Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755.11. Maj. HERR, wie lange verbirgest du dein Antlitz vor mir? Ps. 13, 2. Verbirg, o HErr! dich nicht vor mir, verlaß mich nicht, ich schrey zu dir: Ach nein! wie kanst du den verlassen, den du mit deinem Blut erkauft? Der auch auf deinen Tod getauft, und dich im Glauben sucht zu fassen, Dem sich dein Blut zum Tranke giebt, ja den du ewig hast geliebt? 11. Maj. HERR, wie lange verbirgeſt du dein Antlitz vor mir? Pſ. 13, 2. Verbirg, o HErr! dich nicht vor mir, verlaß mich nicht, ich ſchrey zu dir: Ach nein! wie kanſt du den verlaſſen, den du mit deinem Blut erkauft? Der auch auf deinen Tod getauft, und dich im Glauben ſucht zu faſſen, Dem ſich dein Blut zum Tranke giebt, ja den du ewig haſt geliebt? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0143" n="131"/> <div n="2"> <dateline>11. <hi rendition="#aq">Maj.</hi></dateline><lb/> <p><hi rendition="#in">H</hi><hi rendition="#fr">ERR, wie lange verbirgeſt du dein Antlitz vor mir?</hi> Pſ. 13, 2.<lb/> Göttl. Antw. <hi rendition="#fr">Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlaſſen,<lb/> aber mit groſſer Barmherzigkeit will Ich dich ſammlen. Ich habe<lb/> mein Angeſicht im Augenblick des Zorns ein wenig von dir verbor-<lb/> gen, aber mit ewiger Gnade will ich mich dein erbarmen.</hi> (Denn) <hi rendition="#fr">ich<lb/> habe geſchworen</hi> (wie bey dem Waſſer Noah) <hi rendition="#fr">daß ich nicht über dich<lb/> zürnen, noch dich ſchelten will.</hi> Eſ. 54, 7-9. GOtt macht uns eine Ver-<lb/> heiſſung im Gebet lebendig, und wir denken, Er wird bald helfen; aber Er<lb/> verbirget ſich drauf nicht nur lange, ſondern es geht auch ſo wunderlich und<lb/> verkehrt, als wenn alles nichts wäre: als wenn, wie Luth. ſagt, <hi rendition="#fr">nichts un-<lb/> gewiſſers ſey, denn GOttes Wort, ja nichts ſo gar nichts ſey, als<lb/> GOtt ſelbſt iſt.</hi> Die ſolche Anfechtungen leugnen, kennen weder ſich,<lb/> noch den Satan. Du aber ſey da klug, und denke, GOtt hat was herrliches<lb/> vor. Du ſolt deine Unwürdigkeit nur mehr erkennen, Glauben und Geduld<lb/> üben, und noch mehr beten, und ſo dann deſto mehr bekommen.</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Verbirg, o HErr! dich nicht vor mir, verlaß mich nicht, ich ſchrey zu dir:</l><lb/> <l>Ach nein! wie kanſt du den verlaſſen, den du mit deinem Blut erkauft?</l><lb/> <l>Der auch auf deinen Tod getauft, und dich im Glauben ſucht zu faſſen,</l><lb/> <l>Dem ſich dein Blut zum Tranke giebt, ja den du ewig haſt geliebt?</l> </lg> </div><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [131/0143]
11. Maj.
HERR, wie lange verbirgeſt du dein Antlitz vor mir? Pſ. 13, 2.
Göttl. Antw. Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlaſſen,
aber mit groſſer Barmherzigkeit will Ich dich ſammlen. Ich habe
mein Angeſicht im Augenblick des Zorns ein wenig von dir verbor-
gen, aber mit ewiger Gnade will ich mich dein erbarmen. (Denn) ich
habe geſchworen (wie bey dem Waſſer Noah) daß ich nicht über dich
zürnen, noch dich ſchelten will. Eſ. 54, 7-9. GOtt macht uns eine Ver-
heiſſung im Gebet lebendig, und wir denken, Er wird bald helfen; aber Er
verbirget ſich drauf nicht nur lange, ſondern es geht auch ſo wunderlich und
verkehrt, als wenn alles nichts wäre: als wenn, wie Luth. ſagt, nichts un-
gewiſſers ſey, denn GOttes Wort, ja nichts ſo gar nichts ſey, als
GOtt ſelbſt iſt. Die ſolche Anfechtungen leugnen, kennen weder ſich,
noch den Satan. Du aber ſey da klug, und denke, GOtt hat was herrliches
vor. Du ſolt deine Unwürdigkeit nur mehr erkennen, Glauben und Geduld
üben, und noch mehr beten, und ſo dann deſto mehr bekommen.
Verbirg, o HErr! dich nicht vor mir, verlaß mich nicht, ich ſchrey zu dir:
Ach nein! wie kanſt du den verlaſſen, den du mit deinem Blut erkauft?
Der auch auf deinen Tod getauft, und dich im Glauben ſucht zu faſſen,
Dem ſich dein Blut zum Tranke giebt, ja den du ewig haſt geliebt?
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