Es sey aber ferne von mir rühmen, denn allein von dem Creutze unsers HErrn JEsu Christi, durch welchen mir die Welt ge- creutziget ist, und ich der Welt. Gal. 6, 14. Ein Gläubiger weiß von nichts zu rühmen, als von Christo; bey den besten Werken ruft Er oft tief gebeugt aus: HErr, gehe nicht ins Gerichte! So steht auch mein Heil, mein Ruhm und Trostgrund nicht in Werken, sondern in Christo, und der blossen Gnade, nach welcher der HErr mir reichlich und täglich Sünde ver- gibt, bedecket und nicht zurechnet: da bleibe ich stets im Friede, gewiß und veste: denn Christi Creutz ist eine unumstößliche Grundveste.
Mein JESU! laß mich stets zu deinem Creutze fliehen, Dich, als ein nackend Kind, im Glauben anzuziehen, Ja laß dein Creutz und Blut nur meinen Ruhm allein, Hingegen diese Welt gecreutziget mir seyn. O! dämpfe doch in mir nur alles eigne Wesen, Und laß zum Ziel und Zweck mich dich allein erlesen, Und deine Lieb' und Ehr; was sich noch selber sucht, In Eigenlieb und Ehr, sey ewiglich verflucht. Laß doch mein Reden, Thun, Begehren und Gedenken, Von Eigenheit befreyt, zu dir allein sich lenken.
2. April.
Es ſey aber ferne von mir rühmen, denn allein von dem Creutze unſers HErrn JEſu Chriſti, durch welchen mir die Welt ge- creutziget iſt, und ich der Welt. Gal. 6, 14. Ein Gläubiger weiß von nichts zu rühmen, als von Chriſto; bey den beſten Werken ruft Er oft tief gebeugt aus: HErr, gehe nicht ins Gerichte! So ſteht auch mein Heil, mein Ruhm und Troſtgrund nicht in Werken, ſondern in Chriſto, und der bloſſen Gnade, nach welcher der HErr mir reichlich und täglich Sünde ver- gibt, bedecket und nicht zurechnet: da bleibe ich ſtets im Friede, gewiß und veſte: denn Chriſti Creutz iſt eine unumſtößliche Grundveſte.
Mein JESU! laß mich ſtets zu deinem Creutze fliehen, Dich, als ein nackend Kind, im Glauben anzuziehen, Ja laß dein Creutz und Blut nur meinen Ruhm allein, Hingegen dieſe Welt gecreutziget mir ſeyn. O! dämpfe doch in mir nur alles eigne Weſen, Und laß zum Ziel und Zweck mich dich allein erleſen, Und deine Lieb’ und Ehr; was ſich noch ſelber ſucht, In Eigenlieb und Ehr, ſey ewiglich verflucht. Laß doch mein Reden, Thun, Begehren und Gedenken, Von Eigenheit befreyt, zu dir allein ſich lenken.
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2. April.
Es ſey aber ferne von mir rühmen, denn allein von dem Creutze
unſers HErrn JEſu Chriſti, durch welchen mir die Welt ge-
creutziget iſt, und ich der Welt. Gal. 6, 14. Ein Gläubiger weiß von
nichts zu rühmen, als von Chriſto; bey den beſten Werken ruft Er oft tief
gebeugt aus: HErr, gehe nicht ins Gerichte! So ſteht auch mein Heil,
mein Ruhm und Troſtgrund nicht in Werken, ſondern in Chriſto, und der
bloſſen Gnade, nach welcher der HErr mir reichlich und täglich Sünde ver-
gibt, bedecket und nicht zurechnet: da bleibe ich ſtets im Friede, gewiß und
veſte: denn Chriſti Creutz iſt eine unumſtößliche Grundveſte.
Mein JESU! laß mich ſtets zu deinem Creutze fliehen,
Dich, als ein nackend Kind, im Glauben anzuziehen,
Ja laß dein Creutz und Blut nur meinen Ruhm allein,
Hingegen dieſe Welt gecreutziget mir ſeyn.
O! dämpfe doch in mir nur alles eigne Weſen,
Und laß zum Ziel und Zweck mich dich allein erleſen,
Und deine Lieb’ und Ehr; was ſich noch ſelber ſucht,
In Eigenlieb und Ehr, ſey ewiglich verflucht.
Laß doch mein Reden, Thun, Begehren und Gedenken,
Von Eigenheit befreyt, zu dir allein ſich lenken.
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Bogatzky, Carl Heinrich von: Güldenes Schatz-Kästlein der Kinder GOttes, deren Schatz im Himmel ist. Halle, 1755, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bogatzky_gueldenes_1739/104>, abgerufen am 16.02.2025.
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