Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.Die Würckungen der Eyfersucht. doch der Himmel sich die Züchtigung unserer Laster vorbehiel-te/ so bäte sie ihn|/ daß er diese Rache dem Grafen vergeben möchte/ und weder mit zeitlicher noch ewiger Straffe felbige ahnden. Kaum/ daß sie diese Worte geendet/ so gibt der Graf diesen Nachdem ihre Kräffte abnehmen/ siehet man in ihrem Ge- Nach solcher That hält sich der Graf in Franckreich nicht sicher/ Der König liesse sich diese Vorstellungen zu andern Gedancken Ende des Monats Februarii. Die Wuͤrckungen der Eyferſucht. doch der Himmel ſich die Zuͤchtigung unſerer Laſter vorbehiel-te/ ſo baͤte ſie ihn|/ daß er dieſe Rache dem Grafen vergeben moͤchte/ und weder mit zeitlicher noch ewiger Straffe felbige ahnden. Kaum/ daß ſie dieſe Worte geendet/ ſo gibt der Graf dieſen Nachdem ihre Kraͤffte abnehmen/ ſiehet man in ihrem Ge- Nach ſolcher That haͤlt ſich der Graf in Franckreich nicht ſicher/ Der Koͤnig lieſſe ſich dieſe Vorſtellungen zu andern Gedancken Ende des Monats Februarii. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0212" n="188"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Wuͤrckungen der Eyferſucht.</hi></fw><lb/> doch der Himmel ſich die Zuͤchtigung unſerer Laſter vorbehiel-<lb/> te/ ſo baͤte ſie ihn|/ daß er dieſe Rache dem Grafen vergeben<lb/> moͤchte/ und weder mit zeitlicher noch ewiger Straffe felbige<lb/> ahnden.</p><lb/> <p>Kaum/ daß ſie dieſe Worte geendet/ ſo gibt der Graf dieſen<lb/> Vermaſqveten ein Zeichen/ daß ſie dasjenige geſchwind ver-<lb/> richten ſollen/ was er ihnen befohlen. Viere von dieſen grau-<lb/> ſamen Leuten halten ſie feſt/ indeß daß die uͤbrigen zwey ihr an<lb/> ihren Armen und Fuͤſſen die Adern oͤffnen: der eyferſuͤchtige<lb/> Graf ſiehet mit Barbariſcher Luſt das ſchöne Blut aus den<lb/> Adern dieſer zarten Dame hervorſpringen/ und das gantze<lb/> Zimmer netzen; ja er gehet nicht ehe heraus/ biß er ſie in dem<lb/> Stande mercket/ daß ſie nicht davon kommen kan.</p><lb/> <p>Nachdem ihre Kraͤffte abnehmen/ ſiehet man in ihrem Ge-<lb/> ſicht die ſterbenden <hi rendition="#aq">Graci</hi>en den letzten Strahl von ſich werf-<lb/> fen/ und die Augen nach und nach dunckel werden. Endlich<lb/> giebt ſie in den Armen der Hoffmeiſterin ihren Geiſt auf/ wel-<lb/> che ihre Thraͤnen mit dem Blute ihrer Frauen vermiſchet.</p><lb/> <p>Nach ſolcher That haͤlt ſich der Graf in Franckreich nicht ſicher/<lb/> darum nim̃t er die Poſt/ und reiſet eilends nach| Engelland; wo er<lb/> biß zum Abſterben des Herꝛn von <hi rendition="#aq">Lautrées,</hi> der Graͤfin ihres Bru-<lb/> ders verbleibet; als deſſen Rache er am meiſten fuͤrchtet. Er ſchrei-<lb/> het auch an den von <hi rendition="#aq">Montmorenci,</hi> daß wenn er ihm wolte von<lb/> dem Koͤnige einen Pardon wegen ſeines Verſprechens verſchaffen/<lb/> ſo wolte er ihm die gantze Herꝛſchafft <hi rendition="#aq">Chateau-Briant</hi> davor ab-<lb/> ſtehen. Der Koͤnig hat ſo fort bey ſich beſchloſſen/ dieſe Mordthat<lb/> auf das nachdruͤcklichſte zu ſtraffen; allein der Hertzog von <hi rendition="#aq">Mont-<lb/> morenci,</hi> welcher ſein Favorit iſt/ beredet ihn eines andern; Es<lb/> waͤre dieſes eine <hi rendition="#aq">affaire,</hi> die nicht vertruͤge/ daß man davon viel<lb/> Lermen/ und Nachrede in der Welt machete: dazu waͤre der Thaͤter<lb/> auſſer ſeiner Gewalt/ und die Verfolgung wuͤrde nur vergebens ſeyn.</p><lb/> <p>Der Koͤnig lieſſe ſich dieſe Vorſtellungen zu andern Gedancken<lb/> bringen/ und verziehe dem Grafen <hi rendition="#aq">de Chateau-Briant</hi> ſeine groſſe<lb/> Ausſchweiffung um deſto leichter/ weil er uͤber einer ueuen Liebe des<lb/> Fraͤuleins von <hi rendition="#aq">Helly</hi> der Graͤfin Annehmlichkeiten vergaß/ und alſo<lb/><hi rendition="#c">uͤber ihren Verluſt durch Genieſſung friſcher Gegengunſt<lb/> ſich zu troͤſten wuſte.</hi></p><lb/> <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#fr">Ende des Monats</hi> <hi rendition="#aq">Februarii.</hi> </hi> </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [188/0212]
Die Wuͤrckungen der Eyferſucht.
doch der Himmel ſich die Zuͤchtigung unſerer Laſter vorbehiel-
te/ ſo baͤte ſie ihn|/ daß er dieſe Rache dem Grafen vergeben
moͤchte/ und weder mit zeitlicher noch ewiger Straffe felbige
ahnden.
Kaum/ daß ſie dieſe Worte geendet/ ſo gibt der Graf dieſen
Vermaſqveten ein Zeichen/ daß ſie dasjenige geſchwind ver-
richten ſollen/ was er ihnen befohlen. Viere von dieſen grau-
ſamen Leuten halten ſie feſt/ indeß daß die uͤbrigen zwey ihr an
ihren Armen und Fuͤſſen die Adern oͤffnen: der eyferſuͤchtige
Graf ſiehet mit Barbariſcher Luſt das ſchöne Blut aus den
Adern dieſer zarten Dame hervorſpringen/ und das gantze
Zimmer netzen; ja er gehet nicht ehe heraus/ biß er ſie in dem
Stande mercket/ daß ſie nicht davon kommen kan.
Nachdem ihre Kraͤffte abnehmen/ ſiehet man in ihrem Ge-
ſicht die ſterbenden Gracien den letzten Strahl von ſich werf-
fen/ und die Augen nach und nach dunckel werden. Endlich
giebt ſie in den Armen der Hoffmeiſterin ihren Geiſt auf/ wel-
che ihre Thraͤnen mit dem Blute ihrer Frauen vermiſchet.
Nach ſolcher That haͤlt ſich der Graf in Franckreich nicht ſicher/
darum nim̃t er die Poſt/ und reiſet eilends nach| Engelland; wo er
biß zum Abſterben des Herꝛn von Lautrées, der Graͤfin ihres Bru-
ders verbleibet; als deſſen Rache er am meiſten fuͤrchtet. Er ſchrei-
het auch an den von Montmorenci, daß wenn er ihm wolte von
dem Koͤnige einen Pardon wegen ſeines Verſprechens verſchaffen/
ſo wolte er ihm die gantze Herꝛſchafft Chateau-Briant davor ab-
ſtehen. Der Koͤnig hat ſo fort bey ſich beſchloſſen/ dieſe Mordthat
auf das nachdruͤcklichſte zu ſtraffen; allein der Hertzog von Mont-
morenci, welcher ſein Favorit iſt/ beredet ihn eines andern; Es
waͤre dieſes eine affaire, die nicht vertruͤge/ daß man davon viel
Lermen/ und Nachrede in der Welt machete: dazu waͤre der Thaͤter
auſſer ſeiner Gewalt/ und die Verfolgung wuͤrde nur vergebens ſeyn.
Der Koͤnig lieſſe ſich dieſe Vorſtellungen zu andern Gedancken
bringen/ und verziehe dem Grafen de Chateau-Briant ſeine groſſe
Ausſchweiffung um deſto leichter/ weil er uͤber einer ueuen Liebe des
Fraͤuleins von Helly der Graͤfin Annehmlichkeiten vergaß/ und alſo
uͤber ihren Verluſt durch Genieſſung friſcher Gegengunſt
ſich zu troͤſten wuſte.
Ende des Monats Februarii.
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Zitationshilfe: | Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/212>, abgerufen am 16.02.2025. |