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Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696.

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des Schwedischen Reichs.
Upsal nebst denen andern sechs Bischöffen hätten
den größten Reichthum/ Ansehen/ und die meisten
Güter im gantzen Königreiche gehabt: wenn einer
in ihrer Dioeces von denen Geistlichen ohne Testa-
ment gestorben/ wären sie die nähesten Erben gewe-
sen; die Verbrechen wären sehr selten mit Todes-
Straffe geahndet worden/ sondern mit confiscirung
der Güter; diese hätten sie auch alle sich zugeeignet/
da selbige sonst dem Fürsten durch das Recht anheim
gefallen wären: durch Vermächtnisse und Schen-
ckungen hätten sie gleichfalls ihr Vermögen sehr
vergrössert: und was sie einmahl an sich gerissen/
wäre weder durch Verkauffungen noch andere Alie-
nation
wieder von ihnen gekommen/ weil die Ver-
äuserung der geistlichen Güter unter was auch vor
einem Titul selbige geschehen/ ihre Gesetze verbo-
then hätten.

Weil auch diese schlimmen Gäste bey der Wahl
des Königes durch ihre Suffragia viel vermocht/ so
hätten sie bey solchen Conjuncturen sich immer neue
Privilegia ausgebeten/ ja der König noch vor seiner
Krönung zu einem Eyde genöthiget/ daß er sie bey
der Possession ihrer Rechte und Freyheiten unver-
letzet schützen; ihre Güter mit seinem Domain nie
wieder vereinigen/ und in ihre Vestungen keine Be-
satzung legen wolle: danebenst hätte er ihnen auch eine
Versicherung unterschreiben müssen/ daß er in seine
eigene Absetzung vom Throne consentiren wolle/
wenn er ihre Privilegia und seinen Eydschwur vio-
lirete.

Der Adel nun habe auch hie und dar feste
Schlösser und Flecken gehabt/ und durch die

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J 3

des Schwediſchen Reichs.
Upſal nebſt denen andern ſechs Biſchoͤffen haͤtten
den groͤßten Reichthum/ Anſehen/ und die meiſten
Guͤter im gantzen Koͤnigreiche gehabt: wenn einer
in ihrer Diœces von denen Geiſtlichen ohne Teſta-
ment geſtorben/ waͤren ſie die naͤheſten Erben gewe-
ſen; die Verbrechen waͤren ſehr ſelten mit Todes-
Straffe geahndet woꝛden/ ſondern mit confiſcirung
der Guͤter; dieſe haͤtten ſie auch alle ſich zugeeignet/
da ſelbige ſonſt dem Fuͤrſten durch das Recht anheim
gefallen waͤren: durch Vermaͤchtniſſe und Schen-
ckungen haͤtten ſie gleichfalls ihr Vermoͤgen ſehr
vergroͤſſert: und was ſie einmahl an ſich geriſſen/
waͤre weder durch Verkauffungen noch andere Alie-
nation
wieder von ihnen gekommen/ weil die Ver-
aͤuſerung der geiſtlichen Guͤter unter was auch vor
einem Titul ſelbige geſchehen/ ihre Geſetze verbo-
then haͤtten.

Weil auch dieſe ſchlimmen Gaͤſte bey der Wahl
des Koͤniges durch ihre Suffragia viel vermocht/ ſo
haͤtten ſie bey ſolchen Conjuncturen ſich immer neue
Privilegia ausgebeten/ ja der Koͤnig noch vor ſeiner
Kroͤnung zu einem Eyde genoͤthiget/ daß er ſie bey
der Poſſeſſion ihrer Rechte und Freyheiten unver-
letzet ſchuͤtzen; ihre Guͤter mit ſeinem Domain nie
wieder vereinigen/ und in ihre Veſtungen keine Be-
ſatzung legen wolle: danebenſt haͤtte er ihnen auch eine
Verſicherung unterſchreiben muͤſſen/ daß er in ſeine
eigene Abſetzung vom Throne conſentiren wolle/
wenn er ihre Privilegia und ſeinen Eydſchwur vio-
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Der Adel nun habe auch hie und dar feſte
Schloͤſſer und Flecken gehabt/ und durch die

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[113/0137] des Schwediſchen Reichs. Upſal nebſt denen andern ſechs Biſchoͤffen haͤtten den groͤßten Reichthum/ Anſehen/ und die meiſten Guͤter im gantzen Koͤnigreiche gehabt: wenn einer in ihrer Diœces von denen Geiſtlichen ohne Teſta- ment geſtorben/ waͤren ſie die naͤheſten Erben gewe- ſen; die Verbrechen waͤren ſehr ſelten mit Todes- Straffe geahndet woꝛden/ ſondern mit confiſcirung der Guͤter; dieſe haͤtten ſie auch alle ſich zugeeignet/ da ſelbige ſonſt dem Fuͤrſten durch das Recht anheim gefallen waͤren: durch Vermaͤchtniſſe und Schen- ckungen haͤtten ſie gleichfalls ihr Vermoͤgen ſehr vergroͤſſert: und was ſie einmahl an ſich geriſſen/ waͤre weder durch Verkauffungen noch andere Alie- nation wieder von ihnen gekommen/ weil die Ver- aͤuſerung der geiſtlichen Guͤter unter was auch vor einem Titul ſelbige geſchehen/ ihre Geſetze verbo- then haͤtten. Weil auch dieſe ſchlimmen Gaͤſte bey der Wahl des Koͤniges durch ihre Suffragia viel vermocht/ ſo haͤtten ſie bey ſolchen Conjuncturen ſich immer neue Privilegia ausgebeten/ ja der Koͤnig noch vor ſeiner Kroͤnung zu einem Eyde genoͤthiget/ daß er ſie bey der Poſſeſſion ihrer Rechte und Freyheiten unver- letzet ſchuͤtzen; ihre Guͤter mit ſeinem Domain nie wieder vereinigen/ und in ihre Veſtungen keine Be- ſatzung legen wolle: danebenſt haͤtte er ihnen auch eine Verſicherung unterſchreiben muͤſſen/ daß er in ſeine eigene Abſetzung vom Throne conſentiren wolle/ wenn er ihre Privilegia und ſeinen Eydſchwur vio- lirete. Der Adel nun habe auch hie und dar feſte Schloͤſſer und Flecken gehabt/ und durch die Waf- J 3

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Franzöischen Helicons Monat-Früchte. Leipzig, 1696, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon_1696/137>, abgerufen am 28.04.2024.