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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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des August. Marc. Anton. und Lepidus.
schlaffen kan: ein Soldat der geschickt und ein gu-
ter Jäger ist/ fänget die Eule oder den Kautz weg/
und träget sie zum Käyser/ davor haltend/ ein so an-
genehmer Dienst werde eine große Belohnung nach
sich ziehen. Der Käyser lobet ihn sehr/ und läst
ihm tausend Asses, welches nach frantzöischer Mün-
ze etwan fünff und zwantzig Francken machet/ rei-
chen. Dieser unbescheidene Gast ruffet bey deren
Erhaltung: warum so wenig? Ey/ so mag auch
lieber die Eule leben bleiben.
Und damit läst er
sie gleich wieder frey fortfliegen. Solche Verwe-
genheit würde auch ein geringerer Herr nicht gelit-
ten haben: Augustus aber lachet darüber/ und läft
den Soldaten ungestraffet p. 79. Jn seiner Klei-
dung und Ausschmückung des Zimmers/ so er bewoh-
net/ ist er gar nicht prächtig p. 82. und träget zu Hau-
se keinen andern Habit/ als den seine Gemahlin/ sei-
ne Schwester/ seine Tochter/ und Kindes-Kinder
gemacht haben. Bedienet sich aber etwas hoher
Schuhe/ um länger zu scheinen p. 83. Er hat täglich
seine Freunde an der Tafel; und lässet wohl tracti-
ren; er selbst aber ißt und trinckt über die massen we-
nig; stehet offt mitten in der Mahlzeit auf; befieh-
let aber seinen Freunden sitzen zu bleiben/ und ihre
Freyheit zu gebrauchen p. 83. trincket nur dreymahl
über der Tafel p. 84. und zwar allein des Abends/
den Tag über stillet er sich den Durst mit etwas
Brod in Wasser geduncket/ oder mit einem Apfel von
säuerlichen und weinreichen Geschmack p. 84. läst
offt bey währender Tafel Comoedianten spielen/
auch wohl lustige Leute ins Zimmer kommen/ welche
in Schertz nachdencklich die Warheit sagen p. 85.

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des Auguſt. Marc. Anton. und Lepidus.
ſchlaffen kan: ein Soldat der geſchickt und ein gu-
ter Jaͤger iſt/ faͤnget die Eule oder den Kautz weg/
und traͤget ſie zum Kaͤyſer/ davor haltend/ ein ſo an-
genehmer Dienſt werde eine große Belohnung nach
ſich ziehen. Der Kaͤyſer lobet ihn ſehr/ und laͤſt
ihm tauſend Aſſes, welches nach frantzoͤiſcher Muͤn-
ze etwan fuͤnff und zwantzig Francken machet/ rei-
chen. Dieſer unbeſcheidene Gaſt ruffet bey deren
Erhaltung: warum ſo wenig? Ey/ ſo mag auch
lieber die Eule leben bleiben.
Und damit laͤſt er
ſie gleich wieder frey fortfliegen. Solche Verwe-
genheit wuͤrde auch ein geringerer Herr nicht gelit-
ten haben: Auguſtus aber lachet daruͤber/ und laͤft
den Soldaten ungeſtraffet p. 79. Jn ſeiner Klei-
dung und Ausſchmuͤckung des Zimmers/ ſo er bewoh-
net/ iſt er gar nicht praͤchtig p. 82. und traͤget zu Hau-
ſe keinen andern Habit/ als den ſeine Gemahlin/ ſei-
ne Schweſter/ ſeine Tochter/ und Kindes-Kinder
gemacht haben. Bedienet ſich aber etwas hoher
Schuhe/ um laͤnger zu ſcheinen p. 83. Er hat taͤglich
ſeine Freunde an der Tafel; und laͤſſet wohl tracti-
ren; er ſelbſt aber ißt und trinckt uͤber die maſſen we-
nig; ſtehet offt mitten in der Mahlzeit auf; befieh-
let aber ſeinen Freunden ſitzen zu bleiben/ und ihre
Freyheit zu gebrauchen p. 83. trincket nur dreymahl
uͤber der Tafel p. 84. und zwar allein des Abends/
den Tag uͤber ſtillet er ſich den Durſt mit etwas
Brod in Waſſer geduncket/ oder mit einem Apfel von
ſaͤuerlichen und weinreichen Geſchmack p. 84. laͤſt
offt bey waͤhrender Tafel Comœdianten ſpielen/
auch wohl luſtige Leute ins Zimmer kommen/ welche
in Schertz nachdencklich die Warheit ſagen p. 85.

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[207/0235] des Auguſt. Marc. Anton. und Lepidus. ſchlaffen kan: ein Soldat der geſchickt und ein gu- ter Jaͤger iſt/ faͤnget die Eule oder den Kautz weg/ und traͤget ſie zum Kaͤyſer/ davor haltend/ ein ſo an- genehmer Dienſt werde eine große Belohnung nach ſich ziehen. Der Kaͤyſer lobet ihn ſehr/ und laͤſt ihm tauſend Aſſes, welches nach frantzoͤiſcher Muͤn- ze etwan fuͤnff und zwantzig Francken machet/ rei- chen. Dieſer unbeſcheidene Gaſt ruffet bey deren Erhaltung: warum ſo wenig? Ey/ ſo mag auch lieber die Eule leben bleiben. Und damit laͤſt er ſie gleich wieder frey fortfliegen. Solche Verwe- genheit wuͤrde auch ein geringerer Herr nicht gelit- ten haben: Auguſtus aber lachet daruͤber/ und laͤft den Soldaten ungeſtraffet p. 79. Jn ſeiner Klei- dung und Ausſchmuͤckung des Zimmers/ ſo er bewoh- net/ iſt er gar nicht praͤchtig p. 82. und traͤget zu Hau- ſe keinen andern Habit/ als den ſeine Gemahlin/ ſei- ne Schweſter/ ſeine Tochter/ und Kindes-Kinder gemacht haben. Bedienet ſich aber etwas hoher Schuhe/ um laͤnger zu ſcheinen p. 83. Er hat taͤglich ſeine Freunde an der Tafel; und laͤſſet wohl tracti- ren; er ſelbſt aber ißt und trinckt uͤber die maſſen we- nig; ſtehet offt mitten in der Mahlzeit auf; befieh- let aber ſeinen Freunden ſitzen zu bleiben/ und ihre Freyheit zu gebrauchen p. 83. trincket nur dreymahl uͤber der Tafel p. 84. und zwar allein des Abends/ den Tag uͤber ſtillet er ſich den Durſt mit etwas Brod in Waſſer geduncket/ oder mit einem Apfel von ſaͤuerlichen und weinreichen Geſchmack p. 84. laͤſt offt bey waͤhrender Tafel Comœdianten ſpielen/ auch wohl luſtige Leute ins Zimmer kommen/ welche in Schertz nachdencklich die Warheit ſagen p. 85. des P 4

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/235>, abgerufen am 02.05.2024.