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Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

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Denckwürdigkeiten
die Leute angewiesen. Jhre Opffer wären lebendi-
ge Menschen gewesen/ die sie vor die gemeine Wohl-
fahrt/ oder vor das Glücke solcher Personen/ die
unter ihnen in grosser Achtbarkeit gestanden/ abge-
than hätten

Er beschreibet darauff die Gallier von Nei-
gung und von Personen. Wie sie alle zum Waf-
fen grosses Belieben getragen/ und dazu von Ju-
gend auff angeführet worden. Wie sie fast alle
von zimlicher Länge/ und nach Ammiani Marcelli-
ni
Zeugniß/ meistens weiß von Haaren und Ge-
sicht/ auch von blauen Augen: Nichts desto we-
niger/ als Polybius gleichfalls meldet/ dabey von
so behertzten und drohenden Gebehrden/ daß man sie
ohne Verwunderung und Schrecken nicht wohl
können ansehen. Alle Historien/ versichert er weiter/
redeten von ihren Eroberungen/ und wie durch den
Ruhm ihrer Waffen gantz Europa angefüllet wor-
den. Und Salustius sagt: Daß/ wie die Römer
wider die Gallier gefochten/ sie weniger daran ge-
dacht/ Ruhm zu erwerben/ als ihr Vaterland zu
erretten. Endlich giebt er ihnen das Lob: Daß
niemahls einige List noch Betrug an ihren guten
Successen Theil gehabt/ sondern sie es eintzig und
allein/ was sie ausgerichtet/ ihrer Tapferkeit zu zu-
schriben.

Jm zehnden §. spricht der Autor: Es hätten
die Gallier über ihre Weiber und Kinder das Recht
des Lebens und Todes gehabt: Welches sie doch
nie gemißbrauchet: Vielmehr hätten ihre Wei-
ber bey ihnen so viel gegolten/ daß sie offt gantze

Armeen

Denckwuͤrdigkeiten
die Leute angewieſen. Jhre Opffer waͤren lebendi-
ge Menſchen geweſen/ die ſie vor die gemeine Wohl-
fahrt/ oder vor das Gluͤcke ſolcher Perſonen/ die
unter ihnen in groſſer Achtbarkeit geſtanden/ abge-
than haͤtten

Er beſchreibet darauff die Gallier von Nei-
gung und von Perſonen. Wie ſie alle zum Waf-
fen groſſes Belieben getragen/ und dazu von Ju-
gend auff angefuͤhret worden. Wie ſie faſt alle
von zimlicher Laͤnge/ und nach Ammiani Marcelli-
ni
Zeugniß/ meiſtens weiß von Haaren und Ge-
ſicht/ auch von blauen Augen: Nichts deſto we-
niger/ als Polybius gleichfalls meldet/ dabey von
ſo behertzten und drohenden Gebehrden/ daß man ſie
ohne Verwunderung und Schrecken nicht wohl
koͤnnen anſehen. Alle Hiſtorien/ verſichert er weiter/
redeten von ihren Eroberungen/ und wie durch den
Ruhm ihrer Waffen gantz Europa angefuͤllet wor-
den. Und Saluſtius ſagt: Daß/ wie die Roͤmer
wider die Gallier gefochten/ ſie weniger daran ge-
dacht/ Ruhm zu erwerben/ als ihr Vaterland zu
erretten. Endlich giebt er ihnen das Lob: Daß
niemahls einige Liſt noch Betrug an ihren guten
Succeſſen Theil gehabt/ ſondern ſie es eintzig und
allein/ was ſie ausgerichtet/ ihrer Tapferkeit zu zu-
ſchriben.

Jm zehnden §. ſpricht der Autor: Es haͤtten
die Gallier uͤber ihre Weiber und Kinder das Recht
des Lebens und Todes gehabt: Welches ſie doch
nie gemißbrauchet: Vielmehr haͤtten ihre Wei-
ber bey ihnen ſo viel gegolten/ daß ſie offt gantze

Armeen
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[6/0026] Denckwuͤrdigkeiten die Leute angewieſen. Jhre Opffer waͤren lebendi- ge Menſchen geweſen/ die ſie vor die gemeine Wohl- fahrt/ oder vor das Gluͤcke ſolcher Perſonen/ die unter ihnen in groſſer Achtbarkeit geſtanden/ abge- than haͤtten Er beſchreibet darauff die Gallier von Nei- gung und von Perſonen. Wie ſie alle zum Waf- fen groſſes Belieben getragen/ und dazu von Ju- gend auff angefuͤhret worden. Wie ſie faſt alle von zimlicher Laͤnge/ und nach Ammiani Marcelli- ni Zeugniß/ meiſtens weiß von Haaren und Ge- ſicht/ auch von blauen Augen: Nichts deſto we- niger/ als Polybius gleichfalls meldet/ dabey von ſo behertzten und drohenden Gebehrden/ daß man ſie ohne Verwunderung und Schrecken nicht wohl koͤnnen anſehen. Alle Hiſtorien/ verſichert er weiter/ redeten von ihren Eroberungen/ und wie durch den Ruhm ihrer Waffen gantz Europa angefuͤllet wor- den. Und Saluſtius ſagt: Daß/ wie die Roͤmer wider die Gallier gefochten/ ſie weniger daran ge- dacht/ Ruhm zu erwerben/ als ihr Vaterland zu erretten. Endlich giebt er ihnen das Lob: Daß niemahls einige Liſt noch Betrug an ihren guten Succeſſen Theil gehabt/ ſondern ſie es eintzig und allein/ was ſie ausgerichtet/ ihrer Tapferkeit zu zu- ſchriben. Jm zehnden §. ſpricht der Autor: Es haͤtten die Gallier uͤber ihre Weiber und Kinder das Recht des Lebens und Todes gehabt: Welches ſie doch nie gemißbrauchet: Vielmehr haͤtten ihre Wei- ber bey ihnen ſo viel gegolten/ daß ſie offt gantze Armeen

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/26>, abgerufen am 19.04.2024.