Versuchet euch selbst, ob ihr im Glauben seyd. 2 Cor. 13, 5. Mancher würde bekehrt und gläubig, so er sich nicht dafür hielte, und dächte: Er wäre ja kein Heyde, er hätte schon den Glauben. Denn wer Glauben hat, denket oft, er hat keinen, und wer ihn nicht hat, meynt, er habe Glauben genug. Aber der Glaube wird nur in tief gebeugten Herzen gewirket, da man seine Sünde recht fühlen und groß achten lernet, so daß man sich von Herzen, wie zuvor mit dem Munde, für den größten Sünder hält, und unter alle Creatu- ren beuget. Ohne diese Busse gehest du nicht durch die rechte Pforte, und dein Glaube ist falsch und ein blosser Gedanke: denn der Glaube ist das aller- schwerste, auch einem Kinde GOttes. Er nimmt Christum ins Herz, und überwindet Teufel Welt und alle Sünden; dis gehet nicht so leicht zu. Wäre dein Glaube der wahre Glaube, so wäre nichts leichters: denn was ist leichter als ein blosser Gedanke? Es wäre auch kein Gebet um Glauben, kein Kampf und Prüfung nöthig, und dieser Spruch vergeblich in der Bibel. Denn solchen Glauben haben alle, auch die Gottlosesten. Aber nein, er heißt ja der Sieg über die Welt, und musten die ersten Christen sich prüfen, wie viel mehr wir. Darum nimm das sicherste, und bitte erst um Glauben, der im Tode bestehe.
Gib mir nach deiner Barmherzigkeit den wahren Christen-Glauben etc. Num. 263.
16. Dec.
Verſuchet euch ſelbſt, ob ihr im Glauben ſeyd. 2 Cor. 13, 5. Mancher würde bekehrt und gläubig, ſo er ſich nicht dafür hielte, und dächte: Er wäre ja kein Heyde, er hätte ſchon den Glauben. Denn wer Glauben hat, denket oft, er hat keinen, und wer ihn nicht hat, meynt, er habe Glauben genug. Aber der Glaube wird nur in tief gebeugten Herzen gewirket, da man ſeine Sünde recht fühlen und groß achten lernet, ſo daß man ſich von Herzen, wie zuvor mit dem Munde, für den größten Sünder hält, und unter alle Creatu- ren beuget. Ohne dieſe Buſſe geheſt du nicht durch die rechte Pforte, und dein Glaube iſt falſch und ein bloſſer Gedanke: denn der Glaube iſt das aller- ſchwerſte, auch einem Kinde GOttes. Er nimmt Chriſtum ins Herz, und überwindet Teufel Welt und alle Sünden; dis gehet nicht ſo leicht zu. Wäre dein Glaube der wahre Glaube, ſo wäre nichts leichters: denn was iſt leichter als ein bloſſer Gedanke? Es wäre auch kein Gebet um Glauben, kein Kampf und Prüfung nöthig, und dieſer Spruch vergeblich in der Bibel. Denn ſolchen Glauben haben alle, auch die Gottloſeſten. Aber nein, er heißt ja der Sieg über die Welt, und muſten die erſten Chriſten ſich prüfen, wie viel mehr wir. Darum nimm das ſicherſte, und bitte erſt um Glauben, der im Tode beſtehe.
Gib mir nach deiner Barmherzigkeit den wahren Chriſten-Glauben ꝛc. Num. 263.
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16. Dec.
Verſuchet euch ſelbſt, ob ihr im Glauben ſeyd. 2 Cor. 13, 5. Mancher
würde bekehrt und gläubig, ſo er ſich nicht dafür hielte, und dächte: Er
wäre ja kein Heyde, er hätte ſchon den Glauben. Denn wer Glauben hat,
denket oft, er hat keinen, und wer ihn nicht hat, meynt, er habe Glauben genug.
Aber der Glaube wird nur in tief gebeugten Herzen gewirket, da man ſeine
Sünde recht fühlen und groß achten lernet, ſo daß man ſich von Herzen, wie
zuvor mit dem Munde, für den größten Sünder hält, und unter alle Creatu-
ren beuget. Ohne dieſe Buſſe geheſt du nicht durch die rechte Pforte, und dein
Glaube iſt falſch und ein bloſſer Gedanke: denn der Glaube iſt das aller-
ſchwerſte, auch einem Kinde GOttes. Er nimmt Chriſtum ins Herz, und
überwindet Teufel Welt und alle Sünden; dis gehet nicht ſo leicht zu. Wäre
dein Glaube der wahre Glaube, ſo wäre nichts leichters: denn was iſt leichter
als ein bloſſer Gedanke? Es wäre auch kein Gebet um Glauben, kein Kampf
und Prüfung nöthig, und dieſer Spruch vergeblich in der Bibel. Denn ſolchen
Glauben haben alle, auch die Gottloſeſten. Aber nein, er heißt ja der Sieg
über die Welt, und muſten die erſten Chriſten ſich prüfen, wie viel mehr wir.
Darum nimm das ſicherſte, und bitte erſt um Glauben, der im Tode beſtehe.
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Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 350. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/366>, abgerufen am 17.07.2024.
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