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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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Des Hertzogs von Arione &c.
an dem schönsten Hofe von Europa fast nie eine rech-
te Ruhe.

Nach vielen Friedens-Vorschlägen wurde end-
lich solcher durch die Heyrath des Printzen von A-
sturias
und Blanche von Navarra geschlossen/ die
damahls in ihrem funfzehenden Jahre waren. Man
schickete darauf über die maßen prächtig zu; der
Reichs-Feldherr machete auf dieses Fest seinen
Hochmuth und Ansehen nach erstaunende Unkosten.
Aber Don Pedro de Velasco, Graf von Haro,
welcher Befehl hatte/ die Königin und die Princes-
sin von Navarra auf einem schönen Lust-Hause/ so
an den Gräntzen lage/ zu empfangen/ und zu tracti-
ren/ erwiese sich einer so hohen Commission nicht
unwürdig/ und ließ mit über die maßen kostbarer
Magnificenz alles zu Villhorado auf das herrlich-
ste zu schicken.

Die Familie des Grafen von Haro ware nicht
groß an der Zahl/ aber sie hatte viel vortreffliches
an sich. Seine Gemahlin ware eine der tugendhaff-
testen Damen von der Welt: Zwey Kinder waren
jedwedes in seinem Geschlecht Wunder der Voll-
kommenheiten. Don Franeisco de Velasco, des
Graf von Haro Sohn/ hatte sich schon im Kriege
hervor gethan. Aber die junge und wunderschöne
Victoria, seine Tochter/ ware noch in gantz Casti-
lien
unbekandt: denn der Graf wolte sie biß dahin
nicht gerne an einen Hoff thun/ der niemahls recht
ruhig ware. Aber die Ankunfft der Princeßin von
Asturias machete ihn endlich schlüßig/ daß er sie zu
selbiger bringen wolte.

Victoria, weil sie von einer klugen Mutter erzo-

gen

Des Hertzogs von Arione &c.
an dem ſchoͤnſten Hofe von Europa faſt nie eine rech-
te Ruhe.

Nach vielen Friedens-Vorſchlaͤgen wurde end-
lich ſolcher durch die Heyrath des Printzen von A-
ſturias
und Blanche von Navarra geſchloſſen/ die
damahls in ihrem funfzehenden Jahre waren. Man
ſchickete darauf uͤber die maßen praͤchtig zu; der
Reichs-Feldherr machete auf dieſes Feſt ſeinen
Hochmuth und Anſehen nach erſtaunende Unkoſten.
Aber Don Pedro de Velaſco, Graf von Haro,
welcher Befehl hatte/ die Koͤnigin und die Princeſ-
ſin von Navarra auf einem ſchoͤnen Luſt-Hauſe/ ſo
an den Graͤntzen lage/ zu empfangen/ und zu tracti-
ren/ erwieſe ſich einer ſo hohen Commiſſion nicht
unwuͤrdig/ und ließ mit uͤber die maßen koſtbarer
Magnificenz alles zu Villhorado auf das herꝛlich-
ſte zu ſchicken.

Die Familie des Grafen von Haro ware nicht
groß an der Zahl/ aber ſie hatte viel vortreffliches
an ſich. Seine Gemahlin ware eine der tugendhaff-
teſten Damen von der Welt: Zwey Kinder waren
jedwedes in ſeinem Geſchlecht Wunder der Voll-
kommenheiten. Don Franeiſco de Velaſco, des
Graf von Haro Sohn/ hatte ſich ſchon im Kriege
hervor gethan. Aber die junge und wunderſchoͤne
Victoria, ſeine Tochter/ ware noch in gantz Caſti-
lien
unbekandt: denn der Graf wolte ſie biß dahin
nicht gerne an einen Hoff thun/ der niemahls recht
ruhig ware. Aber die Ankunfft der Princeßin von
Aſturias machete ihn endlich ſchluͤßig/ daß er ſie zu
ſelbiger bringen wolte.

Victoria, weil ſie von einer klugen Mutter erzo-

gen
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[308/0340] Des Hertzogs von Arione &c. an dem ſchoͤnſten Hofe von Europa faſt nie eine rech- te Ruhe. Nach vielen Friedens-Vorſchlaͤgen wurde end- lich ſolcher durch die Heyrath des Printzen von A- ſturias und Blanche von Navarra geſchloſſen/ die damahls in ihrem funfzehenden Jahre waren. Man ſchickete darauf uͤber die maßen praͤchtig zu; der Reichs-Feldherr machete auf dieſes Feſt ſeinen Hochmuth und Anſehen nach erſtaunende Unkoſten. Aber Don Pedro de Velaſco, Graf von Haro, welcher Befehl hatte/ die Koͤnigin und die Princeſ- ſin von Navarra auf einem ſchoͤnen Luſt-Hauſe/ ſo an den Graͤntzen lage/ zu empfangen/ und zu tracti- ren/ erwieſe ſich einer ſo hohen Commiſſion nicht unwuͤrdig/ und ließ mit uͤber die maßen koſtbarer Magnificenz alles zu Villhorado auf das herꝛlich- ſte zu ſchicken. Die Familie des Grafen von Haro ware nicht groß an der Zahl/ aber ſie hatte viel vortreffliches an ſich. Seine Gemahlin ware eine der tugendhaff- teſten Damen von der Welt: Zwey Kinder waren jedwedes in ſeinem Geſchlecht Wunder der Voll- kommenheiten. Don Franeiſco de Velaſco, des Graf von Haro Sohn/ hatte ſich ſchon im Kriege hervor gethan. Aber die junge und wunderſchoͤne Victoria, ſeine Tochter/ ware noch in gantz Caſti- lien unbekandt: denn der Graf wolte ſie biß dahin nicht gerne an einen Hoff thun/ der niemahls recht ruhig ware. Aber die Ankunfft der Princeßin von Aſturias machete ihn endlich ſchluͤßig/ daß er ſie zu ſelbiger bringen wolte. Victoria, weil ſie von einer klugen Mutter erzo- gen

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/340>, abgerufen am 25.11.2024.