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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Des Hertzogs von Arione &c.
Asturias, welche sich auf das trefflichste heraus-
geschmücket/ um ihrem jungen Bräutigam zu gefal-
len/ stiege mit Victorien zu Pferde/ und hatten den
Printzen de Viana und Don Francisco, Victo-
riens
Herrn Bruder/ zu Begleiteren.

Victoria weigerte sich auf ein Pferd zu steigen/
so ihr Don Francisco ausgelesen/ weil es ihr zu mu-
thig vorkam/ aber er lachete über sie/ sagend: wo sie
es ja nicht zu regieren wüste/ hätte sie schon |Leute ge-
nug um sich/ daß sie dahero nichts besorgen dürffte.

Der Tag war einer von den schonsten/ doch schim-
merte er nicht so trefflich/ als die schöne Victoria.
Sie war von achtzehn Jahren/ ihre Leibes-Gestalt
ware nicht von der längesten/ doch über die maßen
wohl gefasset/ und ihre Aufführung ware recht edel
und erhaben. Sie gienge mit einer wundersamen
Annehmlichkeit. Jhre Haare hatten weder ein voll-
kommenes braune/ noch eine völlige weisse/ sondern
von beyden das Mittel. Jhre Augen waren blau/
groß/ lieblich/ schimmrend/ feurig/ doch sittsam und
dabey voll Geist. Jhr Mund ware klein/ lächlend/
und wohl aufgebogen. Jhre Zähne vortrefflich
gleich und rein/ und ihre Farbe recht blendend weiß.
Dieses alles wurde von einer hertzhafften Muntrig-
keit vergesellschafftet/ so nichts anders als herrlichen
Verstand und Freude überall von sich blicken liesse.

Sie war an diesem Tage in einem incarnaten
Stoff mit Silber reichlich durchwircket gekleidet.
Jhre Haare waren mit einer erdichteten Nachläßig-
keit also aufgeknüpffet/ daß grosse Locken davon über
die Achseln herunter hiengen/ und truge sie einen klei-
nen Hut mit incarnat und weissen Federn; welche

Tracht

Des Hertzogs von Arione &c.
Aſturias, welche ſich auf das trefflichſte heraus-
geſchmuͤcket/ um ihrem jungen Braͤutigam zu gefal-
len/ ſtiege mit Victorien zu Pferde/ und hatten den
Printzen de Viana und Don Franciſco, Victo-
riens
Herꝛn Bruder/ zu Begleiteren.

Victoria weigerte ſich auf ein Pferd zu ſteigen/
ſo ihr Don Franciſco ausgeleſen/ weil es ihr zu mu-
thig vorkam/ aber er lachete uͤber ſie/ ſagend: wo ſie
es ja nicht zu regieren wuͤſte/ haͤtte ſie ſchon |Leute ge-
nug um ſich/ daß ſie dahero nichts beſorgen duͤrffte.

Der Tag war einer von den ſchonſten/ doch ſchim-
merte er nicht ſo trefflich/ als die ſchoͤne Victoria.
Sie war von achtzehn Jahren/ ihre Leibes-Geſtalt
ware nicht von der laͤngeſten/ doch uͤber die maßen
wohl gefaſſet/ und ihre Auffuͤhrung ware recht edel
und erhaben. Sie gienge mit einer wunderſamen
Annehmlichkeit. Jhre Haare hatten weder ein voll-
kommenes braune/ noch eine voͤllige weiſſe/ ſondern
von beyden das Mittel. Jhre Augen waren blau/
groß/ lieblich/ ſchim̃rend/ feurig/ doch ſittſam und
dabey voll Geiſt. Jhr Mund ware klein/ laͤchlend/
und wohl aufgebogen. Jhre Zaͤhne vortrefflich
gleich und rein/ und ihre Farbe recht blendend weiß.
Dieſes alles wurde von einer hertzhafften Muntrig-
keit vergeſellſchafftet/ ſo nichts anders als herꝛlichen
Verſtand und Freude uͤberall von ſich blicken lieſſe.

Sie war an dieſem Tage in einem incarnaten
Stoff mit Silber reichlich durchwircket gekleidet.
Jhre Haare waren mit einer erdichteten Nachlaͤßig-
keit alſo aufgeknuͤpffet/ daß groſſe Locken davon uͤber
die Achſeln herunter hiengen/ und truge ſie einen klei-
nen Hut mit incarnat und weiſſen Federn; welche

Tracht
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[310/0342] Des Hertzogs von Arione &c. Aſturias, welche ſich auf das trefflichſte heraus- geſchmuͤcket/ um ihrem jungen Braͤutigam zu gefal- len/ ſtiege mit Victorien zu Pferde/ und hatten den Printzen de Viana und Don Franciſco, Victo- riens Herꝛn Bruder/ zu Begleiteren. Victoria weigerte ſich auf ein Pferd zu ſteigen/ ſo ihr Don Franciſco ausgeleſen/ weil es ihr zu mu- thig vorkam/ aber er lachete uͤber ſie/ ſagend: wo ſie es ja nicht zu regieren wuͤſte/ haͤtte ſie ſchon |Leute ge- nug um ſich/ daß ſie dahero nichts beſorgen duͤrffte. Der Tag war einer von den ſchonſten/ doch ſchim- merte er nicht ſo trefflich/ als die ſchoͤne Victoria. Sie war von achtzehn Jahren/ ihre Leibes-Geſtalt ware nicht von der laͤngeſten/ doch uͤber die maßen wohl gefaſſet/ und ihre Auffuͤhrung ware recht edel und erhaben. Sie gienge mit einer wunderſamen Annehmlichkeit. Jhre Haare hatten weder ein voll- kommenes braune/ noch eine voͤllige weiſſe/ ſondern von beyden das Mittel. Jhre Augen waren blau/ groß/ lieblich/ ſchim̃rend/ feurig/ doch ſittſam und dabey voll Geiſt. Jhr Mund ware klein/ laͤchlend/ und wohl aufgebogen. Jhre Zaͤhne vortrefflich gleich und rein/ und ihre Farbe recht blendend weiß. Dieſes alles wurde von einer hertzhafften Muntrig- keit vergeſellſchafftet/ ſo nichts anders als herꝛlichen Verſtand und Freude uͤberall von ſich blicken lieſſe. Sie war an dieſem Tage in einem incarnaten Stoff mit Silber reichlich durchwircket gekleidet. Jhre Haare waren mit einer erdichteten Nachlaͤßig- keit alſo aufgeknuͤpffet/ daß groſſe Locken davon uͤber die Achſeln herunter hiengen/ und truge ſie einen klei- nen Hut mit incarnat und weiſſen Federn; welche Tracht

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/342>, abgerufen am 25.11.2024.