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Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

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Naudaeanische
geschrieben de Patria Homeri, in welchem er p. 72.
den Julium Scahgerum einen Doctorem nennet/
weil dieser gelehrte Mann die Griechischen Autores
nicht aestimirete/ und sonderlich den Homerum, als
dem er den Virgilium weit vorzoge. Wenn er ei-
nen Verleger hätte/ würde er mehr Griechische Bü-
cher drücken lassen/ als Meursius gethan. Er ist
der gelehrteste Mann/ den man zu Rom hat; et-
wan sechs und funfzig Jahr alt.

Gregorius der Dreyzehende hatte ihn in Teutsch-
land geschickt/ die Heydelbergische Bibliothec nach
Rom zu bringen/ so er auch gethan. Jhm ware
von diesem Pabste ein Canonicat versprochen/ wenn
er wiederkähm. Allein bey sein er Zurückkunfft fand
er diesen Pabst todt/ also daß er nichts bekahm: Ja
er wurde noch dazu ins Gefängniß geworffen/ in-
dem man ihn beschuldigte/ als hätte er die besten
Bücher solcher Bibliothec distrahiret. Scioppius
war sein stärckster Ankläger/ allein er defendirete
sich so wohl/ daß er sich herauswickelte. Einige zu
Rom hätten gerne gesehen/ daß man ihn aufgehan-
gen hätte. Aber es wäre schade um diesen Mann
gewesen. Er verlohr die Hoffnung des Canoni-
cats,
indem er sein Leben davon brachte/ p. 1. 2.

* Scipio Claramantius, ein Edelmann von Ce-
senna,
von achzig Jahren/ sehr gelehrt/ ein grosser Phi-
losophus
und Mathematicus, hat so wol in der ei-
nen als andern Scienz viele Tractate geschrieben.
Jst an eine junge und sehr schöne Frau verheyrathet/
deren er sich wohl gebrauchet est enim libidinosus &
salacissimus p.
3.

Der

Naudæaniſche
geſchrieben de Patria Homeri, in welchem er p. 72.
den Julium Scahgerum einen Doctorem nennet/
weil dieſer gelehrte Mann die Griechiſchen Autores
nicht æſtimirete/ und ſonderlich den Homerum, als
dem er den Virgilium weit vorzoge. Wenn er ei-
nen Verleger haͤtte/ wuͤrde er mehr Griechiſche Buͤ-
cher druͤcken laſſen/ als Meurſius gethan. Er iſt
der gelehrteſte Mann/ den man zu Rom hat; et-
wan ſechs und funfzig Jahr alt.

Gregorius der Dreyzehende hatte ihn in Teutſch-
land geſchickt/ die Heydelbergiſche Bibliothec nach
Rom zu bringen/ ſo er auch gethan. Jhm ware
von dieſem Pabſte ein Canonicat verſprochen/ wenn
er wiederkaͤhm. Allein bey ſein er Zuruͤckkunfft fand
er dieſen Pabſt todt/ alſo daß er nichts bekahm: Ja
er wurde noch dazu ins Gefaͤngniß geworffen/ in-
dem man ihn beſchuldigte/ als haͤtte er die beſten
Buͤcher ſolcher Bibliothec diſtrahiret. Scioppius
war ſein ſtaͤrckſter Anklaͤger/ allein er defendirete
ſich ſo wohl/ daß er ſich herauswickelte. Einige zu
Rom haͤtten gerne geſehen/ daß man ihn aufgehan-
gen haͤtte. Aber es waͤre ſchade um dieſen Mann
geweſen. Er verlohr die Hoffnung des Canoni-
cats,
indem er ſein Leben davon brachte/ p. 1. 2.

* Scipio Claramantius, ein Edelmann von Ce-
ſenna,
von achzig Jahren/ ſehr gelehrt/ ein groſſer Phi-
loſophus
und Mathematicus, hat ſo wol in der ei-
nen als andern Scienz viele Tractate geſchrieben.
Jſt an eine junge und ſehr ſchoͤne Frau verheyrathet/
deren er ſich wohl gebrauchet eſt enim libidinoſus &
ſalaciſſimus p.
3.

Der
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[216/0236] Naudæaniſche geſchrieben de Patria Homeri, in welchem er p. 72. den Julium Scahgerum einen Doctorem nennet/ weil dieſer gelehrte Mann die Griechiſchen Autores nicht æſtimirete/ und ſonderlich den Homerum, als dem er den Virgilium weit vorzoge. Wenn er ei- nen Verleger haͤtte/ wuͤrde er mehr Griechiſche Buͤ- cher druͤcken laſſen/ als Meurſius gethan. Er iſt der gelehrteſte Mann/ den man zu Rom hat; et- wan ſechs und funfzig Jahr alt. Gregorius der Dreyzehende hatte ihn in Teutſch- land geſchickt/ die Heydelbergiſche Bibliothec nach Rom zu bringen/ ſo er auch gethan. Jhm ware von dieſem Pabſte ein Canonicat verſprochen/ wenn er wiederkaͤhm. Allein bey ſein er Zuruͤckkunfft fand er dieſen Pabſt todt/ alſo daß er nichts bekahm: Ja er wurde noch dazu ins Gefaͤngniß geworffen/ in- dem man ihn beſchuldigte/ als haͤtte er die beſten Buͤcher ſolcher Bibliothec diſtrahiret. Scioppius war ſein ſtaͤrckſter Anklaͤger/ allein er defendirete ſich ſo wohl/ daß er ſich herauswickelte. Einige zu Rom haͤtten gerne geſehen/ daß man ihn aufgehan- gen haͤtte. Aber es waͤre ſchade um dieſen Mann geweſen. Er verlohr die Hoffnung des Canoni- cats, indem er ſein Leben davon brachte/ p. 1. 2. * Scipio Claramantius, ein Edelmann von Ce- ſenna, von achzig Jahren/ ſehr gelehrt/ ein groſſer Phi- loſophus und Mathematicus, hat ſo wol in der ei- nen als andern Scienz viele Tractate geſchrieben. Jſt an eine junge und ſehr ſchoͤne Frau verheyrathet/ deren er ſich wohl gebrauchet eſt enim libidinoſus & ſalaciſſimus p. 3. Der

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/236>, abgerufen am 04.05.2024.