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Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703.

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des Königreichs Franckreich.
de ist so verwegen/ und besuchet ihn/ stellet sich/
als ob ihr sein Unfall leyd/ und fraget: Wer es
wol müsse gethan haben? Der Bischoff aber ant-
wortet: Warum fragt man/ woher dieser
Stich komme? Kommt er denn nicht von
der Hand/ welche unsere Könige ermorden
lassen/ und so viel unschuldig Blut vergos-
sen; ja durch die in dem Reiche tausendfa-
ches Unglück verursachet worden.
Frede-
gonde
stellet sich als verstünde sie es noch nicht/ und
biethet ihm ihre Leib-Medicos an; Allein der Bi-
schoff sagt: Lasset mich sterben/ und liebkoset
euch nur mit euren Verbrechen. Jch setze
alle meine Hoffnung auf GOtt/ dem ich ge-
dienet/ und vor welchem ich bald erscheinen
werde. Jch habe das Vertrauen/ daß die-
ser gerechte Richter mich werde rächen/ und
ihr einsten wegen meines Todes werdet
müssen Rede und Antwort geben.
Damit
gehet Fredegonde fort/ der Bischoff stirbet; wird
von allem Volcke sehr bekloget/ und sagt einer der
Königin unter Augen: Daß das eine ihrer größten
Ubelthaten sey/ so sie durch diesen Mord begangen.
Fredegonde läßt sich den darüber geschöpften Ver-
druß nicht mercken; sondern bittet diesen noch dar-
zu zur Tafel. Als er aber zu bleiben versaget: Hebt
sie an So werdet ihr mir doch nicht abschlagen/ ein
Glas Vitter-Wein bescheid zu thun. Dazu läßt
er sich bereden: Allein kaum hat er es getruncken/ so
wird er innen/ daß er Gift bekommen; Gehet auch
nur wenig Schritte/ so fällt er todt zur Erden nie-
der. p. 146.

Es
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des Koͤnigreichs Franckreich.
de iſt ſo verwegen/ und beſuchet ihn/ ſtellet ſich/
als ob ihr ſein Unfall leyd/ und fraget: Wer es
wol muͤſſe gethan haben? Der Biſchoff aber ant-
wortet: Warum fragt man/ woher dieſer
Stich komme? Kommt er denn nicht von
der Hand/ welche unſere Koͤnige ermorden
laſſen/ und ſo viel unſchuldig Blut vergoſ-
ſen; ja durch die in dem Reiche tauſendfa-
ches Ungluͤck verurſachet worden.
Frede-
gonde
ſtellet ſich als verſtuͤnde ſie es noch nicht/ und
biethet ihm ihre Leib-Medicos an; Allein der Bi-
ſchoff ſagt: Laſſet mich ſterben/ und liebkoſet
euch nur mit euren Verbrechen. Jch ſetze
alle meine Hoffnung auf GOtt/ dem ich ge-
dienet/ und vor welchem ich bald erſcheinen
werde. Jch habe das Vertrauen/ daß die-
ſer gerechte Richter mich werde raͤchen/ und
ihr einſten wegen meines Todes werdet
muͤſſen Rede und Antwort geben.
Damit
gehet Fredegonde fort/ der Biſchoff ſtirbet; wird
von allem Volcke ſehr bekloget/ und ſagt einer der
Koͤnigin unter Augen: Daß das eine ihrer groͤßten
Ubelthaten ſey/ ſo ſie durch dieſen Mord begangen.
Fredegonde laͤßt ſich den daruͤber geſchoͤpften Ver-
druß nicht mercken; ſondern bittet dieſen noch dar-
zu zur Tafel. Als er aber zu bleiben verſaget: Hebt
ſie an So werdet ihr mir doch nicht abſchlagen/ ein
Glas Vitter-Wein beſcheid zu thun. Dazu laͤßt
er ſich bereden: Allein kaum hat er es getruncken/ ſo
wird er innen/ daß er Gift bekommen; Gehet auch
nur wenig Schritte/ ſo faͤllt er todt zur Erden nie-
der. p. 146.

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[81/0101] des Koͤnigreichs Franckreich. de iſt ſo verwegen/ und beſuchet ihn/ ſtellet ſich/ als ob ihr ſein Unfall leyd/ und fraget: Wer es wol muͤſſe gethan haben? Der Biſchoff aber ant- wortet: Warum fragt man/ woher dieſer Stich komme? Kommt er denn nicht von der Hand/ welche unſere Koͤnige ermorden laſſen/ und ſo viel unſchuldig Blut vergoſ- ſen; ja durch die in dem Reiche tauſendfa- ches Ungluͤck verurſachet worden. Frede- gonde ſtellet ſich als verſtuͤnde ſie es noch nicht/ und biethet ihm ihre Leib-Medicos an; Allein der Bi- ſchoff ſagt: Laſſet mich ſterben/ und liebkoſet euch nur mit euren Verbrechen. Jch ſetze alle meine Hoffnung auf GOtt/ dem ich ge- dienet/ und vor welchem ich bald erſcheinen werde. Jch habe das Vertrauen/ daß die- ſer gerechte Richter mich werde raͤchen/ und ihr einſten wegen meines Todes werdet muͤſſen Rede und Antwort geben. Damit gehet Fredegonde fort/ der Biſchoff ſtirbet; wird von allem Volcke ſehr bekloget/ und ſagt einer der Koͤnigin unter Augen: Daß das eine ihrer groͤßten Ubelthaten ſey/ ſo ſie durch dieſen Mord begangen. Fredegonde laͤßt ſich den daruͤber geſchoͤpften Ver- druß nicht mercken; ſondern bittet dieſen noch dar- zu zur Tafel. Als er aber zu bleiben verſaget: Hebt ſie an So werdet ihr mir doch nicht abſchlagen/ ein Glas Vitter-Wein beſcheid zu thun. Dazu laͤßt er ſich bereden: Allein kaum hat er es getruncken/ ſo wird er innen/ daß er Gift bekommen; Gehet auch nur wenig Schritte/ ſo faͤllt er todt zur Erden nie- der. p. 146. Es F

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Zitationshilfe: Bohse, August: Des Frantzöischen Helicons auserlesene Winter-Früchte. [Bd. 1]. Leipzig, 1703, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bohse_helicon01_1703/101>, abgerufen am 05.05.2024.