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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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des August. Marc. Anton. und Lepidus.
verlieret ein Auge darüber/ daß er allzu lange Zeit ein
Pflaster darauf getragen/ um sich zu verstellen. A-
rianus
und Metellus entwischen auch durch Hülffe
ihrer Kinder. Restio entkömmt durch Hülffe seines
Sclaven; ob er gleich selbigen zuvor ein Brand-
mahl an die Stirne machen lassen/ weil ihm ehmals
dieser Knecht entfliehen wollen: denn/ als der Scla-
ve seinen Herrn findet/ und dieser in Furcht ist/ der-
selbe werde ihn verrathen; spricht er ihm zu: mey-
nest du/ Herr/ daß das Mahl/ womit du meine
Stirne zeichnen lassen/ in solche tieffer/ als
die Wolthaten in mein Hertz eingedrücket/ die
du mir erzeiget?
worauf er ihn in einen Keller füh-
ret/ und mit Speiß und Tranck versorget: tödtet
darauf in Gesichte der Soldaten einen alten Bauer/
und machet ihnen weiß/ es sey sein verkleideter Herr
gewesen/ an dem er sich rächen wollen/ weil er ihm
ein solch Schandzeichen an die Stirne brennen las-
sen. Also entkommet Restio p. 42. Appion und
Menejus Sclaven seynd gar so großmüthig/ daß
sie dieser ihrer Herren Kleider anziehen/ und sich
darinnen statt derselben ermorden lassen; damit
die Herren fliehen können. Pomponius, so
gleichfalls in die Acht erkläret/ waget einen
kühnen Streich: Er kleidet sich als ein Praetor
aus/ und seine Sclaven als Rathsdiener/ und
gehet also öffentlich von diesen treuen Geferthen be-
gleitet aus der Stadt. Nimmt auch gar ein Schiff/
mit Vorwand/ die Triumviri schicketen ihn wieder
den jungen Pompejus und kömmt glücklich in Sici-
lien. Hirtius, Apulejus, und Venditius salvi-
ren sich mit dem Degen in der Faust p. 43. Venti-

dius

des Auguſt. Marc. Anton. und Lepidus.
verlieret ein Auge daruͤber/ daß er allzu lange Zeit ein
Pflaſter darauf getragen/ um ſich zu verſtellen. A-
rianus
und Metellus entwiſchen auch durch Huͤlffe
ihrer Kinder. Reſtio entkoͤm̃t durch Huͤlffe ſeines
Sclaven; ob er gleich ſelbigen zuvor ein Brand-
mahl an die Stirne machen laſſen/ weil ihm ehmals
dieſer Knecht entfliehen wollen: denn/ als der Scla-
ve ſeinen Herꝛn findet/ und dieſer in Furcht iſt/ der-
ſelbe werde ihn verrathen; ſpricht er ihm zu: mey-
neſt du/ Herꝛ/ daß das Mahl/ womit du meine
Stirne zeichnen laſſen/ in ſolche tieffer/ als
die Wolthaten in mein Hertz eingedruͤcket/ die
du mir erzeiget?
worauf er ihn in einen Keller fuͤh-
ret/ und mit Speiß und Tranck verſorget: toͤdtet
darauf in Geſichte der Soldaten einen alten Bauer/
und machet ihnen weiß/ es ſey ſein verkleideter Herꝛ
geweſen/ an dem er ſich raͤchen wollen/ weil er ihm
ein ſolch Schandzeichen an die Stirne brennen laſ-
ſen. Alſo entkommet Reſtio p. 42. Appion und
Menejus Sclaven ſeynd gar ſo großmuͤthig/ daß
ſie dieſer ihrer Herren Kleider anziehen/ und ſich
darinnen ſtatt derſelben ermorden laſſen; damit
die Herren fliehen koͤnnen. Pomponius, ſo
gleichfalls in die Acht erklaͤret/ waget einen
kuͤhnen Streich: Er kleidet ſich als ein Prætor
aus/ und ſeine Sclaven als Rathsdiener/ und
gehet alſo oͤffentlich von dieſen treuen Geferthen be-
gleitet aus der Stadt. Nim̃t auch gar ein Schiff/
mit Vorwand/ die Triumviri ſchicketen ihn wieder
den jungen Pompejus und koͤm̃t gluͤcklich in Sici-
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ren ſich mit dem Degen in der Fauſt p. 43. Venti-

dius
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[247/0275] des Auguſt. Marc. Anton. und Lepidus. verlieret ein Auge daruͤber/ daß er allzu lange Zeit ein Pflaſter darauf getragen/ um ſich zu verſtellen. A- rianus und Metellus entwiſchen auch durch Huͤlffe ihrer Kinder. Reſtio entkoͤm̃t durch Huͤlffe ſeines Sclaven; ob er gleich ſelbigen zuvor ein Brand- mahl an die Stirne machen laſſen/ weil ihm ehmals dieſer Knecht entfliehen wollen: denn/ als der Scla- ve ſeinen Herꝛn findet/ und dieſer in Furcht iſt/ der- ſelbe werde ihn verrathen; ſpricht er ihm zu: mey- neſt du/ Herꝛ/ daß das Mahl/ womit du meine Stirne zeichnen laſſen/ in ſolche tieffer/ als die Wolthaten in mein Hertz eingedruͤcket/ die du mir erzeiget? worauf er ihn in einen Keller fuͤh- ret/ und mit Speiß und Tranck verſorget: toͤdtet darauf in Geſichte der Soldaten einen alten Bauer/ und machet ihnen weiß/ es ſey ſein verkleideter Herꝛ geweſen/ an dem er ſich raͤchen wollen/ weil er ihm ein ſolch Schandzeichen an die Stirne brennen laſ- ſen. Alſo entkommet Reſtio p. 42. Appion und Menejus Sclaven ſeynd gar ſo großmuͤthig/ daß ſie dieſer ihrer Herren Kleider anziehen/ und ſich darinnen ſtatt derſelben ermorden laſſen; damit die Herren fliehen koͤnnen. Pomponius, ſo gleichfalls in die Acht erklaͤret/ waget einen kuͤhnen Streich: Er kleidet ſich als ein Prætor aus/ und ſeine Sclaven als Rathsdiener/ und gehet alſo oͤffentlich von dieſen treuen Geferthen be- gleitet aus der Stadt. Nim̃t auch gar ein Schiff/ mit Vorwand/ die Triumviri ſchicketen ihn wieder den jungen Pompejus und koͤm̃t gluͤcklich in Sici- lien. Hirtius, Apulejus, und Venditius ſalvi- ren ſich mit dem Degen in der Fauſt p. 43. Venti- dius

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/275>, abgerufen am 10.05.2024.