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Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

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Holländische Reisen
nur vor einen vier fette Schaafe oder einen Ochsen
geben; sondern einer giebt gar einem Holländer/
Frantz van der Does genannt/ vor einen solchen
Löffel/ ein Mägdlein von 10. Jahren/ die er aber/ weil
sie bitterlich an zu weinen hebet/ wieder los läßt.

Weil viele Krancken auf dem Schiffe sind/ so
werden sie ans Land gebracht: Alleine die Schwar-
tzen seynd Schälcke/ kommen einmahl über sie/ und
werffen viele davon vollends mit Steinen zu Tode.
Die Holländer rächen sich/ und tödten wiederum ei-
nige Schwartze mit ihren Musqueten/ darauf aber
diese Wilden fliehen/ und keinen ferneren Vieh-
Handel mit denen Holländern treiben wollen. Dar-
um fahren sie weiter fort/ kommen an ein Holtz/ in
welchem sie viel Honig antreffen. Auch wächser all-
da viel Baumwolle auf dem Felde auf kleinen
Bäumlein. I. 242. Die Schaafe seynd daselbst der-
massen gros und fett/ daß ein Schwantz alleine bey
die 11. Pfund wieget/ und sich neun Menschen
darane können satt essen. p. 243. Die Männer ha-
ben ieder nur eine Frau. Sie heyrathen im zwölf-
ten und die Mägdlein im zehnden Jahre. Ehe-
bruch und Diebstahl wird bey ihnen mit dem Tode
gestraft. Sie halten das Gesetze des Mahomets,
und werden in ihrer Jugend beschnitten/ da denn
diejenigen/ so die Kinder beschneiden/ das abgeschnit-
tene Stücklein Vorhaut/ ohne solches zu kauen/
müssen hinterschlucken. Sie halten davor/ daß
ein Schöpffer sey/ der alle Dinge erschaffen/ allein sie
bethen ihn nicht an/ haben ihm auch keinen abson-
derlichen Tag gewiedmet: Wie denn bey ihnen kein

Tag

Hollaͤndiſche Reiſen
nur vor einen vier fette Schaafe oder einen Ochſen
geben; ſondern einer giebt gar einem Hollaͤnder/
Frantz van der Doës genannt/ vor einen ſolchen
Loͤffel/ ein Maͤgdlein von 10. Jahren/ die er aber/ weil
ſie bitterlich an zu weinen hebet/ wieder los laͤßt.

Weil viele Krancken auf dem Schiffe ſind/ ſo
werden ſie ans Land gebracht: Alleine die Schwar-
tzen ſeynd Schaͤlcke/ kommen einmahl uͤber ſie/ und
werffen viele davon vollends mit Steinen zu Tode.
Die Hollaͤnder raͤchen ſich/ und toͤdten wiederum ei-
nige Schwartze mit ihren Muſqueten/ darauf aber
dieſe Wilden fliehen/ und keinen ferneren Vieh-
Handel mit denen Hollaͤndern treiben wollen. Dar-
um fahren ſie weiter fort/ kommen an ein Holtz/ in
welchem ſie viel Honig antreffen. Auch waͤchſer all-
da viel Baumwolle auf dem Felde auf kleinen
Baͤumlein. I. 242. Die Schaafe ſeynd daſelbſt der-
maſſen gros und fett/ daß ein Schwantz alleine bey
die 11. Pfund wieget/ und ſich neun Menſchen
darane koͤnnen ſatt eſſen. p. 243. Die Maͤnner ha-
ben ieder nur eine Frau. Sie heyrathen im zwoͤlf-
ten und die Maͤgdlein im zehnden Jahre. Ehe-
bruch und Diebſtahl wird bey ihnen mit dem Tode
geſtraft. Sie halten das Geſetze des Mahomets,
und werden in ihrer Jugend beſchnitten/ da denn
diejenigen/ ſo die Kinder beſchneiden/ das abgeſchnit-
tene Stuͤcklein Vorhaut/ ohne ſolches zu kauen/
muͤſſen hinterſchlucken. Sie halten davor/ daß
ein Schoͤpffer ſey/ der alle Dinge erſchaffen/ allein ſie
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derlichen Tag gewiedmet: Wie denn bey ihnen kein

Tag
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[136/0156] Hollaͤndiſche Reiſen nur vor einen vier fette Schaafe oder einen Ochſen geben; ſondern einer giebt gar einem Hollaͤnder/ Frantz van der Doës genannt/ vor einen ſolchen Loͤffel/ ein Maͤgdlein von 10. Jahren/ die er aber/ weil ſie bitterlich an zu weinen hebet/ wieder los laͤßt. Weil viele Krancken auf dem Schiffe ſind/ ſo werden ſie ans Land gebracht: Alleine die Schwar- tzen ſeynd Schaͤlcke/ kommen einmahl uͤber ſie/ und werffen viele davon vollends mit Steinen zu Tode. Die Hollaͤnder raͤchen ſich/ und toͤdten wiederum ei- nige Schwartze mit ihren Muſqueten/ darauf aber dieſe Wilden fliehen/ und keinen ferneren Vieh- Handel mit denen Hollaͤndern treiben wollen. Dar- um fahren ſie weiter fort/ kommen an ein Holtz/ in welchem ſie viel Honig antreffen. Auch waͤchſer all- da viel Baumwolle auf dem Felde auf kleinen Baͤumlein. I. 242. Die Schaafe ſeynd daſelbſt der- maſſen gros und fett/ daß ein Schwantz alleine bey die 11. Pfund wieget/ und ſich neun Menſchen darane koͤnnen ſatt eſſen. p. 243. Die Maͤnner ha- ben ieder nur eine Frau. Sie heyrathen im zwoͤlf- ten und die Maͤgdlein im zehnden Jahre. Ehe- bruch und Diebſtahl wird bey ihnen mit dem Tode geſtraft. Sie halten das Geſetze des Mahomets, und werden in ihrer Jugend beſchnitten/ da denn diejenigen/ ſo die Kinder beſchneiden/ das abgeſchnit- tene Stuͤcklein Vorhaut/ ohne ſolches zu kauen/ muͤſſen hinterſchlucken. Sie halten davor/ daß ein Schoͤpffer ſey/ der alle Dinge erſchaffen/ allein ſie bethen ihn nicht an/ haben ihm auch keinen abſon- derlichen Tag gewiedmet: Wie denn bey ihnen kein Tag

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/156>, abgerufen am 02.05.2024.