Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Sünde ist der Leute Verderben. Spr. 14, 34. So betrüge dich
nicht mit falschem Glauben. Beym Glauben herrschet keine Sünde.
Wer nicht sein böses Herze fühlt, hat Glauben genug; wer aber dis kennt, der
sieht, wie schwer zu glauben ist. Es gehöret dazu die Kraft, durch die Chri-
stus von Todten erstanden, und die Paulus Eph. 1, 19. 20. mit 6. Macht-
worten beschreibt; und der Mensch hält nichts für leichter, als glauben. O
Sicherheit und Betrug, worinnen alle Welt hinläuft. HErr, steure ihm!

Jtzt gehst du sicher hin, und machst dir kein Gewissen,
Wird gleich in Werk und Wort viel Eitelkeit gehegt,
Da iede Sünde doch die Ruthe bey sich trägt,
Dafür du mit der Zeit gewiß wirst leiden müssen;
Es bleibet ohn' Entgeld dir keine Sünde frey,
Es folgt die Züchtigung, da du mit Reu wirst sagen:
Dis ist für dis und das, ich bin nicht zu beklagen,
Ich hab es wohl verdient. Doch sieh, daß diese Reu
Nicht erst im Tode komm', und grosse Schmerzen bringe:
Da quälen manchen ja auch wol die kleinsten Dinge;
Drum denk ans Todtenbett', und halte nichts geringe.

Die Sünde iſt der Leute Verderben. Spr. 14, 34. So betrüge dich
nicht mit falſchem Glauben. Beym Glauben herrſchet keine Sünde.
Wer nicht ſein böſes Herze fühlt, hat Glauben genug; wer aber dis kennt, der
ſieht, wie ſchwer zu glauben iſt. Es gehöret dazu die Kraft, durch die Chri-
ſtus von Todten erſtanden, und die Paulus Eph. 1, 19. 20. mit 6. Macht-
worten beſchreibt; und der Menſch hält nichts für leichter, als glauben. O
Sicherheit und Betrug, worinnen alle Welt hinläuft. HErr, ſteure ihm!

Jtzt gehſt du ſicher hin, und machſt dir kein Gewiſſen,
Wird gleich in Werk und Wort viel Eitelkeit gehegt,
Da iede Sünde doch die Ruthe bey ſich trägt,
Dafür du mit der Zeit gewiß wirſt leiden müſſen;
Es bleibet ohn’ Entgeld dir keine Sünde frey,
Es folgt die Züchtigung, da du mit Reu wirſt ſagen:
Dis iſt für dis und das, ich bin nicht zu beklagen,
Ich hab es wohl verdient. Doch ſieh, daß dieſe Reu
Nicht erſt im Tode komm’, und groſſe Schmerzen bringe:
Da quälen manchen ja auch wol die kleinſten Dinge;
Drum denk ans Todtenbett’, und halte nichts geringe.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0084" n="72"/>
        <div n="2">
          <dateline>13. <hi rendition="#aq">Mart.</hi></dateline><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi><hi rendition="#fr">ie Sünde i&#x017F;t der Leute Verderben.</hi> Spr. 14, 34. So betrüge dich<lb/>
nicht mit fal&#x017F;chem Glauben. Beym Glauben herr&#x017F;chet keine Sünde.<lb/>
Wer nicht &#x017F;ein bö&#x017F;es Herze fühlt, hat Glauben genug; wer aber dis kennt, der<lb/>
&#x017F;ieht, wie &#x017F;chwer zu glauben i&#x017F;t. Es gehöret dazu die Kraft, durch die Chri-<lb/>
&#x017F;tus von Todten er&#x017F;tanden, und die Paulus Eph. 1, 19. 20. mit 6. Macht-<lb/>
worten be&#x017F;chreibt; und der Men&#x017F;ch hält nichts für leichter, als glauben. O<lb/>
Sicherheit und Betrug, worinnen alle Welt hinläuft. HErr, &#x017F;teure ihm!</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jtzt geh&#x017F;t du &#x017F;icher hin, und mach&#x017F;t dir kein Gewi&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Wird gleich in Werk und Wort viel Eitelkeit gehegt,</l><lb/>
            <l>Da iede Sünde doch die Ruthe bey &#x017F;ich trägt,</l><lb/>
            <l>Dafür du mit der Zeit gewiß wir&#x017F;t leiden mü&#x017F;&#x017F;en;</l><lb/>
            <l>Es bleibet ohn&#x2019; Entgeld dir keine Sünde frey,</l><lb/>
            <l>Es folgt die Züchtigung, da du mit Reu wir&#x017F;t &#x017F;agen:</l><lb/>
            <l>Dis i&#x017F;t für dis und das, ich bin nicht zu beklagen,</l><lb/>
            <l>Ich hab es wohl verdient. Doch &#x017F;ieh, daß die&#x017F;e Reu</l><lb/>
            <l>Nicht er&#x017F;t im Tode komm&#x2019;, und gro&#x017F;&#x017F;e Schmerzen bringe:</l><lb/>
            <l>Da quälen manchen ja auch wol die klein&#x017F;ten Dinge;</l><lb/>
            <l>Drum <hi rendition="#fr">denk ans Todtenbett&#x2019;,</hi> und <hi rendition="#fr">halte nichts geringe.</hi></l>
          </lg>
        </div><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0084] 13. Mart. Die Sünde iſt der Leute Verderben. Spr. 14, 34. So betrüge dich nicht mit falſchem Glauben. Beym Glauben herrſchet keine Sünde. Wer nicht ſein böſes Herze fühlt, hat Glauben genug; wer aber dis kennt, der ſieht, wie ſchwer zu glauben iſt. Es gehöret dazu die Kraft, durch die Chri- ſtus von Todten erſtanden, und die Paulus Eph. 1, 19. 20. mit 6. Macht- worten beſchreibt; und der Menſch hält nichts für leichter, als glauben. O Sicherheit und Betrug, worinnen alle Welt hinläuft. HErr, ſteure ihm! Jtzt gehſt du ſicher hin, und machſt dir kein Gewiſſen, Wird gleich in Werk und Wort viel Eitelkeit gehegt, Da iede Sünde doch die Ruthe bey ſich trägt, Dafür du mit der Zeit gewiß wirſt leiden müſſen; Es bleibet ohn’ Entgeld dir keine Sünde frey, Es folgt die Züchtigung, da du mit Reu wirſt ſagen: Dis iſt für dis und das, ich bin nicht zu beklagen, Ich hab es wohl verdient. Doch ſieh, daß dieſe Reu Nicht erſt im Tode komm’, und groſſe Schmerzen bringe: Da quälen manchen ja auch wol die kleinſten Dinge; Drum denk ans Todtenbett’, und halte nichts geringe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/84
Zitationshilfe: Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/84>, abgerufen am 21.11.2024.