Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.des Königreichs Franckreich. nachdem er den Königstitul siebenzehen Jahr gefüh-ret. Sein Sohn Dagobertus, welcher damals zwölff Jahr alt ist/ succediret ihm im Reiche. Nach- dem ihn die Stände gesehen/ stecket ihn Pipinus e- benfalls/ wie seinen Vater und Gros-Vater/ auf ein Lust-Haus; Er aber setzet die Regierung mit größter Autorität fort. Vermählet seinen Sohn Grimoaldum mit des Frisischen Hertzogs Ratbods Tochter/ Theudelinden; wird darauf kranck. Gri- moald will ihn besuchen/ wird aber in der Kirche St. Lamberti zu Lüttich von einem Friesen ermordet. Pipinus verübt an dem Mörder grausame Rache; Und weil Grimoaldus von Theudelinden keine Kinder hinterlassen/ so läßt er einen Sohn/ welchen Grimoald mit einer Concubine erzeuget/ und der nicht viel über sechs Jahr ist/ Theodaldus Na- mens/ zum Gros-Hofmeister bestätigen. Stirbet darauf/ nachdem er Franckreich in die sieben und zwantzig Jahr regieret: Und hat man ihn nur mit dem Zunamen Heristal genennet/ wegen eines Schlosses Heristal, wo er insgemein residirete. Plectrude, seine erste Gemahlin/ will sich des Re- dillon G 3
des Koͤnigreichs Franckreich. nachdem er den Koͤnigstitul ſiebenzehen Jahr gefuͤh-ret. Sein Sohn Dagobertus, welcher damals zwoͤlff Jahr alt iſt/ ſuccediret ihm im Reiche. Nach- dem ihn die Staͤnde geſehen/ ſtecket ihn Pipinus e- benfalls/ wie ſeinen Vater und Gros-Vater/ auf ein Luſt-Haus; Er aber ſetzet die Regierung mit groͤßter Autoritaͤt fort. Vermaͤhlet ſeinen Sohn Grimoaldum mit des Friſiſchen Hertzogs Ratbods Tochter/ Theudelinden; wird darauf kranck. Gri- moald will ihn beſuchen/ wird aber in der Kirche St. Lamberti zu Luͤttich von einem Frieſen ermordet. Pipinus veruͤbt an dem Moͤrder grauſame Rache; Und weil Grimoaldus von Theudelinden keine Kinder hinterlaſſen/ ſo laͤßt er einen Sohn/ welchen Grimoald mit einer Concubine erzeuget/ und der nicht viel uͤber ſechs Jahr iſt/ Theodaldus Na- mens/ zum Gros-Hofmeiſter beſtaͤtigen. Stirbet darauf/ nachdem er Franckreich in die ſieben und zwantzig Jahr regieret: Und hat man ihn nur mit dem Zunamen Heriſtal genennet/ wegen eines Schloſſes Heriſtal, wo er insgemein reſidirete. Plectrude, ſeine erſte Gemahlin/ will ſich des Re- dillon G 3
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des Koͤnigreichs Franckreich.
nachdem er den Koͤnigstitul ſiebenzehen Jahr gefuͤh-
ret. Sein Sohn Dagobertus, welcher damals
zwoͤlff Jahr alt iſt/ ſuccediret ihm im Reiche. Nach-
dem ihn die Staͤnde geſehen/ ſtecket ihn Pipinus e-
benfalls/ wie ſeinen Vater und Gros-Vater/ auf
ein Luſt-Haus; Er aber ſetzet die Regierung mit
groͤßter Autoritaͤt fort. Vermaͤhlet ſeinen Sohn
Grimoaldum mit des Friſiſchen Hertzogs Ratbods
Tochter/ Theudelinden; wird darauf kranck. Gri-
moald will ihn beſuchen/ wird aber in der Kirche St.
Lamberti zu Luͤttich von einem Frieſen ermordet.
Pipinus veruͤbt an dem Moͤrder grauſame Rache;
Und weil Grimoaldus von Theudelinden keine
Kinder hinterlaſſen/ ſo laͤßt er einen Sohn/ welchen
Grimoald mit einer Concubine erzeuget/ und
der nicht viel uͤber ſechs Jahr iſt/ Theodaldus Na-
mens/ zum Gros-Hofmeiſter beſtaͤtigen. Stirbet
darauf/ nachdem er Franckreich in die ſieben und
zwantzig Jahr regieret: Und hat man ihn nur mit
dem Zunamen Heriſtal genennet/ wegen eines
Schloſſes Heriſtal, wo er insgemein reſidirete.
Plectrude, ſeine erſte Gemahlin/ will ſich des Re-
giments unter dem Namen ihrer Sohns Kinder
anmaſſen. Allein Pipinus Sohn/ Carl, von ſei-
ner andern Gemahlin Alpaide, widerſetzet ſich:
Plectrude laͤßt ihn in Coͤlln gefangen ſetzen. p. 307.
Er aber entwiſchet aus dem Gefaͤngniß. Dago-
bert, Koͤnig in Neuſtrien, ſtirbet. Chilperic der
II. ſuccediret ihm; indem ihn die Staͤnde aus dem
Kloſter hervor ziehen: Jſt ein einfaͤltiger Herr/ und
ein Sohn Childerici des andern/ welcher durch Bo-
dillon
G 3
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Zitationshilfe: | Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/121>, abgerufen am 29.07.2024. |