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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Politische Unterweisungen
der die Zertheilung an die Hand/ welche das Ver-
derben eines Staats verursachet.

Erst meldet er/ wo solche Zertheilung herkäme:
entweder aus der Conjuration wider die geheiligte
Majestät; oder aus Factionen der Großen; oder
aus Aufruhr des Volcks; oder aus einer allgemeinen
Nebellion der Unterthanen/ die einen Staat umkehre.

Hernach schreitet er zum ersten Mittel/ die Zerthei-
lung zu vermeiden/ welche durch Conjurationen ge-
schehen könne. Man solle durch die Furcht Gottes
die Unterthanen in dem Gehorsam erhalten/ daß sie
Fürsten als Gottes Stadthalter lerneten ansehen/
und daß der Allmächtige mit ewigen Straffen es an
denen rächen würde/ welche sich an diesen seinen hei-
ligen Ebenbilde freventlich vergriffen. Ein Fürst| aber
solle auch nichts vornehmen/ was Unterthanen zu sol-
chen Conspirationen bewegen könte/ daß er ihnen
Ehre/ Leben/ Freyheit/ oder gar die Religion ab-
schnitt: denn solche allzuwerthe Güter zu erhalten
würde ein Mensch alles wagen/ was ihm nur mög-
lich wäre.

So solle er auch insonderheit keinem/ und vornehm-
lich denen Großen des Staats/ seine Autorität an-
vertrauen: hiernechst einige treue Leute bestellen/ die
auf alle deren Handlungen achtung geben; sonderlich
auf derer Bedienten ihre/ die täglich um einen Für-
sten seyn müsten: denn diese könten sich lassen beste-
chen/ und alsdenn das aller verdammlichste Laster be-
gehen.

Jnsonderheit solle er sich eine auserlesene Leib-
Garde zu legen/ die nicht alleine seine Hoheit zu be-
mercken nöthig/ sondern auch seine geheiligte Person

zu

Politiſche Unterweiſungen
der die Zertheilung an die Hand/ welche das Ver-
derben eines Staats verurſachet.

Erſt meldet er/ wo ſolche Zertheilung herkaͤme:
entweder aus der Conjuration wider die geheiligte
Majeſtaͤt; oder aus Factionen der Großen; oder
aus Aufruhr des Volcks; oder aus einer allgemeinen
Nebellion der Unteꝛthanen/ die einen Staat umkehꝛe.

Hernach ſchreitet er zum erſten Mittel/ die Zerthei-
lung zu vermeiden/ welche durch Conjurationen ge-
ſchehen koͤnne. Man ſolle durch die Furcht Gottes
die Unterthanen in dem Gehorſam erhalten/ daß ſie
Fuͤrſten als Gottes Stadthalter lerneten anſehen/
und daß der Allmaͤchtige mit ewigen Straffen es an
denen raͤchen wuͤrde/ welche ſich an dieſen ſeinen hei-
ligen Ebenbilde freventlich vergriffen. Ein Fuͤrſt| aber
ſolle auch nichts vornehmen/ was Unterthanen zu ſol-
chen Conſpirationen bewegen koͤnte/ daß er ihnen
Ehre/ Leben/ Freyheit/ oder gar die Religion ab-
ſchnitt: denn ſolche allzuwerthe Guͤter zu erhalten
wuͤrde ein Menſch alles wagen/ was ihm nur moͤg-
lich waͤre.

So ſolle er auch inſonderheit keinem/ und vornehm-
lich denen Großen des Staats/ ſeine Autoritaͤt an-
vertrauen: hiernechſt einige treue Leute beſtellen/ die
auf alle deren Handlungen achtung geben; ſonderlich
auf derer Bedienten ihre/ die taͤglich um einen Fuͤr-
ſten ſeyn muͤſten: denn dieſe koͤnten ſich laſſen beſte-
chen/ und alsdenn das aller verdam̃lichſte Laſter be-
gehen.

Jnſonderheit ſolle er ſich eine auserleſene Leib-
Garde zu legen/ die nicht alleine ſeine Hoheit zu be-
mercken noͤthig/ ſondern auch ſeine geheiligte Perſon

zu
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[26/0046] Politiſche Unterweiſungen der die Zertheilung an die Hand/ welche das Ver- derben eines Staats verurſachet. Erſt meldet er/ wo ſolche Zertheilung herkaͤme: entweder aus der Conjuration wider die geheiligte Majeſtaͤt; oder aus Factionen der Großen; oder aus Aufruhr des Volcks; oder aus einer allgemeinen Nebellion der Unteꝛthanen/ die einen Staat umkehꝛe. Hernach ſchreitet er zum erſten Mittel/ die Zerthei- lung zu vermeiden/ welche durch Conjurationen ge- ſchehen koͤnne. Man ſolle durch die Furcht Gottes die Unterthanen in dem Gehorſam erhalten/ daß ſie Fuͤrſten als Gottes Stadthalter lerneten anſehen/ und daß der Allmaͤchtige mit ewigen Straffen es an denen raͤchen wuͤrde/ welche ſich an dieſen ſeinen hei- ligen Ebenbilde freventlich vergriffen. Ein Fuͤrſt| aber ſolle auch nichts vornehmen/ was Unterthanen zu ſol- chen Conſpirationen bewegen koͤnte/ daß er ihnen Ehre/ Leben/ Freyheit/ oder gar die Religion ab- ſchnitt: denn ſolche allzuwerthe Guͤter zu erhalten wuͤrde ein Menſch alles wagen/ was ihm nur moͤg- lich waͤre. So ſolle er auch inſonderheit keinem/ und vornehm- lich denen Großen des Staats/ ſeine Autoritaͤt an- vertrauen: hiernechſt einige treue Leute beſtellen/ die auf alle deren Handlungen achtung geben; ſonderlich auf derer Bedienten ihre/ die taͤglich um einen Fuͤr- ſten ſeyn muͤſten: denn dieſe koͤnten ſich laſſen beſte- chen/ und alsdenn das aller verdam̃lichſte Laſter be- gehen. Jnſonderheit ſolle er ſich eine auserleſene Leib- Garde zu legen/ die nicht alleine ſeine Hoheit zu be- mercken noͤthig/ ſondern auch ſeine geheiligte Perſon zu

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/46>, abgerufen am 25.04.2024.