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Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

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Denckwürdigkeiten

Hierauf nun wird Gallien beschrieben/ wie es
damahls gewesen/ als die Francken die Römer her-
ausgejaget; und wie es auch zu Zeiten Julii Caesa-
ris
abgetheilet worden. Ja/ wie noch viele Secula
zuvor die Gaulen oder alten Gallier solches Land
bewohnet/ und nach Polybii, auch anderer Geschicht-
Schreiber/ Zeugniß die vortreflichsten Krieges-
Leute gewesen. Wie sie über diemassen auff ihre
Freyheit gehalten; ihre Könige und Obrigkeit
selbst erwehlet/ und alle Jahre selbige abgewechselt.
Unter ihnen/ fähret der Autor fort/ werden die Bri-
turiger
am mächtigsten/ und ihr König Ambigat
erstrecket seine Herrschafft über alle Celten. Weil
aber das Land zu volckreich ist/ so schicket
er Colonien aus Gallien aus/ und solche zu führen
erwählet er seiner Schwester Söhne Bellovesum
und Sigovesum, ums Jahr vor Christi Geburth
590. als noch der alte Tarquinius König zu Rom
war. Sigovesus gehet mit seinem Volck über den
Schwartzwald/ und setzet sich die Donau hinab in
Pannonien; seine Nachkommen breiten sich in
Teutschland aus; und einige machen sich gar in
Ungarn und Sclavonien; andere davon kommen
noch weiter/ und gelangen unter der Anführung des
Belgius in Thracien und Macedonien. Ptolomaeus,
damahliger König in Macedonien, der Blitz bena-
met/ ist der eintzige/ so sich erkühnet/ ihnen mit ge-
waffneter Faust zu begegnen; allein er kömmt dar-
über elendiglich um. Die Gaulen durchstreichen
darauf unter der Anführung des Brennus gantz
Griechenland/ endlich belagern sie den Tempel zu

Delphos
Denckwuͤrdigkeiten

Hierauf nun wird Gallien beſchrieben/ wie es
damahls geweſen/ als die Francken die Roͤmer her-
ausgejaget; und wie es auch zu Zeiten Julii Cæſa-
ris
abgetheilet worden. Ja/ wie noch viele Secula
zuvor die Gaulen oder alten Gallier ſolches Land
bewohnet/ und nach Polybii, auch anderer Geſchicht-
Schreiber/ Zeugniß die vortreflichſten Krieges-
Leute geweſen. Wie ſie uͤber diemaſſen auff ihre
Freyheit gehalten; ihre Koͤnige und Obrigkeit
ſelbſt erwehlet/ und alle Jahre ſelbige abgewechſelt.
Unter ihnen/ faͤhret der Autor fort/ werden die Bri-
turiger
am maͤchtigſten/ und ihr Koͤnig Ambigat
erſtrecket ſeine Herrſchafft uͤber alle Celten. Weil
aber das Land zu volckreich iſt/ ſo ſchicket
er Colonien aus Gallien aus/ und ſolche zu fuͤhren
erwaͤhlet er ſeiner Schweſter Soͤhne Belloveſum
und Sigoveſum, ums Jahr vor Chriſti Geburth
590. als noch der alte Tarquinius Koͤnig zu Rom
war. Sigoveſus gehet mit ſeinem Volck uͤber den
Schwartzwald/ und ſetzet ſich die Donau hinab in
Pannonien; ſeine Nachkommen breiten ſich in
Teutſchland aus; und einige machen ſich gar in
Ungarn und Sclavonien; andere davon kommen
noch weiter/ und gelangen unter der Anfuͤhrung des
Belgius in Thracien und Macedonien. Ptolomæus,
damahliger Koͤnig in Macedonien, der Blitz bena-
met/ iſt der eintzige/ ſo ſich erkuͤhnet/ ihnen mit ge-
waffneter Fauſt zu begegnen; allein er koͤmmt dar-
uͤber elendiglich um. Die Gaulen durchſtreichen
darauf unter der Anfuͤhrung des Brennus gantz
Griechenland/ endlich belagern ſie den Tempel zu

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[16/0036] Denckwuͤrdigkeiten Hierauf nun wird Gallien beſchrieben/ wie es damahls geweſen/ als die Francken die Roͤmer her- ausgejaget; und wie es auch zu Zeiten Julii Cæſa- ris abgetheilet worden. Ja/ wie noch viele Secula zuvor die Gaulen oder alten Gallier ſolches Land bewohnet/ und nach Polybii, auch anderer Geſchicht- Schreiber/ Zeugniß die vortreflichſten Krieges- Leute geweſen. Wie ſie uͤber diemaſſen auff ihre Freyheit gehalten; ihre Koͤnige und Obrigkeit ſelbſt erwehlet/ und alle Jahre ſelbige abgewechſelt. Unter ihnen/ faͤhret der Autor fort/ werden die Bri- turiger am maͤchtigſten/ und ihr Koͤnig Ambigat erſtrecket ſeine Herrſchafft uͤber alle Celten. Weil aber das Land zu volckreich iſt/ ſo ſchicket er Colonien aus Gallien aus/ und ſolche zu fuͤhren erwaͤhlet er ſeiner Schweſter Soͤhne Belloveſum und Sigoveſum, ums Jahr vor Chriſti Geburth 590. als noch der alte Tarquinius Koͤnig zu Rom war. Sigoveſus gehet mit ſeinem Volck uͤber den Schwartzwald/ und ſetzet ſich die Donau hinab in Pannonien; ſeine Nachkommen breiten ſich in Teutſchland aus; und einige machen ſich gar in Ungarn und Sclavonien; andere davon kommen noch weiter/ und gelangen unter der Anfuͤhrung des Belgius in Thracien und Macedonien. Ptolomæus, damahliger Koͤnig in Macedonien, der Blitz bena- met/ iſt der eintzige/ ſo ſich erkuͤhnet/ ihnen mit ge- waffneter Fauſt zu begegnen; allein er koͤmmt dar- uͤber elendiglich um. Die Gaulen durchſtreichen darauf unter der Anfuͤhrung des Brennus gantz Griechenland/ endlich belagern ſie den Tempel zu Delphos

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/36>, abgerufen am 20.04.2024.