Die Fleißigen kriegen genug. Spr. 13, 4. Matth. 24, 48. Du bist verzagt, als köntest du keine Kraft kriegen. Was ist die Schuld? Sicherheit, Faulheit und Untreue. Du denkst noch lange Zeit zu haben, da du doch keine Stunde sicher bist; und bist daher nicht stündlich recht ernstlich, fleißig und brünstig, dir Kraft auszubitten, daß du auch im Tode bestehest, und immer fertig seyst: du widerstehest nicht bald der Sünde; da wird sie gleich mächtig, du schwach, und also freylich verzagt: du bist nicht treu in dem, was du hast; und da kanst du allerdings nicht mehr bekommen. Wirst du nur im Gebet und Wort fleißig und treu seyn, so wird GOtt gewiß sein Wort erfül- len, und dir genug geben; sonst nicht. Darum merke: So du nicht deiner stündlich* wahrnimmst, immer wachest und betest; und die Sünde, auch alles, was dich hindert, ablegest, hingegen in dem, was du weissest, daß dichs för- dert, nicht allen Fleiß anwendest: so kömmst du nicht durch; das sey dir tausendmal für einmal gesagt. Darum sollen wir nicht nur einigen, son- dern NB. allen, und bey mehrer Gnade, noch täglich mehrern Fleiß anwenden, Denn es geht dem Strom entgegen. Siehe a. 2 Petr. 1, 5-10.
* p. 352.
HErr, treib zu stetem Fleiß mich an, und laß mich alles fliehn und hassen, Was mich im mindsten hindern kan; und nichts, was fördert, unterlassen.
7. Nov.
Die Fleißigen kriegen genug. Spr. 13, 4. Matth. 24, 48. Du biſt verzagt, als könteſt du keine Kraft kriegen. Was iſt die Schuld? Sicherheit, Faulheit und Untreue. Du denkſt noch lange Zeit zu haben, da du doch keine Stunde ſicher biſt; und biſt daher nicht ſtündlich recht ernſtlich, fleißig und brünſtig, dir Kraft auszubitten, daß du auch im Tode beſteheſt, und immer fertig ſeyſt: du widerſteheſt nicht bald der Sünde; da wird ſie gleich mächtig, du ſchwach, und alſo freylich verzagt: du biſt nicht treu in dem, was du haſt; und da kanſt du allerdings nicht mehr bekommen. Wirſt du nur im Gebet und Wort fleißig und treu ſeyn, ſo wird GOtt gewiß ſein Wort erfül- len, und dir genug geben; ſonſt nicht. Darum merke: So du nicht deiner ſtündlich* wahrnimmſt, immer wacheſt und beteſt; und die Sünde, auch alles, was dich hindert, ablegeſt, hingegen in dem, was du weiſſeſt, daß dichs för- dert, nicht allen Fleiß anwendeſt: ſo kömmſt du nicht durch; das ſey dir tauſendmal für einmal geſagt. Darum ſollen wir nicht nur einigen, ſon- dern NB. allen, und bey mehrer Gnade, noch täglich mehrern Fleiß anwenden, Denn es geht dem Strom entgegen. Siehe a. 2 Petr. 1, 5-10.
* p. 352.
HErr, treib zu ſtetem Fleiß mich an, und laß mich alles fliehn und haſſen, Was mich im mindſten hindern kan; und nichts, was fördert, unterlaſſen.
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7. Nov.
Die Fleißigen kriegen genug. Spr. 13, 4. Matth. 24, 48. Du biſt
verzagt, als könteſt du keine Kraft kriegen. Was iſt die Schuld?
Sicherheit, Faulheit und Untreue. Du denkſt noch lange Zeit zu haben, da
du doch keine Stunde ſicher biſt; und biſt daher nicht ſtündlich recht ernſtlich,
fleißig und brünſtig, dir Kraft auszubitten, daß du auch im Tode beſteheſt,
und immer fertig ſeyſt: du widerſteheſt nicht bald der Sünde; da wird ſie gleich
mächtig, du ſchwach, und alſo freylich verzagt: du biſt nicht treu in dem, was
du haſt; und da kanſt du allerdings nicht mehr bekommen. Wirſt du nur im
Gebet und Wort fleißig und treu ſeyn, ſo wird GOtt gewiß ſein Wort erfül-
len, und dir genug geben; ſonſt nicht. Darum merke: So du nicht deiner
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wahrnimmſt, immer wacheſt und beteſt; und die Sünde, auch alles,
was dich hindert, ablegeſt, hingegen in dem, was du weiſſeſt, daß dichs för-
dert, nicht allen Fleiß anwendeſt: ſo kömmſt du nicht durch; das ſey dir
tauſendmal für einmal geſagt. Darum ſollen wir nicht nur einigen, ſon-
dern NB. allen, und bey mehrer Gnade, noch täglich mehrern Fleiß anwenden,
Denn es geht dem Strom entgegen. Siehe a. 2 Petr. 1, 5-10.
* p. 352.
HErr, treib zu ſtetem Fleiß mich an, und laß mich alles fliehn und haſſen,
Was mich im mindſten hindern kan; und nichts, was fördert, unterlaſſen.
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Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/327>, abgerufen am 17.07.2024.
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