Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.Des Hertzogs von Arione &c. Hinweggehen einigen von der Hertzogin Mägdgen/so ihm begegneten/ verboth/ von seiner Ankunfft ihr das geringste zu melden. Sie/ Victoria, ware so voller Grillen einige Ta- an-
Des Hertzogs von Arione &c. Hinweggehen einigen von der Hertzogin Maͤgdgen/ſo ihm begegneten/ verboth/ von ſeiner Ankunfft ihr das geringſte zu melden. Sie/ Victoria, ware ſo voller Grillen einige Ta- an-
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Des Hertzogs von Arione &c.
Hinweggehen einigen von der Hertzogin Maͤgdgen/
ſo ihm begegneten/ verboth/ von ſeiner Ankunfft ihr
das geringſte zu melden.
Sie/ Victoria, ware ſo voller Grillen einige Ta-
ge her/ daß ſie ſich um nichts bekuͤmmert/ und indem
ſie wenig Augenblicke nach Federics Abſchiede
Zaiden ruffete/ ſo ſagete ſie/ daß ſie ſich wolle ſchlaf-
fen legen. Zaide, die den Hertzog nicht geſehen/
ruffete die andern Kammermaͤgdgen/ und man ent-
kleidete ſie; ſie begab ſich zu Bette/ und Zaide blieb
alleine bey ihr: Aber der traurige/ der verliebte/ und
zugleich ungedultige Hertzog kunte nicht laͤnger ſeiner
Regung widerſtehen/ und begab ſich zu ihr/ nach
dem er durch ſeine Liebe ein Theil ſeines Kummers
zerſtreuet hatte. Victoria wurde uͤber ſo unvermu-
theten Anblick ſo betroffen/ daß ſie faſt darob in Ohn-
macht ſanck. Federic nahm ſo groſſe Entſetzung
vor ein Zeichen des Verdruſſes auf; indem er aber
biß in Tod verliebet/ ſo naͤherte er ſich/ ließ ſich auf
das eine Knie vor ihrem Bette nieder/ und fragte ſie
mit der ehrerbietigſten Art/ von welcher Zeit an ſei-
ne Gegenwart ihr dergleichen Bewegungen verur-
ſachet: Es iſt von der Zeit an/ antwortete ſie/ da ich
nicht mehr weiß/ was ihr machet/ und da ich nichts
mehr als dasjenige kenne/ was ich empfinde. Das/
was ich mache/ gab Federic hierauf/ iſt/ das ich mit
unendlicher Paſſion liebe: Und das/ was ich em-
pfinde/ ſetzte Victoria hinzu/ iſt/ daß ich ſo viel liebe
als haſſe. Aber/ mein Herr/ warum koͤm̃t man zu
dieſer Zeit/ ohne mir davon einigen Vorbericht zu
ertheilen? Geſchiehet es aus Mißtrauen; und be-
raubet ihr mich ſchon derjenigen Sorgen/ die mir ſo
an-
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