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Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

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des Königreichs Franckreich.

Meroveus brauchet sich dieses Todesfalls ei-
nes so tapfern Generals zu seinem Vortheil/ ma-
chet sich von unterschiedenen Provintzen in Galli-
en
Meister/ und ist also der erste/ welcher die Fran-
tzöische Monarchie recht fundiret. p. 60. Regie-
ret zehn Jahr/ und folgt ihm sein Sohn Childeric
im Reiche/ da er etwan zwey und zwantzig Jahr
alt ist. p. 61.

Dieser junge Herr machet sich bey denen
Unterthanen durch die Wollüste verhasset/ indem
er viele Töchter derselbigen mit Gewalt schän-
det. Daher wird ein allgemeiner Aufstand wi-
der ihn/ und muß er aus dem Reiche fliehen.
Ein eintziger bleibet ihm noch getreu/ Viomades
genannt/ dieser stellet ihm die Gefahr vor/ worin-
nen er sich befände/ und daß es das rathsamste wä-
re/ sich auf eine Zeitlang zu entfernen. Er wol-
te schon die Francken nach und nach dahin dispo-
nir
en/ ihn wieder zurück zu ruffen; Damit nun ihr
Verständniß geheim bleibet/ so brechen sie eine
güldene Müntze von einander/ und behält iedwe-
der ein Stücke davon/ und verspricht Vioma-
des
dem Könige/ daß wenn alles zu seiner Wieder-
Einsetzung bereit und richtig gemacht/ so wolte
er ihme zu dessen Bemerckung das halbe Gold-
stücke schicken/ so er itzo bey sich behielt.

Also retiriret sich Childeric nach Thüringen zum
König Basino, welcher ein vertrauter Freund und
Bundesgenosse seines Vaters/ Meroveus, gewesen/

der
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des Koͤnigreichs Franckreich.

Meroveus brauchet ſich dieſes Todesfalls ei-
nes ſo tapfern Generals zu ſeinem Vortheil/ ma-
chet ſich von unterſchiedenen Provintzen in Galli-
en
Meiſter/ und iſt alſo der erſte/ welcher die Fran-
tzoͤiſche Monarchie recht fundiret. p. 60. Regie-
ret zehn Jahr/ und folgt ihm ſein Sohn Childeric
im Reiche/ da er etwan zwey und zwantzig Jahr
alt iſt. p. 61.

Dieſer junge Herr machet ſich bey denen
Unterthanen durch die Wolluͤſte verhaſſet/ indem
er viele Toͤchter derſelbigen mit Gewalt ſchaͤn-
det. Daher wird ein allgemeiner Aufſtand wi-
der ihn/ und muß er aus dem Reiche fliehen.
Ein eintziger bleibet ihm noch getreu/ Viomades
genannt/ dieſer ſtellet ihm die Gefahr vor/ worin-
nen er ſich befaͤnde/ und daß es das rathſamſte waͤ-
re/ ſich auf eine Zeitlang zu entfernen. Er wol-
te ſchon die Francken nach und nach dahin diſpo-
nir
en/ ihn wieder zuruͤck zu ruffen; Damit nun ihr
Verſtaͤndniß geheim bleibet/ ſo brechen ſie eine
guͤldene Muͤntze von einander/ und behaͤlt iedwe-
der ein Stuͤcke davon/ und verſpricht Vioma-
des
dem Koͤnige/ daß wenn alles zu ſeiner Wieder-
Einſetzung bereit und richtig gemacht/ ſo wolte
er ihme zu deſſen Bemerckung das halbe Gold-
ſtuͤcke ſchicken/ ſo er itzo bey ſich behielt.

Alſo retiriret ſich Childeric nach Thuͤringen zum
Koͤnig Baſino, welcher ein vertrauter Freund und
Bundesgenoſſe ſeines Vaters/ Meroveus, geweſen/

der
B 4
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[23/0043] des Koͤnigreichs Franckreich. Meroveus brauchet ſich dieſes Todesfalls ei- nes ſo tapfern Generals zu ſeinem Vortheil/ ma- chet ſich von unterſchiedenen Provintzen in Galli- en Meiſter/ und iſt alſo der erſte/ welcher die Fran- tzoͤiſche Monarchie recht fundiret. p. 60. Regie- ret zehn Jahr/ und folgt ihm ſein Sohn Childeric im Reiche/ da er etwan zwey und zwantzig Jahr alt iſt. p. 61. Dieſer junge Herr machet ſich bey denen Unterthanen durch die Wolluͤſte verhaſſet/ indem er viele Toͤchter derſelbigen mit Gewalt ſchaͤn- det. Daher wird ein allgemeiner Aufſtand wi- der ihn/ und muß er aus dem Reiche fliehen. Ein eintziger bleibet ihm noch getreu/ Viomades genannt/ dieſer ſtellet ihm die Gefahr vor/ worin- nen er ſich befaͤnde/ und daß es das rathſamſte waͤ- re/ ſich auf eine Zeitlang zu entfernen. Er wol- te ſchon die Francken nach und nach dahin diſpo- niren/ ihn wieder zuruͤck zu ruffen; Damit nun ihr Verſtaͤndniß geheim bleibet/ ſo brechen ſie eine guͤldene Muͤntze von einander/ und behaͤlt iedwe- der ein Stuͤcke davon/ und verſpricht Vioma- des dem Koͤnige/ daß wenn alles zu ſeiner Wieder- Einſetzung bereit und richtig gemacht/ ſo wolte er ihme zu deſſen Bemerckung das halbe Gold- ſtuͤcke ſchicken/ ſo er itzo bey ſich behielt. Alſo retiriret ſich Childeric nach Thuͤringen zum Koͤnig Baſino, welcher ein vertrauter Freund und Bundesgenoſſe ſeines Vaters/ Meroveus, geweſen/ der B 4

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/43>, abgerufen am 24.04.2024.