Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.Politische Unterweisungen Rathschlägen könne sehen lassen: Sein Gewissenverpflichte ihn/ die Sitten-Lehre zu wissen/ damit er sich in allen Actionen als ein rechtschaffener Mann erweisen könne. Er würde kein so vollkommen Ver- gnügen schmecken/ als die Wissenschafft und die Klugheit geniessen liesse. Mit einem Wort/ er könne weder sein eigenes noch seiner Anverwanten Glück ohne die Gelehrsamkeit recht befördern noch erhal- ten. Durch die Weißheit aber herrsche er über alle diejenigen/ welche solche nicht besässen/ denn wenn die Vernunfft uns die Herrschafft über alle Thiere und andere Creaturen gäbe/ so ertheilte die Weißheit/ als welche der Vernunfft Vollkommenheit wäre/ ei- nem die Herrschafft über alle andere Menschen. Darauf giebt der Autor dem von Adel den Die II. Maxim. Von der Gütigkeit eines Fürsten. Die Güte solle so fort auf die Weißheit eines Für- solle
Politiſche Unterweiſungen Rathſchlaͤgen koͤnne ſehen laſſen: Sein Gewiſſenverpflichte ihn/ die Sitten-Lehre zu wiſſen/ damit er ſich in allen Actionen als ein rechtſchaffener Mann erweiſen koͤnne. Er wuͤrde kein ſo vollkommen Ver- gnuͤgen ſchmecken/ als die Wiſſenſchafft und die Klugheit genieſſen lieſſe. Mit einem Wort/ er koͤnne weder ſein eigenes noch ſeiner Anverwanten Gluͤck ohne die Gelehrſamkeit recht befoͤrdern noch erhal- ten. Durch die Weißheit aber herrſche er uͤber alle diejenigen/ welche ſolche nicht beſaͤſſen/ denn wenn die Vernunfft uns die Herrſchafft uͤber alle Thiere und andere Cꝛeaturen gaͤbe/ ſo ertheilte die Weißheit/ als welche der Vernunfft Vollkommenheit waͤre/ ei- nem die Herrſchafft uͤber alle andere Menſchen. Darauf giebt der Autor dem von Adel den Die II. Maxim. Von der Guͤtigkeit eines Fuͤrſten. Die Guͤte ſolle ſo fort auf die Weißheit eines Fuͤr- ſolle
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Politiſche Unterweiſungen
Rathſchlaͤgen koͤnne ſehen laſſen: Sein Gewiſſen
verpflichte ihn/ die Sitten-Lehre zu wiſſen/ damit er
ſich in allen Actionen als ein rechtſchaffener Mann
erweiſen koͤnne. Er wuͤrde kein ſo vollkommen Ver-
gnuͤgen ſchmecken/ als die Wiſſenſchafft und die
Klugheit genieſſen lieſſe. Mit einem Wort/ er koͤnne
weder ſein eigenes noch ſeiner Anverwanten Gluͤck
ohne die Gelehrſamkeit recht befoͤrdern noch erhal-
ten. Durch die Weißheit aber herrſche er uͤber alle
diejenigen/ welche ſolche nicht beſaͤſſen/ denn wenn
die Vernunfft uns die Herrſchafft uͤber alle Thiere
und andere Cꝛeaturen gaͤbe/ ſo ertheilte die Weißheit/
als welche der Vernunfft Vollkommenheit waͤre/ ei-
nem die Herrſchafft uͤber alle andere Menſchen.
Darauf giebt der Autor dem von Adel den
Rath/ ſich zufoͤrderſt auf die Eloquentz zu legen/ um
wohl zu reden/ und wohl zu ſchreiben; dann auf die
Sitten-Lehre und Politic; endlich auf die Hiſtorie
der vergangenen Zeiten/ und auf die getreue Nach-
richt derjenigen/ ſo wohl gereiſet haͤtten.
Die II. Maxim.
Von der Guͤtigkeit eines Fuͤrſten.
Die Guͤte ſolle ſo fort auf die Weißheit eines Fuͤr-
ſten/ wie der Wille auf den Verſtand folgen; doch
ſolte ſie noch vor ſeiner Macht vorhergehen: wie auch
GOtt vorher der Guͤtigſte/ und dann der Allmaͤch-
tigſte (Deus optimus maximus) genennet wuͤrde.
Und muͤſſe ein Fuͤrſt es vorhero dahin bringen/ daß
man ihn liebe; als dann/ daß man ihn fuͤrchte. Denn
GOtt haͤtte ihm die allgemeinen Guͤter darum gege-
ben/ daß er ſolche unter diejenigen freygebig austhei-
len ſole/ welche derſelben noͤthig haͤtten: hingegen
ſolle
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