Börne, Ludwig: Briefe aus Paris. Bd. 6. Paris, 1834.einen Punkt der gerichtlichen Medizin in das einen Punkt der gerichtlichen Medizin in das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0058" n="46"/> einen Punkt der <hi rendition="#g">gerichtlichen Medizin</hi> in das<lb/> Reine zu bringen. Darauf ſchreiben die legetimiſti¬<lb/> ſchen Blätter von Gift, ſprachen von Vergiftung.<lb/> Natürlich war das Verläumdung. Die Aerzte kamen<lb/> von Blaye zurück und die Legitimiſten, dieſe dummen<lb/> Pfaffen des monarchiſchen Prinzips, erzählten den<lb/> wahren Hergang der Sache, wie ſie ihn zu wiſſen<lb/> glaubten. Die Aerzte wären verlegen, ſchamroth,<lb/> ſtotternd vor der Herzogin erſchienen und hätten kein<lb/> Wort hervorzubringen gewußt. Sie aber, wie es<lb/> der Wittwe eines Märtyrers, der Mutter des<lb/> Wunderkindes gezieme, wäre ſtolz vor die armen<lb/> Doktoren hingetreten und hätte erhaben, erhaben,<lb/> ſehr erhaben über alle weiblichen Schwächen, ihnen<lb/> ſelbſt den Mund geöffnet und geſagt: „Ich weiß,<lb/> „warum Ihr gekommen; jetzt ſeid Ihr hier, jetzt un¬<lb/> „terſucht Ihr alles gehörig, und nicht eher ſollt Ihr<lb/> „das Zimmer verlaſſen, bis Ihr alles gehörig unter¬<lb/> „ſucht habt. Man ſoll wiſſen, woran man iſt:“<lb/> Die mediziniſchen Richter unterſuchten alles gehörig<lb/> und fanden alles gehörig, und gingen darauf mit<lb/><hi rendition="#g">rother Stirne</hi> fort. Mich ärgert die Geſchichte.<lb/> Jetzt wird nun Jarke mit dem ganzen monarchiſchen<lb/> Troſſe frohlockend ausrufen: „<hi rendition="#g">Seht Ihr</hi>, <hi rendition="#g">ſeht Ihr</hi>,<lb/> was von einer repräſentativen Verfaſſung heraus¬<lb/> kömmt, welche ſchöne Folgen Oeffentlichkeit und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [46/0058]
einen Punkt der gerichtlichen Medizin in das
Reine zu bringen. Darauf ſchreiben die legetimiſti¬
ſchen Blätter von Gift, ſprachen von Vergiftung.
Natürlich war das Verläumdung. Die Aerzte kamen
von Blaye zurück und die Legitimiſten, dieſe dummen
Pfaffen des monarchiſchen Prinzips, erzählten den
wahren Hergang der Sache, wie ſie ihn zu wiſſen
glaubten. Die Aerzte wären verlegen, ſchamroth,
ſtotternd vor der Herzogin erſchienen und hätten kein
Wort hervorzubringen gewußt. Sie aber, wie es
der Wittwe eines Märtyrers, der Mutter des
Wunderkindes gezieme, wäre ſtolz vor die armen
Doktoren hingetreten und hätte erhaben, erhaben,
ſehr erhaben über alle weiblichen Schwächen, ihnen
ſelbſt den Mund geöffnet und geſagt: „Ich weiß,
„warum Ihr gekommen; jetzt ſeid Ihr hier, jetzt un¬
„terſucht Ihr alles gehörig, und nicht eher ſollt Ihr
„das Zimmer verlaſſen, bis Ihr alles gehörig unter¬
„ſucht habt. Man ſoll wiſſen, woran man iſt:“
Die mediziniſchen Richter unterſuchten alles gehörig
und fanden alles gehörig, und gingen darauf mit
rother Stirne fort. Mich ärgert die Geſchichte.
Jetzt wird nun Jarke mit dem ganzen monarchiſchen
Troſſe frohlockend ausrufen: „Seht Ihr, ſeht Ihr,
was von einer repräſentativen Verfaſſung heraus¬
kömmt, welche ſchöne Folgen Oeffentlichkeit und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |