinauf. Er findet die Thüre des Cabinets
offen/ und gehet hinein/ verspühret auch/ daß der Kö-
nigin Kammer gleichfals nicht verschlossen sey.

Wie er nun der Meynung/ der König befände sich
bey ihr/ so gereuet es ihn/ daß er hinauf spatzieret/
indem er leicht erachtet/ wo er ertappet würde/ wä-
re er verlohren. Er will wieder fortgehen/

wird

Heinrich des Vierdten
[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]nter der Koͤnigin Fenſter iſt/ und hat unaufhoͤrlich
[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]ie Augen an dieſe Fenſter gehefftet/ ſich in den
[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]efftigſten Gedancken vertieffend/ welche jemahls
[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]ie Liebe und die Eyferſucht einem eingeben kan.

Zwey Stunden iſt er da geweſen/ und entſchlieſ-
[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]t ſich das uͤbrige der Nacht auch vollends allda zu-
[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]ubringen/ als er auf einer heimlichen Treppe von
[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]ben herab einen herunter zu ihm auf den Wall zu
[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]teigen gewahr wird/ der gerades Weges auf ihn
[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]os koͤm̃t. Die Nacht iſt ſehr finſter/ und er kan
[verlorenes Material – 1 Zeichen fehlt]hn nicht erkennen. Doch trit er wider ihm entge-
gen/ und da er gantz nah iſt/ nim̃t ihn jener gantz
ſachte bey der Hand/ und fuͤhret ihn nach der heim-
[l]ichen Treppe zu Darauf ſaget er zu ihm? Du
[d]arffſt nur hinauf ſteigen; Die Thuͤre wirſt du of-
fen finden/ und in zwey Stunden ſolſt du mich hier
wieder antreffen. Als dieſer Menſch ſolches geſaget/
ſo machet er ſich foꝛt/ uñ ſchlieſſet hinter Alphonſ9 die
Thuͤre zu indeß er ihn auf der Treppe zuruͤck laͤſſet.

Alphonſus kan nicht ausſinnen/ wer dieſes muß
geweſen ſeyn/ viel weniger/ was dieſes alles bedeute.
Das weiß er wohl/ daß dieſe heimliche Stiege in ein
Cabinet gehet/ welches gantz nah an der Koͤnigin
Kammer iſt. Er dencket dieſer Abendtheuer etwas
nach; und ohne daß er etwas davon begreiffen kan/
ſteiget er hinauf. Er findet die Thuͤre des Cabinets
offen/ und gehet hinein/ verſpuͤhret auch/ daß der Koͤ-
nigin Kammer gleichfals nicht verſchloſſen ſey.

Wie er nun der Meynung/ der Koͤnig befaͤnde ſich
bey ihr/ ſo gereuet es ihn/ daß er hinauf ſpatzieret/
indem er leicht erachtet/ wo er ertappet wuͤrde/ waͤ-
re er verlohren. Er will wieder fortgehen/

wird
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[432/0468] Heinrich des Vierdten _nter der Koͤnigin Fenſter iſt/ und hat unaufhoͤrlich _ie Augen an dieſe Fenſter gehefftet/ ſich in den _efftigſten Gedancken vertieffend/ welche jemahls _ie Liebe und die Eyferſucht einem eingeben kan. Zwey Stunden iſt er da geweſen/ und entſchlieſ- _t ſich das uͤbrige der Nacht auch vollends allda zu- _ubringen/ als er auf einer heimlichen Treppe von _ben herab einen herunter zu ihm auf den Wall zu _teigen gewahr wird/ der gerades Weges auf ihn _os koͤm̃t. Die Nacht iſt ſehr finſter/ und er kan _hn nicht erkennen. Doch trit er wider ihm entge- gen/ und da er gantz nah iſt/ nim̃t ihn jener gantz ſachte bey der Hand/ und fuͤhret ihn nach der heim- lichen Treppe zu Darauf ſaget er zu ihm? Du darffſt nur hinauf ſteigen; Die Thuͤre wirſt du of- fen finden/ und in zwey Stunden ſolſt du mich hier wieder antreffen. Als dieſer Menſch ſolches geſaget/ ſo machet er ſich foꝛt/ uñ ſchlieſſet hinter Alphonſ9 die Thuͤre zu indeß er ihn auf der Treppe zuruͤck laͤſſet. Alphonſus kan nicht ausſinnen/ wer dieſes muß geweſen ſeyn/ viel weniger/ was dieſes alles bedeute. Das weiß er wohl/ daß dieſe heimliche Stiege in ein Cabinet gehet/ welches gantz nah an der Koͤnigin Kammer iſt. Er dencket dieſer Abendtheuer etwas nach; und ohne daß er etwas davon begreiffen kan/ ſteiget er hinauf. Er findet die Thuͤre des Cabinets offen/ und gehet hinein/ verſpuͤhret auch/ daß der Koͤ- nigin Kammer gleichfals nicht verſchloſſen ſey. Wie er nun der Meynung/ der Koͤnig befaͤnde ſich bey ihr/ ſo gereuet es ihn/ daß er hinauf ſpatzieret/ indem er leicht erachtet/ wo er ertappet wuͤrde/ waͤ- re er verlohren. Er will wieder fortgehen/ wird

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/468>, abgerufen am 22.11.2024.