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Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

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Denckwürdigkeiten
gern/ Sachsen/ und andern Völckern. Es kömmt
bey Tolbiac zu einer neuen Schlacht/ die weit
blutiger als die erste/ so gar/ daß Fregarius davon
schreibet/ es wären so viel Menschen auff
der Wahlstat damahls erschlagen worden/
daß die Cörper keinen Raum mehr gehabt
zu fallen/ sondern sie wären aufgerichtet ge-
blieben/ als ob sie noch lebendig wären.
Die-
ses Treffen geschiehet im Jahr Christi 612.

Theodebert wird von einem Verräther erschla-
gen/ und sein Kopf auf die Mauer zu Cölln heraus
gestecket. Thierry ziehet in Cölln ein/ nimmt seines
erschlagenen Bruders gantzen Schatz zu sich/ wird
zum König ausgeruffen/ und kömmt mit Theode-
berts
hinterlassenen Kindern nach Metz zurück.
p. 209.

Brunehildis, als sie ihres Sohnes/ des ermorde-
ten Theodeberts, Kinder siehet/ läßt sie solche vor
ihren Augen erwürgen/ ja sie ist selbst von einer so
teufelischen Grausamkeit/ daß sie das kleineste da-
von/ Printz Meroveum, bey den Veinen nimmt/
und solchen mit dem Kopfe wider die Steine schmeis-
set/ daß das Gehirne heraus springet. p. 210.

Eine eintzige junge Printzeßin ist noch überley/
welche wegen ihrer Schönheit sich Thierry zur Ge-
mahlin bestimmet. Brunehild will solches nicht
zugeben. Thierry kömmt darüber mit ihr so hart
zusammen/ daß er über sie den Degen ziehet. Die
Bedienten aber reissen Brunehilden hinweg; Die
aber den König Thierry bald darauf mit Gifte aus
der Welt schaffet/ und hernach als seiner Kinder

hinter-

Denckwuͤrdigkeiten
gern/ Sachſen/ und andern Voͤlckern. Es koͤmmt
bey Tolbiac zu einer neuen Schlacht/ die weit
blutiger als die erſte/ ſo gar/ daß Fregarius davon
ſchreibet/ es waͤren ſo viel Menſchen auff
der Wahlſtat damahls erſchlagen worden/
daß die Coͤrper keinen Raum mehr gehabt
zu fallen/ ſondern ſie waͤren aufgerichtet ge-
blieben/ als ob ſie noch lebendig waͤren.
Die-
ſes Treffen geſchiehet im Jahr Chriſti 612.

Theodebert wird von einem Verraͤther erſchla-
gen/ und ſein Kopf auf die Mauer zu Coͤlln heraus
geſtecket. Thierry ziehet in Coͤlln ein/ nimmt ſeines
erſchlagenen Bruders gantzen Schatz zu ſich/ wird
zum Koͤnig ausgeruffen/ und koͤmmt mit Theode-
berts
hinterlaſſenen Kindern nach Metz zuruͤck.
p. 209.

Brunehildis, als ſie ihres Sohnes/ des ermorde-
ten Theodeberts, Kinder ſiehet/ laͤßt ſie ſolche vor
ihren Augen erwuͤrgen/ ja ſie iſt ſelbſt von einer ſo
teufeliſchen Grauſamkeit/ daß ſie das kleineſte da-
von/ Printz Meroveum, bey den Veinen nimmt/
und ſolchen mit dem Kopfe wider die Steine ſchmeiſ-
ſet/ daß das Gehirne heraus ſpringet. p. 210.

Eine eintzige junge Printzeßin iſt noch uͤberley/
welche wegen ihrer Schoͤnheit ſich Thierry zur Ge-
mahlin beſtimmet. Brunehild will ſolches nicht
zugeben. Thierry koͤmmt daruͤber mit ihr ſo hart
zuſammen/ daß er uͤber ſie den Degen ziehet. Die
Bedienten aber reiſſen Brunehilden hinweg; Die
aber den Koͤnig Thierry bald darauf mit Gifte aus
der Welt ſchaffet/ und hernach als ſeiner Kinder

hinter-
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[88/0108] Denckwuͤrdigkeiten gern/ Sachſen/ und andern Voͤlckern. Es koͤmmt bey Tolbiac zu einer neuen Schlacht/ die weit blutiger als die erſte/ ſo gar/ daß Fregarius davon ſchreibet/ es waͤren ſo viel Menſchen auff der Wahlſtat damahls erſchlagen worden/ daß die Coͤrper keinen Raum mehr gehabt zu fallen/ ſondern ſie waͤren aufgerichtet ge- blieben/ als ob ſie noch lebendig waͤren. Die- ſes Treffen geſchiehet im Jahr Chriſti 612. Theodebert wird von einem Verraͤther erſchla- gen/ und ſein Kopf auf die Mauer zu Coͤlln heraus geſtecket. Thierry ziehet in Coͤlln ein/ nimmt ſeines erſchlagenen Bruders gantzen Schatz zu ſich/ wird zum Koͤnig ausgeruffen/ und koͤmmt mit Theode- berts hinterlaſſenen Kindern nach Metz zuruͤck. p. 209. Brunehildis, als ſie ihres Sohnes/ des ermorde- ten Theodeberts, Kinder ſiehet/ laͤßt ſie ſolche vor ihren Augen erwuͤrgen/ ja ſie iſt ſelbſt von einer ſo teufeliſchen Grauſamkeit/ daß ſie das kleineſte da- von/ Printz Meroveum, bey den Veinen nimmt/ und ſolchen mit dem Kopfe wider die Steine ſchmeiſ- ſet/ daß das Gehirne heraus ſpringet. p. 210. Eine eintzige junge Printzeßin iſt noch uͤberley/ welche wegen ihrer Schoͤnheit ſich Thierry zur Ge- mahlin beſtimmet. Brunehild will ſolches nicht zugeben. Thierry koͤmmt daruͤber mit ihr ſo hart zuſammen/ daß er uͤber ſie den Degen ziehet. Die Bedienten aber reiſſen Brunehilden hinweg; Die aber den Koͤnig Thierry bald darauf mit Gifte aus der Welt ſchaffet/ und hernach als ſeiner Kinder hinter-

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/108>, abgerufen am 06.05.2024.