Wer ist wie der HErr, unser GOtt, der sich so hoch gesetzet hat, und auf das Niedrige siehet im Himmel und auf Erden? Ps. 113, 5. 6. Er zerstreuet, die hoffärtig sind in ihres Herzens Sinn, (wenn sie gleich äusserlich demüthig scheinen:) Er stösset die Gewaltigen vom Stuhl, (wie er an dem that, der da sagte: das ist die grosse Babel etc. Dan. 4, 27.) und erhebet die Elenden. Luc. 1, 52. (Darum) suchet Demuth. Zeph. 2, 3. Denn ist alles, auch im Himmel, vor der Maje- stät GOttes niedrig und klein: wie sollen wir nicht auf Erden uns demü- thigen, da wir noch so viele Sünden haben? Auch bey Frömmsten ist noch viel verborgene Sünde im Herzen, so sie aber beym Wachsthum mehr er- kennen. Fühlst du nun nichts, denke nicht, es ist nichts mehr da; es ist nur desto verborgener und gefährlicher, ja wol ein Anfang zur Sicherheit, zum Rückfall: darum traue dir nie, und sey nicht stolz. Die mit der Sünde so bald fertig sind, die sind nicht die rechten Geister.
Mach, o HErr! mich immer kleiner, führ mich in die Niedrigkeit, Immer kleiner! immer kleiner! sey mein Wahlspruch allezeit. Mach mich kriechend, tief gebücket, als ein kleines Würmelein: Weil dein Aug auf die nur blicket, die fein klein und niedrig seyn, Und weil, die auf Höhen stehen, dir stets aus den Augen gehen.
11. Octobr.
Wer iſt wie der HErr, unſer GOtt, der ſich ſo hoch geſetzet hat, und auf das Niedrige ſiehet im Himmel und auf Erden? Pſ. 113, 5. 6. Er zerſtreuet, die hoffärtig ſind in ihres Herzens Sinn, (wenn ſie gleich äuſſerlich demüthig ſcheinen:) Er ſtöſſet die Gewaltigen vom Stuhl, (wie er an dem that, der da ſagte: das iſt die groſſe Babel ꝛc. Dan. 4, 27.) und erhebet die Elenden. Luc. 1, 52. (Darum) ſuchet Demuth. Zeph. 2, 3. Denn iſt alles, auch im Himmel, vor der Maje- ſtät GOttes niedrig und klein: wie ſollen wir nicht auf Erden uns demü- thigen, da wir noch ſo viele Sünden haben? Auch bey Frömmſten iſt noch viel verborgene Sünde im Herzen, ſo ſie aber beym Wachsthum mehr er- kennen. Fühlſt du nun nichts, denke nicht, es iſt nichts mehr da; es iſt nur deſto verborgener und gefährlicher, ja wol ein Anfang zur Sicherheit, zum Rückfall: darum traue dir nie, und ſey nicht ſtolz. Die mit der Sünde ſo bald fertig ſind, die ſind nicht die rechten Geiſter.
Mach, o HErr! mich immer kleiner, führ mich in die Niedrigkeit, Immer kleiner! immer kleiner! ſey mein Wahlſpruch allezeit. Mach mich kriechend, tief gebücket, als ein kleines Würmelein: Weil dein Aug auf die nur blicket, die fein klein und niedrig ſeyn, Und weil, die auf Höhen ſtehen, dir ſtets aus den Augen gehen.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0296"n="284"/><divn="2"><dateline>11. <hirendition="#aq">Octobr.</hi></dateline><lb/><p><hirendition="#in">W</hi><hirendition="#fr">er iſt wie der HErr, unſer GOtt, der ſich ſo hoch geſetzet hat,<lb/>
und auf das Niedrige ſiehet im Himmel und auf Erden?</hi> Pſ.<lb/>
113, 5. 6. <hirendition="#fr">Er zerſtreuet, die hoffärtig ſind in ihres Herzens Sinn,</hi><lb/>
(wenn ſie gleich äuſſerlich demüthig ſcheinen:) <hirendition="#fr">Er ſtöſſet die Gewaltigen<lb/>
vom Stuhl,</hi> (wie er an dem that, der da ſagte: das iſt die groſſe Babel ꝛc.<lb/>
Dan. 4, 27.) <hirendition="#fr">und erhebet die Elenden.</hi> Luc. 1, 52. (Darum) <hirendition="#fr">ſuchet<lb/>
Demuth.</hi> Zeph. 2, 3. Denn iſt alles, auch im Himmel, vor der Maje-<lb/>ſtät GOttes niedrig und klein: wie ſollen wir nicht auf Erden uns demü-<lb/>
thigen, da wir noch ſo viele Sünden haben? Auch bey Frömmſten iſt noch<lb/>
viel verborgene Sünde im Herzen, ſo ſie aber beym Wachsthum mehr er-<lb/>
kennen. Fühlſt du nun nichts, denke nicht, es iſt nichts mehr da; es iſt nur<lb/>
deſto verborgener und gefährlicher, ja wol ein Anfang zur Sicherheit,<lb/>
zum Rückfall: darum traue dir nie, und ſey nicht ſtolz. Die mit der Sünde<lb/>ſo bald fertig ſind, die ſind nicht die rechten Geiſter.</p><lb/><lgtype="poem"><l>Mach, o HErr! mich immer kleiner, führ mich in die Niedrigkeit,</l><lb/><l><hirendition="#fr">Immer kleiner! immer kleiner!</hi>ſey mein Wahlſpruch allezeit.</l><lb/><l>Mach mich kriechend, tief gebücket, als ein <hirendition="#fr">kleines Würmelein:</hi></l><lb/><l>Weil dein Aug auf <hirendition="#fr">die nur blicket,</hi> die fein <hirendition="#fr">klein und niedrig</hi>ſeyn,</l><lb/><l>Und weil, die auf Höhen ſtehen, dir <hirendition="#fr">ſtets</hi> aus den Augen gehen.</l></lg></div><lb/></div></body></text></TEI>
[284/0296]
11. Octobr.
Wer iſt wie der HErr, unſer GOtt, der ſich ſo hoch geſetzet hat,
und auf das Niedrige ſiehet im Himmel und auf Erden? Pſ.
113, 5. 6. Er zerſtreuet, die hoffärtig ſind in ihres Herzens Sinn,
(wenn ſie gleich äuſſerlich demüthig ſcheinen:) Er ſtöſſet die Gewaltigen
vom Stuhl, (wie er an dem that, der da ſagte: das iſt die groſſe Babel ꝛc.
Dan. 4, 27.) und erhebet die Elenden. Luc. 1, 52. (Darum) ſuchet
Demuth. Zeph. 2, 3. Denn iſt alles, auch im Himmel, vor der Maje-
ſtät GOttes niedrig und klein: wie ſollen wir nicht auf Erden uns demü-
thigen, da wir noch ſo viele Sünden haben? Auch bey Frömmſten iſt noch
viel verborgene Sünde im Herzen, ſo ſie aber beym Wachsthum mehr er-
kennen. Fühlſt du nun nichts, denke nicht, es iſt nichts mehr da; es iſt nur
deſto verborgener und gefährlicher, ja wol ein Anfang zur Sicherheit,
zum Rückfall: darum traue dir nie, und ſey nicht ſtolz. Die mit der Sünde
ſo bald fertig ſind, die ſind nicht die rechten Geiſter.
Mach, o HErr! mich immer kleiner, führ mich in die Niedrigkeit,
Immer kleiner! immer kleiner! ſey mein Wahlſpruch allezeit.
Mach mich kriechend, tief gebücket, als ein kleines Würmelein:
Weil dein Aug auf die nur blicket, die fein klein und niedrig ſeyn,
Und weil, die auf Höhen ſtehen, dir ſtets aus den Augen gehen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/296>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.